Christina Geiselhart

Paganini - Der Teufelsgeiger


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      Zitat

      … für den Geigenspieler muss das Geigenspielen so natürlich sein, wie es für den Vogel das Fliegen ist. Haben Sie jemals einen Vogel gesehen, der sich beim Erwachen des Morgens sagte: Oh, heute bin ich müde, also werde ich nicht fliegen …

      Yehudi Menuhin

      Impressum

      Die Autorin: Christina Geiselhart

      Deutsche Erstausgabe 2013

      Coverdesign und Buchsatz: © Thomas Auer, www.buchsatz.com

      Coverabbildung: © Hetty Krist

      Korrektorat: Dr. Matthias Auer, Bodman-Ludwigshafen

      © 2013 by Edition KOCH

      Edition KOCH, ein Imprint der KOCH International GmbH, A-6604 Höfen

       www.editionkoch.com

      ISBN 978-3-7081-0522-2

      Auch als Paperback erhältlich mit der ISBN 978-3-7081-0521-5

      Hinweis für den Leser:

      Kein Teil dieses Buchs darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, digitale Kopie oder einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet werden. Der Autor hat sich mit größter Sorgfalt darum bemüht, nur zutreffende Informationen in dieses Buch aufzunehmen. Es kann jedoch keinerlei Gewähr dafür übernommen werden, dass die Informationen in diesem Buch vollständig, wirksam und zutreffend sind. Der Verlag und der Autor übernehmen weder die Garantie noch die juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für Schäden jeglicher Art, die durch den Gebrauch von in diesem Buch enthaltenen Informationen verursacht werden können. Alle durch dieses Buch berührten Urheberrechte, sonstigen Schutzrechte und in diesem Buch erwähnten oder in Bezug genommenen Rechte hinsichtlich Eigennamen oder der Bezeichnung von Produkten und handelnden Personen stehen deren jeweiligen Inhabern zu.

      Inhalt

       Vorwort

       Teil 1

       Teil 2

       Teil 3

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      Vorwort

      Niccolò Paganini, wilder Bursche. Wir wären Freunde gewesen und hätten gemeinsam ’ne grandiose Show hingelegt. Wahrscheinlich war er sogar mal auf dem Kiez und trank sein Bierchen in der Ritze. Christina Geiselhart hat jahrelang in halb Europa recherchiert und ein spannendes Buch über sein verrücktes Leben und seine wilden Konzerttouren geschrieben. Schaut alle rein! Es lohnt sich echt!

      – Udo Lindenberg

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      1

      Genua 1786

      „Antonio, fermati … aspetta … halt an, Antonio!“

      Antonio war dabei, die schief gepflasterte Via Lorenzo hinauf nach Hause zu eilen. Unwillig drehte er sich um.

      „Was ist los, Giorgio?“

      „Hier ist ein Freund, der mit dir sprechen möchte!“

      Antonio blieb stehen, blickte den Kommenden mit verzerrtem Gesicht entgegen, die Augenbrauen zusammengezogen. Er wirkte gereizt. Giorgio Servetto runzelte die Stirn.

      „Was ist in dich gefahren, Antonio? Ich dachte, für Geschäfte bist du immer zu haben.“

      „Nicht heute!“, brummte der Angeredete. Er drückte seine Mütze tiefer in die Stirn und sagte mit leise bebender Stimme. „Niccolò ist tot! Ich muss rasch nach Hause.“

      „Niccolò? Wie seltsam!“ Giorgio kratzte sich verlegen im Nacken, lüftete die Mütze und fuhr mit drei Fingern durch den dunklen Lockenschopf. „Vor einigen Tagen war er noch putzmunter. Du hast mir erzählt, dass er für einen Vierjährigen erstaunlich geschickt an den Zupfinstrumenten rumfummle, die du vom Hafen bringst. Dabei sehe er so richtig glücklich aus, hast du gesagt!“

      „Hm!“, machte Antonio düster und wandte sich mit einem knappen Gruß ab. Giorgio zuckte mit den Achseln. Warum stellt er sich so an, fragte er sich. Jeden Tag sterben Kinder. Im armen Genua krepieren sie wie Fische im Netz. Ich muss ihn ablenken, dachte er, nahm zwei Stufen auf einmal und holte den Freund ein. Überschwänglich rief er:

      „Antonio, quanto sei stupido! Die Sache könnte dir Geld bringen. Und Geld magst du doch, Antonio.“

      „Ich hab jetzt keine Zeit, Geld zu machen, ich muss an die Beerdigung denken.“

      „Das ist ein wichtiger Punkt. Dein geliebter Niccolò soll doch um Santa Maria Willen nicht in den Gruben bestattet werden. Er soll ein echtes Grab haben, eines in geweihter Erde. Ohne einen Batzen Soldi geht das nicht!“

      „Gemeiner Hund!“, zischte Antonio und eilte mit großen Sprüngen weiter, an der Kathedrale San Lorenzo vorbei. Geschwind bog er in eine dunkle Gasse und verschwand zwischen den Häusern des Viertels San Andrea. Giorgio Servetto wandte sich zu seinem Begleiter um.

      „Tja, vielleicht sollten wir ein paar Tage warten. Sagen Sie es Ihrem Auftraggeber. Wie war doch eben sein Name?“

      „Signor Buonarotti.“ Der Fremde zog seine zerzausten Brauen hoch und zischte: „Wir wollen nicht warten.“

      „Hm!“, brummte nun Giorgio, legte die Stirn in Falten und riss ganz plötzlich weit die Augen auf, als sei ihm ein Licht aufgegangen. „Ja, Sie haben recht. Wieso eigentlich warten? Bringen Sie die Kisten einfach zu mir. Wir verladen sie dann in der Nacht wie üblich aufs Schiff.“

      Der Mann sah Giorgio schräg von der Seite aus verengten Augen an.

      „Wir vermeiden Zwischenstationen. Zu viele Eingeweihte, mi capisce? Ich werde einen anderen finden. Erklären Sie das Ihrem Freund.“ Er wandte sich zum Gehen. Giorgio behagte das nicht und er hielt ihn zurück. Er wollte sich um jeden Preis an der Sache beteiligen, wenn auch nicht viel Geld dabei heraussprang. Zwar hatte er noch nie etwas von diesem Buonarotti gehört, aber er wusste, um was es ging, denn er war ja nicht blöd und er war Student. Gescheiterter Musikstudent. Es ging um die Befreiung Italiens. Um die Bildung eines einheitlichen Staates, regiert von den eigenen Leuten. Fort mit den fremden Herrschern, die schon seit Jahrhunderten für ihre Interessen den italienischen Boden zu ihrem Schlachtfeld machten. Spanier, Engländer, Österreicher, alle wollen sich das Land unter den Nagel reißen. Sie alle sollten verschwinden! Dazu rief dieser Buonarotti auf und Giorgio gab ihm recht. Nur Antonio dachte anders. Er fürchtete das Chaos, er traute der einheimischen Aristokratie und dem gehobenen Bürgertum weniger als den Fremden. Antonio nannte die österreichische Regierung weise und erleuchtet. So ein Unsinn, rebellierte es in Giorgio! Antonio ist eben kein Student und versteht die Zusammenhänge nicht. Er denkt wie der einfache Mann und gibt sich zufrieden, weil wir hier in Genua besser dran sind als unsere Brüder in Rom unter dem machtgierigen Papsttum. Dort vegetiert das Volk noch unter mittelalterlichen Zuständen dahin und wird von einer verrotteten Priesterschaft verhetzt, sich ja nicht aufzulehnen, sonst sei das Paradies verloren. Vor einigen Jahrhunderten – das war Giorgio bekannt, denn er besaß