Эдвард Бульвер-Литтон

Das Lebenselixier


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hängen. Ein Hauch von Altertum, Romantik und Legende lag über dem Platz, der so plötzlich zwischen dem zarten Grün des jungen Gewächses auftauchte. Aber es war nicht das verfallene Gemäuer oder das gotische Brunnendach, das meinen Lauf hemmte und mein Auge bezauberte.

      Es war eine einsame Gestalt, die inmitten der traurigen Trümmer saß.

      Die Gestalt war so zart, das Antlitz so jung, dass ich beim ersten Anblick vor mich hin murmelte: „Was für ein hübsches Kind.“ Aber als mein Blick länger auf ihr ruhte, erkannte ich in den nachdenklich hochgezogenen Brauen, dem süßen, ernsten Ausdruck des Gesichts und den leichten Rundungen des Umrisses der zarten Gestalt die unbeschreibliche Würde einer jungen Frau.

      Auf ihrem Schoss lag ein Buch und zu ihren Füßen ein Körbchen, das halb mit Veilchen und Blüten gefüllt war, die offensichtlich von den die Trümmer überwuchernden Pflanzen abgepflückt worden waren. Hinter ihr fielen wie ein grüner Wasserfall in einem Bogen die Zweige der Weide in einer Woge aus zartem Grün, am Gipfel hell von den freundlichen Strahlen der untergehenden Sonne beschienen, in immer dunkleren Schattierungen bis auf den Rasen herab.

      Sie beachtete mich nicht, schien mich nicht einmal wahrzunehmen. Ihre Augen schienen derart an einem Punkt des Horizonts, an der Scheitelinie zwischen den Baumwipfeln, der Ruine und dem endlosen Blau des Himmels festgebannt zu haften – so konzentriert, dass ich mich unwillkürlich umwandte, um der Richtung ihres Blicks folgen zu können. Es schien, als warte sie darauf, dass irgend ein vertrautes Zeichen aus den Tiefen des Alls auftauchte oder als wolle sie vor irgend einem anderen Lebewesen das erste Blinken des Abendsterns wahrnehmen.

      Die Vögel hüpften aus den Zweigen der umgebenden Bäume und Sträucher so furchtlos neben ihr herum, dass einer von ihnen sogar an den Blumen in dem Körbchen zu ihren Füßen herum pickte. Es gibt ein berühmtes deutsches Gedicht mit dem Titel „Das Mädchen aus der Fremde“, das ich in meiner Jugend gelesen hatte und je nach Ansicht des Kommentators als Allegorie auf den Frühling oder die Poesie gedeutet wurde. Es schien mir, als ob das Gedicht für sie geschrieben worden wäre. In der Tat hätte ein Dichter oder Maler in ihr eine Verkörperung beider Prinzipien, jedes eine Bereicherung für die Erde erkennen können: beide bezaubern die Sinne unserer Wahrnehmung und doch rufen beide Gedanken in uns hervor, die zwar nicht unbedingt traurig zu nennen, aber doch der Trauer verwandt sind.

      Ich hörte hinter mir das Geräusch von Schritten und eine Stimme, die ich als die von Mr. Vigors erkannte. Der Zauber, der mich gebannt hielt, zerbrach und ich eilte verwirrt auf die kleine Gartentüre zu, welche mich über eine kleine abwärts führende Treppe auf die Hauptstraße hinaus führte. Und wieder lag der Alltag vor mir. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite Häuser, Läden, Kirchtürme; einige Schritte weiter das geschäftige Treiben der Straßen! Wie unendlich weit und doch so kurz liegt die normale Welt vom Feenland der Romantik entfernt, das sich vor uns aus der Härte der materiellen Welt öffnet, wenn sich die Liebe an unsere Seite stiehlt, um wieder in sie zurückzusinken, sobald die Liebe lächelnd oder seufzend sich von uns verabschiedet!

      Kapitel V

      Noch am Abend zuvor hatte ich auf Mr. Vigors mit erhabener Gleichgültigkeit herabgesehen! Welche Wichtigkeit erlangte er nun in meinen Augen! Die Dame, mit der ich ihn gesehen hatte, war ohne Zweifel die neue Bewohnerin des Hauses, welches offensichtlich auch dem jungen Mädchen, von dem mein Herz so seltsam berührt worden war, als Heim diente. Vermutlich waren die beiden Damen Mutter und Tochter. Mr. Vigors, welcher der Freund einer, vielleicht sogar mit Beiden verwandt war, konnte sie von vornherein gegen mich einnehmen – konnte vielleicht.... – ich sprang auf und kappte den Faden der Vermutungen, denn genau vor meinen Augen, auf dem Tisch, neben den ich mich nach dem Betreten des Raumes gesetzt hatte, lag eine Einladungskarte:

Mrs. Poyntz
zu Hause,
Mittwoch, den 15. Mai
Früh morgens.

      Mrs. Poyntz, Mrs. Colonel Poyntz, die Königin des Hills? Dort, in ihrem Haus, konnte ich bestimmt alles Wissenswerte über die Neuankömmlinge erfahren, die sich kaum ohne ihr Einverständnis auf ihrer Domäne hätten niederlassen können.

      Hastig wechselte ich meinen Anzug und erstieg mit klopfendem Herzen den ehrfurchtgebietenden Berg.

      Ich benutzte dazu nicht die Seitengasse, die direkt zum Abbots´ House führte (das alte Haus stand einsam inmitten des Grundstücks - ein wenig abseits von der geräumigen Fläche gelegen, auf der sich die Gesellschaft des Hills konzentrierte), sondern die breite Straße, die von zwei Reihen Gaslampen flankiert wurde. Die prächtigeren Läden waren noch nicht geschlossen und die Flut des Geschäftslebens ebbte nur langsam von den immer noch belebten Straßen zurück, hin zu einem freien Platz auf dem die vier Hauptstraßen der Stadt zusammenliefen und der die Grenze zur Low Town bildete. Ein großer dunkler Bogengang, in einem Winkel dieses Vierecks gelegen und im Volksmund Monk´s Gate genannt, bewachte den Eingang zum Abbey Hill. Nachdem man den Bogen passiert hatte, fühlte man sofort, dass man sich in einer Stadt der Vergangenheit befand. Der Bürgersteig war eng und uneben; die Läden klein mit hervorspringenden oberen Stockwerken, welche gelegentlich malerische arabeske Stuckverzierungen trugen. Eine kurze, aber steile und stark gebogene Steigung führt zu der alten Abbey Church, vornehm in der Mitte eines riesigen Vierecks gelegen, um das die düsteren, vornehmen Wohnungen der Areopagiten des Hills lagen. Noch vornehmer und weniger düster – mit erleuchteten Fenstern und Blumen auf dem Balkon – stand links und rechts durch eine Gartenmauer bewehrt das Herrschaftshaus der Mrs. Colonel Poyntz.

      Als ich den Salon betrat, hört ich die Stimme meiner Wirtin – es war eine klare, entschlossene, metallische, glockenartige Stimme die Worte sprechen: „...wer das Abbot´s House bezogen hat? Das werde ich Ihnen sagen.“

      Kapitel VI

      Mrs. Poyntz hatte auf dem Sofa Platz genommen; zu ihrer Rechten saß die dicke Mrs. Bruce, Enkelin eines schottischen Lords; zu ihrer Linken die magere Miss Brabazon, Nichte eines irischen Baronets. Um sie herum – einige sitzend, die meisten stehend – hatten sich alle Gäste gruppiert, ausgenommen zwei ältere Herren, die sich mit Colonel Poyntz abseits in der Nähe des Whist-Tisches aufhielten und zur Vervollständigung ihrer Partie auf den vierten Gentleman warteten, der sich jedoch nicht aus dem Zauberkreis, in den ihn die Neugierde, jene stärkste aller sozialen Dämoninnen, gebannt hatte, freimachen konnte.

      „Wer das Abbots´ House bezogen hat? Das werde ich Ihnen sagen... – ah, Dr. Fenwick, freut mich Sie zu sehen. Sie wissen, dass das Abbots´ House zu guter Letzt einen Mieter gefunden hat? Und Sie, Miss Brabazon, fragten gerade, wer es bezogen hat? Ich werde es Ihnen sagen – eine ganz besondere Freundin von mir.“

      „Tatsächlich? Mein Gott...!“ sagte Miss Brabazon mit verwirrter Miene „ ich hoffe ich habe nichts gesagt, dass...“

      „Meine Gefühle verletzen könnte? Nicht im Geringsten. Sie sagten, Ihr Onkel Sir Phelim beschäftigte einen Kutschenbauer namens Ashleigh, das Ashleigh ein ungewöhnlicher, Ashley jedoch ein weit verbreiteter Name sei. Sie deuteten in diesem Zusammenhang den entsetzlichen Verdacht an, Mrs. Ashleigh, unser Neuzugang auf dem Hill, könnte die Witwe eines Kutschenbauers sein. Ich darf Sie beruhigen – es ist nicht, wie Sie denken. Sie ist die Witwe von Gilbert Ashleigh von Kirby Hall.“

      „Gilbert Ashleigh,“ sagte einer der Gäste, ein Junggeselle, der von seinen Eltern für eine Kirchenlaufbahn bestimmt worden war, aber – genau wie der arme Goldsmith – nicht gut genug für dieselbe zu sein meinte – ein Fehler allzu großer Bescheidenheit, da er zu seinem sehr harmlosen Geschöpf herangereift war. „Gilbert Ashleigh? Ich war mit ihm in Oxford - ein Stipendiat, des Christ Church Kollegiums. Ein gut aussehender Mann, hat ziemlich geochst...“

      „Geochst..? Was heißt das? Oh – fleißig studiert. Das hat er sein ganzes Leben lang getan. Er hat jung geheiratet – Anne Chaloner; sie und ich waren Jugendfreundinnen; haben