Dietmar Hann

Der ungeliebte Amadeus und andere Kriminalgeschichten


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      Dietmar Hann – Bernd Lunghard

       Der ungeliebte Amadeus

      und andere Kriminalgeschichten

      Engelsdorfer Verlag

      Leipzig

      2014

      Bibliografische Information durch die Deutsche

      Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen

      Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

      Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig

      Alle Rechte bei den Autoren

      Layout und Einbandgestaltung: Dietmar Hann

      Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

       www.engelsdorfer-verlag.de

       Inhalt

       Cover

       Titel

       Impressum

       Kommissar Opa

       Mindestens 38.000 Kilometer

       Nomen est o …

       Kassandras Rache

       Der ungeliebte Amadeus

       Kommissar Opa

      „Der war‘s, der Dicke dahinten. Der ist der Mörder. Könnt ihr Gift drauf nehmen!“

      Opa Werner stand schon eine Weile unbemerkt in der Tür. Ihm reichten wenige Szenen eines Krimis, um todsicher den Täter vorhersagen zu können. Da er seine Ermittlungsergebnisse nie für sich behielt, mündete fast jeder Krimiabend in einen handfesten Familienkrach.

      „Werner!“, herrschte ihn Oma Helga an.

      „Mensch Papa, du kannst einem wirklich jeden Krimispaß verderben. Setz dich draußen auf die Hollywoodschaukel, lies ein gutes Buch und lass uns in Ruhe den Film anschauen“, wies Tochter Rosalie den Vater ruhig, aber bestimmt zurecht.

      Schwiegersohn Frank sagte nichts. Er goss sich ein Glas mit Wodka voll, trank es in einem Zug aus und verzog sich auf die Terrasse, um zu rauchen.

      „Ja, hau bloß ab, Opa. Wir haben uns so auf den ‚Tatort‘ gefreut und du, du versaust uns wieder die ganze Spannung.“ Enkelin Eileen standen Tränen in den Augen.

      „Ey, Alter, verpiss dich endlich!“, rief Enkel Maik.

      „Aber Maiiik!“, entsetzten sich Oma Helga, Mutter Rosalie und Schwester Eileen.

      Vater Frank zog grimmig an der Zigarette. Er hasste seinen Schwiegervater. Irgendwann, dachte er, wirst du für deine Bosheiten büßen.

      Kriminalhauptkommissar a. D. Werner Gattermann ließ alles an sich abprallen. Vierzig Jahre lang hatte er kleine und große Gauner gejagt, musste viel Leid und Elend bei den Opfern erleben und war sogar zweimal angeschossen worden. Er wusste genau, dass der Job eines Kriminalkommissars kein Vergnügen war, sondern harte, entbehrungsreiche und mitunter sehr gefährliche Arbeit bedeutete. Und deshalb konnte er nicht begreifen, dass sich viele Menschen mit großem Vergnügen von Mord und Totschlag im Fernsehen unterhalten ließen. Leider auch seine Familie. Außerdem gingen ihm alle Fernsehkommissare total auf den Sack, weil sie seiner Meinung nach stümperhaft ermittelten, sich wie Wildsäue im Straßenverkehr verhielten und es auch sonst mit den Gesetzen nicht so genau nahmen.

      „Na, ihr Lieben, jetzt wo ihr wisst, wer der Mörder ist, könnten wir doch eigentlich ‘ne Runde Skat kloppen …“

      „Raaaus“, brüllten Oma Helga, Tochter Rosalie, Enkelin Eileen, Enkel Maik und sogar Schwiegersohn Frank auf der Terrasse.

      „Na, wie sieht’s aus, Mädels“, unterbrach Rosalie das belanglose Geplapper beim Abendessen, „nachher Lust auf‘n Skat?“

      „Was denn, heute? Heut ist Donnerstag, Rosalie. Donnerstags geh ich zum Handarbeitszirkel. Das weißt du doch!“

      „Was‘n, jetze? Oooch, Mama!“, maulte Eileen, „Bock hab‘ ich ja, aber leider Null Zeit. Muss morgen ‘n Referat über Goethes Frauengeschichten halten. Und das hab ich noch nicht fertig.“

      „Häh? Der olle Goethe hat Geschichten über die Frauen geschrieben?“, mischte sich Frank ein.

      „Wat jibtet morgen Mittag eigentlich zu fressen“, wollte Maik wissen und handelte sich damit strafende Blicke seiner Verwandten ein.

      „Maik, ‚essen‘ heißt das! In unserem Hause wird gegessen und nicht gefressen. Wenn das bei deinen Kumpels daheim anders sein sollte, ist das deren Angelegenheit. Aber keinesfalls unser Niveau. Merk dir das bitte!“

      Maik verdrehte die Augen und grapschte sich das letzte Käsebrötchen vom Teller. Die ewigen Zurechtweisungen seiner Mutter hingen ihm zum Halse heraus.

      „Und nun zu dir, mein lieber Gatte. Selbstverständlich hat Johann Wolfgang von Goethe auch über Frauen geschrieben. Eileen muss aber ein Referat über die Liebesverhältnisse des Geheimrats halten. Und das ist ja wohl ein Unterschied, nicht wahr? Aber nichtsdestotrotz ein sehr interessantes Thema.“

      Frank schob eine Zigarette zwischen die Lippen und machte sich auf den Weg zur Terrasse. Er hasste es, wenn seine Frau zu Hause und vor allem ihm gegenüber die Oberlehrerin herauskehrte. Natürlich wusste er, was ein Liebesverhältnis ist. Darüber musste ihn niemand belehren, schon gar nicht seine Frau. Er kannte sich sogar mit Verhältnissen aus, die ohne den Zusatz „Liebe“ auskamen und dennoch oder vielleicht gerade deshalb wunderbar funktionierten.

      „Zerbrich dir nicht dein schönes Köpfchen, Kind, das Referat kriegen wir schon hin. Muss ja auch mal von Vorteil sein, eine Lehrerin als Mutter zu haben. Dazu noch ‘ne Deutschlehrerin! Der reinste Glücksfall, nicht wahr? Mein Deutschkurs ist bereits durch mit dem Goethestoff. Katharina Fuchs hat ein super Referat zum gleichen Thema gehalten. Ihre Ausarbeitungen liegen auf meinem Schreibtisch. Kannst ja mal reinschauen. Ausnahmsweise.“ Rosalie zwinkerte ihrer Tochter zu und die zwinkerte zurück.

      „Und, Mama, wen kümmert es, wenn du mal an einem Zirkelabend fehlst? Davon geht die Welt nicht unter. So eine Schnellstrickerin wie du hat doch im Handumdrehen die Rückstände wieder aufgeholt, nicht wahr? Zur Not auch zu Hause, als Hausaufgabe sozusagen.“ Rosalie lächelte, Eileen kicherte, Maik vergaß einen Augenblick zu kauen und Oma Helga schaute ihre Tochter grimmig an.

      „Ach, Mama, guck doch nicht so böse. Sei ehrlich, du hast nur Angst, den neuesten Klatsch und Tratsch zu verpassen und mal nicht auf dem Laufenden zu sein. Aber man muss auch Opfer bringen können. Schließlich ist es für einen guten Zweck. Papa braucht unsere Zuwendung. Und du weißt, dass wir ihm keine größere Freude bereiten können, als mit ihm Skat zu spielen.“

      Werner nickte und strahlte. Schließlich nickte auch Helga, allerdings ohne zu strahlen. Rosalie hatte ja Recht, ab und zu mussten Opfer gebracht werden, damit der Familiensegen nicht in Schieflage geriet. Ab und zu! Doch