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Martina von Schaewen,
1961 in Stuttgart geboren, arbeitet an einer Schule für Kinder mit geistiger Behinderung und lebt mit ihren Söhnen in Freiberg am Neckar.
Nach Schattenblende ist Budschakenblut ihr zweiter Roman.
Martina von Schaewen
Budschakenblut
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2013
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Lektorat: | G und G |
Umschlaggestaltung: | Jochem Maier |
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Autorenfoto: | Helmut Pangerl |
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Copyright (2013) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
1. digitale Veröffentlichung 2013 Zeilenwert GmbH
ISBN 978-3-954888-45-0
Inhalt
1
Lange blieben die beiden so stehen, bis er die Umarmung auflöste, ihr einen Kuss auf die Wange drückte und sich mit den Worten:
„Denk daran, du musst dafür sorgen, dass die Sonne in deinem Herzen scheint“,
verabschiedete.
Für meine beiden Söhne
Hannes und Simon
Einleitung
Sarata 1940
Olga starrte zu dem aufgebauten Galgen gegenüber dem Gebietsamt. Morgen würden die Russen die Schlinge um seinen Hals legen. Selbst wenn Olga dann noch hier wäre, sie würde sich das nicht anschauen.
Ihr Mann riss sie aus ihren Gedanken: »Es gibt keinen Menschen auf der Welt ohne Schicksalsschläge.«
»Wir sind doch alle nur noch Nummern.« Olga hielt ihm eine Karte entgegen, auf der ihr Name und ihre Umsiedlungsnummer standen. Sie befestigte eine Schnur daran und hängte sich die Karte um den Hals.
Die beiden saßen auf ihrem Fuhrwerk, vor dem zwei Pferde angeschirrt waren.
Über dem Wagen befand sich ein halbrundes Gerüst aus gebogenen Holzstangen, darauf eine befestigte wasserdichte Plane, die vor Regen, Wind und Kälte schützen sollte.
Olga blickte auf die zwei Plakate, die am Gebietsamt aushingen: Aufruf zur Rückkehr ins Großdeutsche Reich. Eines in deutscher, das andere in russischer Sprache. Ein freiwilliger Appell an die Deutschen in den Kolonien Bessarabiens. In Sarata trieb die Angst die Menschen fort. Die wenigen, die mit dem Gedanken gespielt hatten, in der Heimat zu bleiben, kamen schnell davon ab. Ungewissheit und Furcht, die Russen könnten die Menschen in Sibirien oder Kasachstan ansiedeln, hatte auch die letzten Ausreisegegner dazu gebracht, die Umsiedlung zu beantragen.
Noch keinen Schritt bewegte sich das Fuhrwerk von der Stelle und Olga störte sich bereits an dem unbequemen, harten Holz der schmalen Bank, auf der sie saß. Sie stand auf und suchte hinten im Gefährt nach einer Decke. Ihr Mann erhob sich ebenfalls. Er stieg vom