Georg Weidinger

Die tägliche Heilung


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      Dr. med. Georg Weidinger

      Gaufen –

      Bewegung für jeden Tag

      ENNSTHALER VERLAG STEYR

      Erklärung:

      Die in diesem Buch dargebotenen Vorstellungen, Vorschläge und Therapiemethoden sind nicht als Ersatz für eine professionelle medizinische Behandlung gedacht. Jede Anwendung der in diesem Buch angeführten Ratschläge geschieht nach alleinigem Gutdünken des Lesers. Autor, Verlag, Berater, Vertreiber, Händler und alle anderen Personen, die mit diesem Buch in Zusammenhang stehen, übernehmen keine Haftung für eventuelle Folgen, die direkt oder indirekt aus den in diesem Buch gegebenen Informationen resultieren oder resultieren sollen. Es wird darauf hingewiesen, dass alle Angaben trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung des Verlags ausgeschlossen ist.

      Fotos:

      S. 43, S. 73, S. 99: Pixabay; S. 123: DIE BESORGER.

      Alle anderen Fotos von Georg und Gabriele Weidinger

      Illustrationen:

      Georg Weidinger

       www.ennsthaler.at

      1. Auflage 2014

      ISBN 978-3-7095-0037-8 EPUB

      Dr. med. Georg Weidinger · Die tägliche Heilung

      Alle Rechte vorbehalten

      Copyright © 2014 by Ennsthaler Verlag, Steyr

      Ennsthaler Gesellschaft m.b.H. & Co KG, 4400 Steyr, Österreich

      Lektorat: Dr. Christian Heindl

      Satz: DIE BESORGER mediendesign & -technik, Steyr

      Umschlaggestaltung: Christoph Ennsthaler

      Umschlagillustration: Georg Weidinger

       Einleitung

      Ich bin praktischer »Chinesen-Arzt« in Wien-Favoriten. Meine Praxis ist von einer riesigen Fläche Asphalt und Beton umgeben, so wie die meisten Wohnungen in Wien, so wie die meisten Wohnungen in den Großstädten. Um zu meiner Praxis zu gelangen, muss ich mich irgendwie auf dieser Fläche bewegen oder bewegen lassen. Ich kann ein öffentliches Verkehrsmittel benutzen. In meinem Fall führt eine Buslinie von unserem Zuhause weg bis zum Reumannplatz, und von dort führt die zweite Buslinie an meiner Praxis vorbei. Ich kann also diese Busse bemühen, mich von zu Hause in meine Praxis zu bringen. Theoretisch kann ich auch unser Auto nehmen, um die etwa vier Kilometer Asphaltfläche zu überwinden, wobei dann diese vier Kilometer schnell auf sechs Kilometer anwachsen im Rahmen der Parkplatzsuche … Ich könnte auch mit dem Fahrrad fahren, aber da ich immer meinen Hund Findus bei mir habe, scheidet das aus. Damit scheiden für mich auch der Tretroller oder die Rollschuhe aus, zumal Findus in der Stadt an der Leine geführt werden muss und Begegnungen mit anderen Hunden, Radfahrern, Fußgängern sehr schnell, speziell auf dieser Asphaltstrecke, zu einer Begegnung dritter Art ausufern würden … Oder ich kann gehen … oder ich kann laufen … oder ich kann gaufen. Egal wie, aber einmal am Tag muss ich von A nach B gelangen und einmal von B nach A, von unserem Zuhause in meine Praxis und wieder zurück, zeitversetzt. Dazwischen finden mein Körper viel Ruhe und mein Geist viel Arbeit. So wie ich müssen sehr viele Menschen, die sich den Regeln der westlichen Arbeitswelt unterwerfen, täglich oder fast täglich morgens von A nach B gelangen und abends von B nach A. Dazwischen liegt die Arbeit, danach beginnt das Privatleben. So das Konzept unserer Welt. Manche, so wie ich, haben das Glück beziehungsweise dem Glück entsprechend nachgeholfen, dass A–B und B–A nur wenige Kilometer sind, bei manchen befindet sich A–B und B–A sogar im gleichen Haus. Aber für die meisten Großstädter und auch Kleinstädter gilt es, täglich eine beachtliche Menge Asphalt- und Betonfläche zu überqueren, um schlussendlich dem begehrten Ziel des Broterwerbs für zu Hause durch Arbeit außerhalb dieses Hauses nachkommen zu können.

      Seit vielen Jahren gelangen Menschen (durch welche Bewegungsform auch immer …) in meine Praxis, um sich Rat und Hilfe bei ihren Erkrankungen und Beschwerden zu holen. Dazu muss ich erklären, dass ich kein »normaler« praktischer Arzt bin und dass meine Praxis auch keine »normale« Arztpraxis ist, so wie man sie üblicherweise kennt. »Systemkonforme« Praxen von Allgemeinmedizinern unterliegen den Gesetzen der Krankenkassen. Die Krankenkassen geben dem Arzt Geld, damit dieser eine Leistung am Patienten vollbringt. Durch diese Geldgabe behält sich die Krankenkasse das Recht ein, zu sagen, welche Leistung der Patient bekommt. Das ist auch ihr gutes Recht, da sie ja dafür bezahlt. Die Krankenkasse definiert durch ihre Gabe die Leistung in Qualität und Umfang sowie was überhaupt eine »Leistung« ist. Und da haben wir noch gar nicht vom Patienten oder dessen Beschwerden geredet. Das klingt kompliziert, ist es auch, zumal die von der Krankenkasse geforderte Leistung oft schon erbracht ist, ohne dass dem Patienten geholfen wurde. Und da ich für alles etwas länger brauche als andere, würde meine Leistungserbringung für jeden einzelnen Patienten wahrscheinlich deutlich länger dauern, sodass ich pro Tag deutlich weniger Leistungen erbringen könnte, wodurch ich deutlich weniger als andere Kollegen bezahlt bekäme und deshalb auch nicht davon leben könnte. Und weil ich das sehr früh in meiner Arztkarriere erkannt habe, praktiziere ich »außerhalb« dieses Systems und dann auch noch eine Form der Medizin, welche die Krankenkasse nicht als Leistung sieht, zumal sie sehr viel Zeit braucht. Meine Praxis ist eine TCM-Praxis, eine Praxis für Traditionelle Chinesische Medizin, und sie ist eine Rede- und Zuhörpraxis: Zuerst redet der Patient, ich höre zu, dann rede ich und zwar viel, und dann schauen wir gemeinsam, was sich verändert an den Beschwerden und Krankheiten.

      Wie gesagt: Seit vielen Jahren gelangen Menschen mit ihren Leiden in meine (Form der) Praxis und seit vielen Jahren höre ich immer wieder ähnliche Sachen. Die Leiden sind zwar sehr unterschiedlich, doch haben sie hier in unserer Großstadt meist die gleichen Wurzeln. Zu wenig Bewegung, zu viel Stress und die falsche Ernährung. Und dann fühlt man sich elend, hat keine Lebensfreude mehr, keine Energie und landet schlussendlich in meiner »Alternativ-Praxis«. Und das, was die meisten Patienten von mir zu hören bekommen, ist etwas, das sie schon in anderer Form von meinen Kollegen in den »normalen« Arztpraxen gehört haben. Aber dieses Gehörte gehört in den normalen Arztpraxen nicht zu den von den Krankenkassen bezahlten Leistungen, und so hat es oft keinen Wert, wenn ein engagierter Kollege über Veränderungen der Lebensführung redet. Und somit betritt dieses Gesagte bei dem einen Ohr das Gehirn und verlässt es bei dem anderen Ohr in aller Eile wieder. Das was die meisten Patienten von mir zu hören bekommen, ist etwas, das sie sehr oft ohnedies selbst wissen, aber nicht wissen wollen. Sie wollen nicht wahrhaben, dass einfache Dinge einfach sind, auch in unserer komplizierten Welt, dass es diese eine Pille nicht gibt, die all unsere gesundheitlichen Versäumnisse im Alltag einfach wegmacht. Sie wollen nicht wahrhaben, dass sie es sehr oft (eigentlich fast immer) selbst in der Hand haben, wie gut es ihnen geht und wie gesund sie sind. – Und warum? Weil es bedeutet, dass man Eigenverantwortung übernimmt und weil das anstrengend ist!

      Unsere ganze moderne Welt ist darauf ausgerichtet, uns alles im Leben immer leichter zu machen. Und leichter machen bedeutet, uns Handlungen und Bewegungen und Denken immer mehr abzunehmen. »Outsourcing« ist ein modernes Wort dafür: So wie eine Firma zum Beispiel ihre Buchhaltung outsourct – das heißt, eine externe Firma übernimmt die Arbeit der Buchhaltung –, outsourcen wir Verschiedenstes in unserem Leben: Zum Beispiel outsourcen wir die räumliche Bewegung an ein Auto, einen Bus, eine U-Bahn, einen Zug. Wir outsourcen das Kochen an ein Lokal, eine Kantine, einen Lieferantenservice. Wir outsourcen das Entspannen, das aktive Denken und Reden an das Berieseln lassen vom Fernseher. Wir outsourcen unsere Bedürfnisse an vorgespielte Bedürfnisse aus der Werbung. Oder wir outsourcen unsere Träume an die Vorstellungen unserer Gesellschaft oder an einen Urlaub. – Und warum tun wir das? Weil viele Menschen sehr gute Ideen haben und uns mit ihren Ideen das Leben »erleichtern« und dann gleich auch damit Geld verdienen wollen.

      »So funktioniert nun einmal unsere Gesellschaft. Das ist eben so und wenn man hier lebt, muss man