Und wer denkt an uns Kinder?
1. Auflage, erschienen 4-2021
Umschlaggestaltung: Romeon Verlag
Text und Zeichnungern: Beate Birk
Layout: Romeon Verlag
ISBN (E-Book): 978-3-96229-823-4
Copyright © Romeon Verlag, Jüchen
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Beate Birk
Und wer denkt an uns Kinder?
Inhaltsverzeichnis
Not macht erfinderisch - Vorgeschichte
4. Kapitel: Das Mädchen mit dem Coronahütchen
5. Kapitel: Opa mischt sich ein
7. Kapitel: Eine druckreife Traumgeschichte
8. Kapitel: Ein Traum bekommt Junge…
9. Kapitel: Nicht ohne meinen Papa
10. Kapitel: Licht am Ende des Tunnels
Not macht erfinderisch - Vorgeschichte
Das ist die Geschichte von Felix. Er hat sie für euch aufgeschrieben.
Ich war traurig. Die Schule musste wegen Corona wieder zumachen. Ich war zu Hause und sollte von dort aus lernen. Die Arbeitsaufträge bekam ich über eine Mail, die Mama mir ausdruckte. Meine Lehrerin schrieb mir alles auf und auch noch ein paar freundliche Worte dazu. Das war ja nett von ihr. Aber viel lieber würde ich in die Schule gehen und sie dort treffen und natürlich meine Freunde.
Also saß ich am Küchentisch und bearbeitete meine Arbeitsaufträge. Manchmal musste ich Mama fragen. Die saß am Computer und arbeitete für ihren Chef von zu Hause aus.
Erst erklärte Mama mir alles geduldig, aber mit der Zeit wurde sie immer gereizter. Ich kannte diese Reaktion von ihr schon und ließ sie lieber in Ruhe.
„Mama, spielst du mit mir heute Nachmittag Brettspiele?“ „Felix, ich habe keine Zeit, ich muss arbeiten, den Haushalt machen, kochen, Briefe schreiben… kannst du dich nicht mal mit dir selbst beschäftigen oder mit Anna-Lena spielen?“ Anna-Lena ist meine große Schwester. Aber die hat andere Interessen als ich.
Nach einer Weile hatte ich meine Aufgaben erledigt. Bis zum Mittagessen war noch Zeit. Ich verzog mich in mein Kinderzimmer und spielte mit meiner Carrerabahn. Ich habe viele schöne Spielsachen, aber alleine spielen wird schnell langweilig.
Anna-Lena telefonierte mit einer Freundin und kicherte die ganze Zeit. Ich seufzte. Wenn sie kichert, scheint es ihr gut zu gehen.
Endlich legte sie den Hörer auf und wendete sich mir zu. „Spielst du mit mir, Anna-Lena?“ Fragte ich. Sie wuschelte mir durchs Haar und sagte: „Leider muss ich heute ein Referat vorbereiten. Das dauert eine Weile. Aber ich gebe dir einen Auftrag: Nimm ein Blatt Papier und schreibe auf, wen du in deiner Klasse schon immer ganz interessant fandest und mit dem du aber keinen oder kaum Kontakt hattest!“
„Wieso das denn?“ fragte ich. „Na, weil die Menschen jetzt viel mehr Zeit haben. Sonst sind sie sehr beschäftigt und viel unterwegs. Nun kannst du mit ihnen telefonieren, skypen oder WhatsAppen. Die freuen sich auch über Kontakt. Überlege dir, wen du in deiner Klasse schon immer mal was fragen wolltest!“
Komischer Auftrag! Aber da es mir eh langweilig war, setzte ich mich an den Tisch und kaute an meinem Stift. Ich überlegte eine Weile und dann fielen mir einige Kinder ein. Da war der neue Schüler in der Klasse, der ziemlich schüchtern ist. Er heißt Thomas.
Neulich erzählte er vor der Klasse, dass er Posaune spielt. Ich weiß gar nicht, wie das klingt, dachte ich. Und dann ist da Abdul, das kurdische Flüchtlingskind. Er sagte neulich das Nikolausgedicht so gekonnt auf. Und Melanie, die andere Leute so treffend imitieren konnte.
Ich schrieb auf mein Papier: Thomas, kannst du mir mal was über die Posaune erzählen? Und magst du was vorspielen, ein Video aufnehmen und mir über WhatsApp oder Mail zuschicken?
Abdul, wie hast du es geschafft, das lange Nikolausgedicht so gut auswendig zu lernen?
Melanie, seit wann kannst du Leute so gut imitieren? Und willst du uns eine Kostprobe deines schauspielerischen Talents zuschicken?
Mir fielen noch mehr Kinder ein. Aber drei sollten für den Anfang erst mal genügen. Ich rannte mit dem Zettel wieder zu meiner Schwester. Die telefonierte schon wieder und kicherte dabei.
Meine Schwester hatte keine Zeit für mich. Mama auch nicht. Papa arbeitete im Krankenhaus und war eh nicht da.
Wer hatte denn Zeit? Da fielen mir meine Großeltern ein. Die Oma bestimmt! Ich fragte Mama, ob ich mit ihrem Handy die Oma anrufen dürfe. Mama gab mir ihr Handy und wendete sich wieder ihrem Computer zu. Die Telefonnummer der Oma war eingespeichert. „Schneider,“ hörte ich Omas Stimme.
„Hallo Oma, hier ist Felix. Ich habe eine Frage an dich. Kannst du mir dabei helfen, neue Freunde zu finden?“ Ich erklärte ihr alles, was ich vorhatte. Die Oma meinte: „Das ist eine gute Idee. Ihr könntet eine Chat-Gruppe gründen. Aber vorher müsst ihr eure Eltern fragen, ob sie einverstanden sind. Das ist wichtig wegen des Datenschutzes. Gut wäre, wenn einer von euren Eltern das etwas überwacht.“