Linus Volkmann

Das Geheimnis eines Sommers


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      Linus Volkmann

      Das Geheimnis

       eines Sommers

      ein Drama

      SuKuLTuR

       2013

      für meike

      deren aufregendes leben

       grundlage dieser geschichte ist

      die personen

      ulrike

      kommt ursprünglich aus der ddr, ist angenehm bescheiden und kollegial. sie hat aschblonde locken und wenn es das wetter zulässt, trägt sie gern einen wagenradgroßen strohhut und schämt sich heimlich für ihre armut.

      jackie

      ist frech, klein, blond und agitiert gut. mit palischal und prada ist sie die speerspitze der avantgarde. hochputzig und hochpolitisch. oft ist sie sehr hungrig und sehnt sich nach süßigkeiten, die sie dann auch aufspürt und verzehrt. sie kann karate.

      gudrun

      ist schön normal, liebt ihren freund, andreas, und ist gern auf reisen. sie hat kastanienbraunes schulterlanges haar, nussbraune haut und ein schmales gesicht.

      brigitte

      ist hochbegabt mit allen negativen folgen, lebt privat eher asexuell, ist aber auf der reise von der körperlichkeit der anderen mädchen angezogen – verachtet aber deren nicht-hochbegabtheit. knotet die streng zurückgekämmten haare hinten zu einem geheimnisvollen dutt. wie alle vier studiert auch sie skandinavistik und kulturanthropologie und hat ebenfalls einen studentischen hilfsjob bei der professorin lorenz.

      maria

      ist messy mit allen negativen folgen. und die fünfte in der clique. eigentlich wollte auch sie mit in den urlaub, um ihren sommersprossigen teint aufzubessern und zu lachen. dann aber taucht sie nicht auf…

      andreas

      ist der freund von gudrun. sie vertrauen sich blind. er kifft gern und ist dennoch sportlich.

      Professorin lorenz

      schickte kurzfristig eine mail, dass alle fünf mädchen gleichzeitig in den semesterferien frei haben können. das ist sonst nicht so ihre art, was die gruppe aber nur umso mehr freute. sie besetzt einen lehrstuhl für alt-isländisch.

      erster aufzug

       mitfahrgesellschaft

      der lärm der vorüberziehenden straße erfüllt das innere eines wagens. darin fahren vier mädchen. alles ist eng gepackt mit taschen und belegten broten und säften und energy-drinks aus einer discount-kette. marathon heißen letztere. die gesichter der mädchen sind rosig, sie haben vorgeschlafen. es geht in den gemeinsamen urlaub. es geht ihnen gut. es geht nach portugal an die algarve.

      ulrike [empört]: hier hinten stinkt es! ich glaube, steinpilz-jackie hat gepubt.

      jackie: ja von wegen. dir erzähle ich noch einmal, dass meine enzyme zu schwach sind, pilze zu verdauen! außerdem ist das, was du da riechst die gudrun. die hat eben auf höhe homberg/efze ihre stinkepömps ausgezogen. daher der strenge geruch.

      gudrun: alte petze. ich trage die schuhe halt schon seit gestern früh. und jetzt hier in brigittes ente kann ich sie doch unmöglich anbehalten. die fahrt dauert schließlich zwei tage am stück.

      brigitte: ich korrigiere, vier tage. ich kann nämlich hier auf dem standstreifen nur 50 fahren. alles andere ist mir zu schnell. ich bin doch nicht michael schuster.

      gudrun: schumacher, heißt das. [erklärend] von dem ist mein freund andreas auch fan.

      jackie: mein freund hat früher ja viel fanzines gemacht.

      ulrike [interessiert]: über michael schumacher?

      jackie: nee, über punk und folk aus darmstadt.

      brigitte [ungehalten]: dein freund… dein freund… dein freund! immer diese typen. jetzt ist girl-time in der ente! [der wagen schert bedrohlich aus]

      gudrun: guckst du bitte auf die straße! nur weil du deine ferien lieber auf lesbos verbringst, musst du uns nicht unsere macker madig machen.

      brigitte: was deutest du denn da an? etwa dass ich mit meinem iq von 200 auf frauen stehe?

      ulrike [verträumt]: also, ich bin auch single…

      brigitte: hört, hört! du schläfst in meinem zimmer. da hab ich was für dich.

      ulrike: okidoki.

      jackie: was hastn du für ulrike? was zum essen? gell, ich darf auch mal beißen?

      gudrun: du klingst aber sowieso schon, als hättest du den mund voll.

      jackie: öh, ich habe mich mal an euren fresskörben bedient.

      gudrun: bedient ist gut, die sind ja alle leer.

      brigitte: nee, ich musste vorhin doch scharf bremsen. das meiste liegt im fußraum.

      gudrun: ach, jetzt sehe ich es.

      ulrike: kein schöner anblick. ist mein gurkensalat wenigstens gerettet?

      jackie: sie baden gerade ihre füße darin. in fußraum? nein, in gurkensalat.

      brigitte: häh?

      jackie: na mensch, wie die palmolive-werbung.

      brigitte [überzeugt]: sowas guck ich nicht.

      ulrike: ich muss pinkeln.

      jackie: ich sowieso.

      gudrun: klasse, und ich will mir mal die nackten beine vertreten.

      brigitte: mist, und ich weiß nicht, wie man mit dem ding hier anhält.

      gudrun: mensch, biggi, bremsen musst du doch können. das ist das pedal ganz rechts.

      brigitte: pedal? was fürn pedal? ich steh total auf dem schlauch, echt.

      jackie: autofahren ist doch eh furchtbar. nach oben buckeln und nach unten treten. mampf?

      ulrike: jackie, isst du etwa den fußraumsalat?

      jackie: äh… nö!

      brigitte: wie hält man denn jetzt nochmal an?

      gudrun: unten bei deinen füßen sind doch pedale.

      brigitte: hä, da habe ich nur einen kasten wasser zu stehen. das einzige, was ich mache, ist an dem großen rad hier oben drehen.

      gudrun: was!? willst du uns umbringen? stell den kasten da weg. und das rad heißt steuer.

      zweiter aufzug

       ihr seid pferde!

      viele stunden später. es ist spätnachmittag. der schwarzwald und das malerische städtchen freiburg liegen hinter der ente.

      brigitte: gleich kommt die grenze. pässe bereithalten. und finster gucken – so als hättet ihr hasch. ich habe es nämlich satt, immer für voll das mauerblümchen gehalten zu werden.

      ulrike: spinnst du? die nehmen uns die ente auseinander und leuchten mit taschenlampen in deinen po. so habe ich mir meine ferien garantiert nicht vorgestellt.

      gudrun: genau. und von wegen grimmig gucken. guckt wie kleine pferde. wenn die uns rausbitten und mit drogenhunden belegen, bin ich geliefert. ich habe andreas, meinen kiffenden partner, doch zum abschied geküsst… mensch, ich rieche