Peter Rieprich

Treffpunkt Mitte


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      karo

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      Peter Rieprich

      Treffpunkt Mitte

      Kriminalroman

      edition

karo Berlin 2012

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

      in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische

      Daten sind im Internet unter www.dnb.d-nb.de abrufbar.

      Peter Rieprich, TREFFPUNKT MITTE, Kriminalroman

      1. Auflage 2012

      © edition karo

      im Verlag Josefine Rosalski, Berlin

      www.edition-karo.de, alle Rechte vorbehalten

      Umschlagfoto„Invalidenfriedhof Berlin Mitte“: © Peter Rieprich

      Umschlaggestaltung: Katharina Joanowitsch, Hamburg

      Druck und Verarbeitung:

      Verlagsservice Niederland GmbH, Mörfelden/Walldorf

      ISBN 9783937881874

      PETER RIEPRICH, geboren 1954 in Geesthacht bei Hamburg, studierte Soziologie und Wirtschaftswissenschaften in Hamburg. Er war als Marktforscher, Werbegrafiker und Comic-Zeichner tätig, sowie auch in der bildenden Kunst: Fotografie, Siebdruck, Digital-Art. Rieprich publiziert regelmäßig Reisereportagen in Zeitschriften, Tageszeitungen und Internetportalen sowie Kurzgeschichten. 2007 veröffentlichte er einen satirischen Politthriller: Meier. Ein deutscher Geheimagent, und 2009 zusammen mit Norbert Kleemann den Kriminalroman Sieben Tage Neukölln. Peter Rieprich lebt in Berlin und Alicante/Spanien.

      INHALT

       Cover

       Titel

       Copyright

       Akquisition

       Angebot

       Nachfrage

       Vertrieb

       Bilanz

       Gewinn und Verlust

      Nichts hasste er so sehr wie das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Insbesondere sein Vater hatte die unnachahmliche Fähigkeit gehabt, ihn spüren zu lassen, dass er ihn für einen Versager hielt – natürlich ohne es auszusprechen. Seine Schwester machte kaum einen Hehl daraus, dass sie, das technische Genie der Familie, der eigentliche Erfolgsgarant der väterlichen Firma sei, und er als kaufmännischer Leiter lediglich für Misserfolge und Schwierigkeiten verantwortlich. Nun begegnete ihm diese Missachtung auch hier im Wirtschaftsministerium. Ließ man ihn doch schon eine geschlagene Viertelstunde auf dem Gang sitzen. Nun gut, der Sessel war bequem und eine Auswahl in- und ausländischer Wirtschaftspresse auf dem kleinen Tisch hätte möglicherweise eine gewisse Unterhaltung geboten, aber nicht einmal einen Kaffee oder ein Mineralwasser bot man ihm an, geschweige denn eine Erklärung oder gar Entschuldigung für die endlose Warterei. Er selbst hingegen hatte keine Mühen gescheut, hatte sich in den ungewohnten dreiteiligen Nadelstreifenanzug gezwängt – normalerweise liebte er es leger – und sich sogar ein Strafmandat beim Überfahren einer roten Ampel eingefangen, um nur ja pünktlich zum vereinbarten Termin zu erscheinen. Und nun behandelte man ihn hier wie einen lästigen Bittsteller.

      Nach weiteren fünf Minuten erschien eine Sekretärin, recht erfreulich anzuschauen, aber mit einem blasierten und verächtlichen Gesichtsausdruck, für den auch die beste Schauspielerin lange hätte üben müssen

      »Herr Lindemann? Herr Doktor Bruchhagen erwartet Sie jetzt.«

      Kevin Lindemann folgte ihr durch das Sekretariat und betrat den Arbeitsraum des Ministerialdirektors. Ein kleiner, dicklicher Mann mit einem aufgedunsenen, geröteten Gesicht, der seine spärlichen Haare mit Pomade über den kahlen Schädel verteilt hatte, erhob sich hinter einem imposanten Schreibtisch, reichte ihm die Hand, sodass sich Lindemann weit hinüberbeugen musste, um diese zu erreichen. Doktor Bruchhagen wies wortlos auf den Besucherstuhl, setzte sich und griff nach einer schmalen Akte. Er blätterte ein wenig darin, schüttelte gelegentlich den Kopf, blätterte einige Seiten weiter und schlug dann die Akte zu.

      »Ehrlich gesagt, Herr Lindemann«, begann er das Gespräch, »kann ich beim besten Willen nicht verstehen, warum Sie um einen Termin gebeten haben. Die Sachlage ist doch recht eindeutig, Ihr Antrag auf Teilnahme an dieser Ausschreibung wurde mit aller Gewissenhaftigkeit geprüft und der abschlägige Bescheid juristisch einwandfrei begründet. Ich weiß wirklich nicht, wie ich Ihnen …«

      »Da muss ich entschieden widersprechen!«, unterbrach Lindemann. Das war ja wohl die Höhe. Was bildete sich dieser aufgeblasene Bürokrat ein? Saß mit seinem dicken Arsch in einem bequemen Sessel, blätterte in dämlichen Akten herum, quatschte auf irgendwelchen Meetings und glaubte ernsthaft, etwas von Wirtschaft zu verstehen, war aber wohl kaum in der Lage, eine Pommesbude zu führen. »In verschiedenen Vorgesprächen haben mir mehrere Beamte Ihrer Abteilung eindeutig zu verstehen gegeben, dass unser Antrag wohlwollend bearbeitet wird und allerbeste Aussichten bestehen, dass wir an der Ausschreibung teilnehmen können – man ließ sogar durchblicken, dass wir reelle Chancen haben, diesen Exportauftrag auch zu bekommen. Erst daraufhin haben wir umfangreiche Investitionen vorgenommen, eine neue Produktionsstätte aus dem Boden gestampft, eine Vielzahl von hochqualifizierten Arbeitsplätzen geschaffen und erste Prototypen bis zur Serienreife entwickelt. Und nun heißt es plötzlich, war alles nur dummes Geschwätz, Antrag abgelehnt. Also, so geht das doch nun wirklich nicht!«

      »Herr Lindemann, ich muss doch bitten. Sie tun ja geradezu so, als ob wir einfach, willkürlich, ohne jegliche Rechtsgrundlage entscheiden würden. Sehen Sie doch einfach einmal die Fakten: Sie wollen Drohnen, militärische Hochtechnologie, nach Saudi-Arabien liefern, an einen unserer wichtigsten Verbündeten im Nahen Osten und einem der wichtigsten Stabilitätsfaktoren in dieser unruhigen Region. Dabei sind diese Drohnen – ebenfalls recht freundlich ausgedrückt – technisch nicht unbedingt ausgereift. Da haben wir doch eine gesamtstaatliche Verantwortung. Ich sage nur Made in Germany. Und ebenso eine Verantwortung gegenüber unseren Verbündeten und Partnern. So konnten wir doch gar nicht anders, als Ihren Antrag ablehnen.«

      »Lieber Herr Doktor Bruchhagen, da verdrehen Sie doch ein wenig die Tatsachen. Die Behauptung, dass unser neuestes Model, die LXP 37, technisch nicht ausgereift sei, entbehrt jeder Grundlage. Bei der letzten Erprobung auf unserem Testgelände, in Anwesenheit verschiedener Militärexperten, haben wir die Einsatzfähigkeit sowohl des Aufklärungsmodells als auch der bewaffneten Variante unter äußerst realistischen Bedingungen demonstriert. Den eingereichten Unterlagen können Sie außerdem die beeindruckenden technischen Daten unseres Modells entnehmen. Zudem ist unsere Drohne mit einer Länge von gerade einmal dreieinhalb Metern deutlich kleiner und damit wendiger