nebeneinander, muss ich verbessern, denn der mittlere Sitz war um etwa einen Viertel Meter zurückgesetzt. Das gab für alle drei mehr Schulterraum und außerdem war trotz Schalt- und Bremshebel in der Mitte genügend Platz für die Beine des Mittelsitzers. Diese Anordnung ergab ferner, dass hinter den beiden Außensitzenden zwei sehr praktische Kästen für Kleinkram angeordnet werden konnten. – Auf Türen verzichtete ich zur Gänze. Zwei, wie mir schien, sehr elegante Ausnehmungen in den Seitenwänden, an deren »Schwung« ich lange und mit Liebe gezeichnet hatte, ermöglichten einen erträglich bequemen Einstieg. Das Ganze sah, wie später festgestellt wurde, einem Jeep recht ähnlich. Freilich, der Jeep ist erst 5 Jahre später erfunden worden.
Warum drei Sitze: um dann und wann einen Begleiter oder Dolmetscher mitnehmen zu können. Eine Zeit lang fuhr sogar ein amerikanischer Arzt mit uns.
Im hinteren Teil des Wagens war viel Platz für Wassertanks, Benzinkanister, Ersatzteile und persönliches Gepäck. Es war sogar zu viel Platz vorhanden! Dadurch wurde ich verleitet, nach der Kargheit auf den beiden Motorradreisen, nun den Maßstab zu verlieren und manchen Luxus an Bord zu nehmen, den ich jetzt glaubte, mir leisten zu können. Das gab Schwierigkeiten! Der Wagen war nun mit Ersatzteilen und persönlichem Kram schwer überladen. Dieser entscheidende Fehler hätte die Expedition fast zum Scheitern gebracht.
Doch nochmals zurück zur schönen Limousine und meinen Fahrübungen. Ich wagte es nicht, mit diesem Luxuswagen vor der Universität aufzukreuzen; ich ließ ihn in der Nähe in einer Seitengasse stehen und ging brav zu Fuß die letzten paar hundert Meter. Denn ich wollte nicht den Neid oder zumindest die Missgunst der Dozenten und Professoren erregen. Das Auto kostete damals öS 7.000,- und nur Schwerverdiener konnten es sich leisten. Mit der Straßenbahn fuhr man um 12 Groschen und ein Mittagessen in der Mensa kostete 90 g. Ich erinnere mich genau, dass kein einziger Professor ein Auto besaß. Ich war der Einzige und begreiflicherweise ließ ich es niemanden wissen. Außer natürlich meinen Reisebegleiter, Helmuth Hahmann, der ein sehr geschickter Techniker war. Er hatte sich auch der Mühe unterzogen, einen Spezialkurs bei den Steyr-Werken zu machen. Das haben wir dann auch dringend gebraucht, denn nicht weniger als dreimal brach das Differenzial. Einmal schon in Arabien, dann im Dschungel von Thailand und das dritte Mal in Mexiko. Diese bei einem Schwingachswagen sehr schwierigen Reparaturen und die ganze laufende Pflege des Fahrzeugs hat Helmuth Hahmann in mustergültiger Weise gemeistert. Dafür bin ich ihm dankbar, ebenso für die gewissenhafte Führung des Bordbuches und die Überlassung seiner Tagebücher, die mir viele Einzelheiten wieder nahegebracht und den vorliegenden Bericht bereichert haben. Auch hat er mir seine Filme überlassen, sodass schließlich im Jahre 1983 aus unseren beiden Filmen vom ÖAMTC der neue Tonfilm »Auf den Spuren Sven Hedins« geschaffen werden konnte.
Sven Hedin. – Ja, wir fuhren am ersten Teil der Reise auf den Spuren des großen schwedischen Geographen, der mir immer Vorbild gewesen war. Er und natürlich auch mein Lehrer für Verkehrs- und Wirtschaftsgeographie, Prof. Bruno Dietrich, haben meine Reisen inspiriert und ihnen zum Start verholfen.
Wie lautete der Auftrag, was hatte Generaldirektor Götzl gesagt: Nehmen Sie doch unsere neue Type 100, fahren Sie damit quer durch Asien, vom Mittelmeer zum Gelben Meer.
Dass daraus ab Shanghai eine Reise rund um die Erde werden sollte, stand noch in den Sternen. Die »Transasien-Expedition« von Haifa bis Shanghai mit einer Länge von ca. 23.000 km hatte ich mit 9 Monaten berechnet, es wurden 14 Monate daraus und die ganze Reise um die Welt hat schließlich 19 Monate gedauert, genau vom 23. April 1935 bis 7. Dezember 1936.
Es ist gut, dass wir diesmal noch vieles nicht wussten, besonders, dass wir allein für Hinterindien ein halbes Jahr brauchen würden. Es war allerdings auch die absolut erste Durchquerung von Burma und den Shansaaten (Goldenes Dreieck), Thailand, Laos und heutigem Vietnam.
Bildteil 1
Die »Seidenstraße« und die »Südroute« vermittelten im Altertum und Mittelalter den Austausch materieller und geistiger Güter zwischen dem Abendland und dem Fernen Osten.
Diese berühmten Karawanenstraßen werden nun dem motorisierten Verkehr erschlossen.
1933: Erstes Motorrad am Landweg nach Indien. Die berühmte »Indien-Puch« wurde auf vielen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Ein neues Projekt sollte nun die Strecke von Indien nach China unter die Räder nehmen. Aber der Generaldirektor fragte: Warum schon wieder mit dem Motorrad? Nehmen Sie doch unseren neuen Wagen und fahren Sie damit auf der Südroute quer durch ganz Asien …
»Vom Mittelmeer zum Gelben Meer« lautete der Auftrag. Und dann weiter, rund um die Erde. Der funkelnagelneue A2020 ahnt noch nicht, wie viele Sorgen wir auf dem 40.000 km langen Weg miteinander haben würden. Technische Daten: Vierzylinder-Motor, 1385 ccm 6/32 PS, Vierganggetriebe. Schwingachsen vorne und hinten, Fahrgestell und Motor vollständig serienmäßig; das war eine strikte Bedingung der Fabrik. »Jedermann sollte mit dieser neuen Konstruktion quer durch Asien fahren können.« Die Karosserie war eine Spezialanfertigung, die sich als zu schwer erwies und in Bagdad geändert wurde. Der Wagen verfügte über drei Sitze; der mittlere war zurückgesetzt, sodass für alle drei bequem Platz war. Hinter den beiden Außensitzen befanden sich Staukästen. Im rückwärtigen Laderaum waren Behälter für Wasser, Benzin und Öl, Ersatzteile, Konserven, Feldbetten und das persönliche Gepäck untergebracht.
Tel Aviv. In der neu gebauten Stadt verkehrten mehr Kamele als Automobile.
Palästina 1935 – Schon damals die großen Gegensätze zwischen orthodoxen Juden und modernen Arabern. Ist es heute etwa umgekehrt?
Vorbereitungen: Jeder der 14 Staaten stellte über Antrag des österreichischen Außenministeriums allerbeste Empfehlungsschreiben zur Verfügung und informierte auch die diplomatischen Vertretungen in den einzelnen Ländern, sodass wir überall angemeldet waren. – Interessant ist der Hinweis auf die Waffenlosigkeit der Expedition. Weitere Vorbereitungen betrafen die Einrichtung von Reifen-, Ersatzteil- und Benzindepots in einzelnen Stützpunkten.
Englische Luftaufnahme aus dem Jahr 1935 von der großen Oasenstadt Kerbela, nach Nedjef das zweitgrößte schiitische Heiligtum im Irak.
Die Menschen der Wüste sind immer hilfsbereit. Im Unterbewusstsein wissen sie, dass auch sie vielleicht schon morgen Hilfe brauchen werden. – Ausschaufeln des Wagens am Weg in die heilige schiitische Wüstenstadt Nedjef.
Sandsturm in der syrischen Wüste zwischen Damaskus und Bagdad. Die Luft ist mit Elektrizität geladen, Mensch und Tier sind nervös. Plötzlich wälzt sich mit hoher Geschwindigkeit die unheimliche Sandwand heran. Die Kamele kauern sich eng zusammen, die Karawanenleute legen sich, in ihre Burnusse gehüllt, im Windschatten der Warenballen unter ihre Decken. Der Autofahrer stellt den Wagen in die Richtung des Sturmes und wartet … es sei denn, die nächste Oase ist nahe.
Diesen Wüsten-Waran, das »Landkrokodil