Erich Garhammer

Lebendige Seelsorge 2/2017


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      INHALT

       THEMA

       Die Wahrheit im und am Krankenbett

      Angst und Hoffnung teilen Von Ernst Engelke

       Sterben ohne Angst – wie geht das?

      Von Claudia Bausewein

       Die Lebens- und Sterbenswirklichkeit wahrnehmen

       Die Replik von Ernst Engelke auf Claudia Bausewein

       Auch die Zeit des Sterbens kann Quelle der Hoffnung sein

       Die Replik von Claudia Bausewein auf Ernst Engelke

       „Sterbegröße“. Wie Literaten auf das Sterben blicken

      Von Erich Garhammer PROJEKT

       Professionspolitische Konkurrenz am Sterbebett

      Die Frage des „würdigen“ Sterbens im 19. Jahrhundert Von Karen Nolte

       INTERVIEW

       Hebammendienst zur zweiten Geburt

       Ein Gespräch mit Gottfried Amendt

       PRAXIS

       Die Würde des Sterbens auf der Palliativstation

      Von Susanne Röder

       Sterben in Würde aus Sicht der SAPV

      Von Elisabeth Köhler

       Zwischen Herausforderung und Gewöhnung: die Sicht einer Krankenschwester

      Von Regina Raps

       Sterbebegleitung im Kloster

      Von Sr. Paula Helm OSB

       Smart sterben – Tod 4.0

      Sind End-of-Life-Center unsere Zukunft? Von Ernst Engelke

       FORUM

       Nicht nur am siebten Tage sollst du ruhen

      Erholung aus pastoralpsychologischer Perspektive Von Martin Kempen

       Kirchgänge

      Alex Stock zum Gedenken Von Hermann Pius Siller

       POPKULTURBEUTEL

       Champing

      Von Bernhard Spielberg

       NACHLESE

       Glosse von Annette Schavan

       Buchbesprechungen

       Impressum

      EDITORIAL

      Erich Garhammer Schriftleiter

      Liebe Leserin, lieber Leser,

      Sterbende möchten leben und in ihrem Kampf gegen den Tod begleitet werden, so der Psychologe und Theologe Ernst Engelke. Aber von ihnen wird erwartet, in ihr Sterben einzuwilligen. Ein guter Begleiter dagegen teilt Angst und Hoffnung des Sterbenden, er weiß um seine Ambivalenzen. Die Palliativmedizinerin Claudia Bausewein betont die Kraftquellen und Ressourcen von Schwerkranken. Sie wollen die Zeit des Sterbens oft bewusst erleben und gestalten und eine Lebensbilanz ziehen. Deshalb warnt sie vor einem Schubladendenken in Sachen Sterben: Die Zustimmungsnötigung zum Sterben von Elisabeth Kübler-Ross hält sie genauso wenig zutreffend wie eine generelle Ablehnungsthese.

      Erich Garhammer befragt Literaten auf ihre Einstellung zum Sterben und stößt auf bemerkenswerte Befunde. Der Begriff „Sterbegröße“ (Thomas Hürlimann) taucht ebenso auf wie der Wunsch, den letzten Weg als ein Abenteuer zu verstehen. „Der Weg, den du jetzt gehst, gehen alle, aber du zum ersten Mal“ (Adolf Muschg). Die Medizinhistorikerin Karen Nolte beschreibt die professionspolitische Konkurrenz der Helferberufe am Sterbebett im 19. Jahrhundert. Die Ärzte verstanden sich als die besseren Seelsorger, als die „Priester der Natur“ und sahen sich neben der medizinischen Sterbebegleitung auch zuständig für die religiöse Sterbebegleitung. Diese Zeiten sind längst vorbei: das therapeutische Team ist angesagt, in dem der professionelle Seelsorger eine spezifische Aufgabe hat. Gottfried Amendt versteht seine Rolle am Sterbebett als „Hebammendienst zur zweiten Geburt“.

      Die Würde des Sterbens in der palliativen Arbeit nehmen Susanne Röder und Elisabeth Köhler aus ärztlicher und Regina Raps aus pflegerischer Perspektive in den Blick. Sr. Paula Helm schreibt über Sterbebegleitung im Kloster. Deutlich wird: die Begleitung in den letzten Lebenswochen ist eine der intensivsten Erfahrungen. Wenn sie gelingt, können alle gestärkt hervorgehen.

      Dabei soll die Dimension der Überforderung nicht verschwiegen werden, die oft zu anderen Lösungen greifen lässt. So stellt Ernst Engelke in seinem Schlussbeitrag die provokante Frage, ob wir nicht auf dem Weg in eine Euthanasie mit gesundheitsökonomischer Selbsttötung sind. Seine Beobachtungen sind ein Aufruf, weiter personell, finanziell und kulturell in eine andere Richtung zu investieren: in die Würde des Sterbens.

      Eine nachdenkliche, aber auch österlich geprägte Lektüre wünscht Ihnen Ihr

      Prof. Dr. Erich Garhammer

      Schriftleiter

      THEMA

       Die Wahrheit im und am Krankenbett

      Was erlebt ein Mensch und wie verhält er sich, wenn sein Leben durch eine Krankheit bedroht wird? Diese Fragen haben Menschen zu allen Zeiten bewegt und sie sind sehr verschieden beantwortet worden. Die Antworten auf diese Fragen entscheiden mit darüber, wie Sterbenskranke und Sterbende begleitet werden. Ernst Engelke

      Die Kommunikation zwischen gesunden und sterbenskranken Menschen erinnert oft an ein Spiel, in dem ein Schachspieler und ein Damespieler nach ihren eigenen Regeln an einem B(r)ett miteinander spielen. Das Spiel kann nicht gelingen: Sie verstehen sich nicht und spielen aneinander vorbei. Das Ziel gelingender Kommunikation ist aber, sich zu verstehen. Dadurch und durch gemeinsames Handeln entsteht Gemeinschaft. Darauf sind Sterbenskranke und Sterbende in besonderer Weise angewiesen.

      Sterbenskrank ist jemand, dessen Leben von einer todbringenden Erkrankung bedroht ist. Sterbende haben nur noch wenige Tage oder Stunden