Philipp Müller

Die Kunst zu trösten


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      Philipp Müller

       Die Kunst zu trösten

       Ignatianische Impulse

      Herausgegeben von Stefan Kiechle SJ, Willi Lambert SJ und Stefan Hofmann SJ

      Band 88

      Ignatianische Impulse gründen in der Spiritualität des Ignatius von Loyola. Diese wird heute von vielen Menschen neu entdeckt.

      Ignatianische Impulse greifen aktuelle und existentielle Fragen wie auch umstrittene Themen auf. Weltoffen und konkret, lebensnah und nach vorne gerichtet, gut lesbar und persönlich anregend sprechen sie suchende Menschen an und helfen ihnen, das alltägliche Leben spirituell zu deuten und zu gestalten.

      Ignatianische Impulse werden begleitet durch den Jesuitenorden, der von Ignatius gegründet wurde. Ihre Themen orientieren sich an dem, was Jesuiten heute als ihre Leitlinien gewählt haben: Christlicher Glaube – soziale Gerechtigkeit – interreligiöser Dialog – moderne Kultur.

      Philipp Müller

      Die Kunst zu trösten

      echter

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

      © 2020 Echter Verlag GmbH, Würzburg

       www.echter.de

      E-Book-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de

      ISBN

      978-3-429-05539-4

      978-3-429-05111-2 (PDF)

      978-3-429-06498-3 (ePub)

       Inhalt

      Hinführung

       1. Trösten – eine vermessene Aufgabe?

       Die Warum-Frage und religiös verbrämter Trost

       Der Trostversuch der Ijob-Freunde

       Die Shoa und die Sinnlosigkeit des Leidens

       Elie Wiesel und »Der Prozess von Schamgorod«

       Die persönliche Not vor Gott ins Wort bringen

       Echter und falscher Trost, Trost und Vertröstung

       »… trotzdem Ja zum Leben sagen«

       2. Was beim Trösten helfen kann

       Wer kann trösten – wo und wann?

       In der Begegnung präsent sein

       Nähe und Distanz

       Trauernde trösten

       »Ich glaube, ich bin ein schlechter Tröster« (D. Bonhoeffer)

       »Wenn ihr ein Wort des Trostes habt …«

       Das Trostwort als Intervention

       Humor beim Trösten

       3. Wenn Gott tröstet

       Vertrauen als elementare Haltung

       Der Impuls Karl Rahners

       Trost durch ein Wort der Schrift

       Trost durch die Sakramente

       Trost an besonderen Orten

       Trost durch religiöse Lieder

       »Von guten Mächten treu und still umgeben«

       4. Die ignatianische Perspektive: Ganz bei Trost sein

       Trost und Trostlosigkeit als Leitfaden der Exerzitien

       Zwei Zeitgenossen: Ignatius von Loyola und Martin Luther

       Die Haltung der »Indifferenz« als Ausdruck innerer Freiheit

       Regeln zur Unterscheidung

       Das Größte aber ist die Liebe

       Die unterscheidend-kluge Liebe des Ignatius

      Literaturhinweise

      Jemanden trösten zu wollen, dessen Leben plötzlich aus den Fugen geraten und dem der Boden unter den Füßen weggebrochen ist, ist alles andere als leicht. Deshalb fühlen sich Menschen nicht selten unsicher und hilflos, wenn sie fremdem Leid begegnen und es durch gute Worte lindern möchten. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit ist berechtigt. Missglückte Trostversuche gibt es zuhauf, setzt doch Trösten ein gutes Maß an Einfühlungsvermögen und Intuition voraus. Darüber hinaus sind verschiedene Kompetenzen beim Trösten hilfreich, die sich beispielsweise in einer Ausbildung zum Trauerbegleiter oder zur Trauerbegleiterin aneignen lassen. Bestimmte Standards, die auf diesem Weg vermittelt werden, können dazu beitragen, dass Trost gelingt. Manchmal ist freilich schon viel gewonnen, wenn ein stümperhafter Trostversuch vermieden wird, der einen leidenden Menschen mehr irritiert, anstatt ihm zu helfen.

      Gelingender Trost ist nicht planbar und bleibt letztlich unverfügbar. Er geschieht in Begegnungen, die dem anderen guttun und ihn stärken. Manche Menschen sind wahre Trostkünstler und verfügen in besonderer Weise über diese Gabe. Was aber hat es mit einem guten und echten Trost auf sich? Woran lässt er sich erkennen und wie unterscheidet er sich vom billigen Trost und von einer Vertröstung? Was trägt dazu bei, dass sich Menschen wirklich getröstet fühlen, wodurch wird es verhindert? Nicht nur Menschen trösten einander. In der jüdischchristlichen Tradition tröstet auch Gott. »Der du der Tröster wirst genannt«, heißt es in einem bekannten

      Heilig-Geist-Lied. »Tröster« ist einer der schönsten Namen des an sich unsagbaren Gottes. Wie aber tröstet Gott? Und woran erkenne ich, dass Gott mich tröstet, und was will er mir damit sagen? Die letzte Frage verweist auf die ignatianische Spiritualität, in der das innere Empfinden von Trost oder Trostlosigkeit der entscheidende Kompass ist, um den Willen Gottes für das eigene Leben zu erkennen.

      Mit diesen Fragen und Hinweisen ist der inhaltliche Rahmen der folgenden Überlegungen abgesteckt. Sie stehen unter dem Vorzeichen, dass das Trösten eine Kunst ist, die viel Fingerspitzengefühl verlangt und für deren Gelingen es kein Patentrezept gibt. Was sich in einer Situation als goldrichtig erwiesen hat, kann in einem anderen Zusammenhang Verstörungen auslösen.

      Zur Illustration wird im Folgenden immer wieder auf Personen und ihre Erfahrungen zurückgegriffen, die sich unter extremen Bedingungen zu behaupten hatten. Unter widrigen Umständen sind Menschen oft besonders trostbedürftig. Dabei trennt sich auch die Spreu vom Weizen und es wird leichter erkennbar, was wirklich tröstet und was hohle Phrasen sind.

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