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Die riesigen Schöpfräder am Tigris heben das Wasser in kleinen Tonkrügen nach oben. Über Aquädukte fließt es den Gärten zu.
Im Sommer war es in Bagdad üblich, mit dem Motorboot flussauf zu fahren und sich dann den relativ kühlen Fluten anzuvertrauen. Dabei geschah das Unglück, das durch die Presse – einigermaßen übertrieben – zuhause bekannt wurde und für die Expedition ein zweites Unglück war. Denn die Förderer waren der Ansicht, dass ich mich auf ein so unnötiges Abenteuer nicht hätte einlassen dürfen.
Die Altstadt von Bagdad. Hier ging schon Harun al Raschid in Verkleidung, um sein Volk zu belauschen.
Die Pferdebahn von Bagdad nach Kadimain war bis zum Jahre 1946 in Betrieb.
Die Anfänge des Autoverkehrs. Die kleinen Ford Lastwagen, Modell T, wurden maßlos überladen.
Aber für ein paar »Passagiere« war immer noch Platz.
Begräbnistürme im »Tal des Todes« der arabischen Wüstenstadt Tadmor (Palmyra), einst beherrscht von der Königin Zenobia.
Unser Grammophon in der Wüste. Ein winziges zusammenklappbares Grammophon, das Normalplatten tragen konnte, erfreute unsere arabischen Freunde in der Wüste.
Karawanenführer in der syrischen Wüste.
Noch beherrschen die Kamelkarawanen mit ihren selbstbewussten Führern das Bild der Wüste.
Auf der Ölstraße nach Bagdad
Am Toten Meer • Weltmacht I.P.C. •
Wir werden weitergereicht • Ein Wüstenfest auf H. 2
Auf der Motorradtour nach Indien war ich mit Herbert Tichy vorsorglich am Rande der Wüste und fast stets den Ufern des Euphrat folgend nach Bagdad gefahren. Jetzt wollten wir den kürzesten Weg durch die Wüste wählen. Je mehr ich mich erkundigte, desto verwirrender gestalteten sich unsere Pläne. Es kostete viel Geduld und Nerven, alle verlangten und unverlangten Ratschläge entgegenzunehmen und auf ihren Ernst zu prüfen. »Hundertsiebzig Pfund sind zu erlegen, wenn Sie die Wüste allein durchqueren wollen. Das Geld dient zur Sicherstellung der Kosten, wenn Sie mit Flugzeug gesucht werden müssen«, sagte der Zolldirektor in Haifa. Diese Bestimmung besteht tatsächlich, doch wird sie umgangen, indem sich mehrere Autos zu einer Kolonne zusammenschließen.
Mr. Nairn, Besitzer der größten Transportgesellschaft durch die Wüste, will uns richtig bange machen. Er spricht von allerhand Unglücks- und Überfällen. Am besten sei es wohl, »this funny little car« auf einen seiner großen Lastwagen zu verladen. Fünfunddreißig Pfund. Ausnahmsweise so billig, weil er ein sportliches Herz habe. Wir aber sind gekränkt. Die Zumutung, die »Transasien-Expedition« huckepack durch die Wüste zu schleppen, ist doch zu schimpflich. Das geht zu weit, Mister Nairn, good-bye.
Beim »Automobilclub of Palestine« suchen wir als nächstes Rat. Ein ältliches englisches Fräulein empfängt uns in den vornehmen Klubräumen im King David Hotel. Sie wisse nicht recht, wie das zu machen sei. Landkarten, Streckenbeschreibungen habe sie auch nicht. Aber morgen sei ein Gymkhana, ein Autogeschicklichkeits-Wettbewerb, auf dem arabischen Sportplatz. Ob wir da nicht mitmachen wollten?
So geht das weiter und wir wundern uns: Fast täglich fahren Autos durch die Wüste zur »Stadt von Tausend und einer Nacht«, und niemand weiß, wie man das macht. Mit Ausnahme von Mr. Nairn, der lebt ja davon.
Tipp Nr. 4 gibt uns Chaim Nathaniel und sein Rat ist nicht der schlechteste: »Schließen Sie sich meinem Konvoi an. Das ist eine Autokarawane unter militärischer Bedeckung. Nächsten Donnerstag ab Damaskus. Ich bin bereit, Sie mitzunehmen, obwohl ich sicher Ärger haben werde, denn nur gute Wagen sollen in der Wüste fahren.« Wir fragten erst gar nicht nach dem Preis, weil mich die letzte Bemerkung wurmte.
Es war Helmuths ausgezeichnete Idee, der Niederlassung der »Iraq Petrol Company« in Jerusalem einen Besuch abzustatten. Im Trubel unserer Sorgen hatte ich ganz vergessen, dass ich einen Empfehlungsbrief an diese Ölgesellschaft besaß.
Um es gleich vorwegzunehmen: Dieser Besuch war Balsam auf die Wunden, die uns Mr. Nairn, Chaim Nathaniel und das sauertöpfische Fräulein im Autoklub zugefügt hatten.
»Wo bleiben Sie denn so lange? Wir warten schon seit Wochen auf Sie!«
Wir sind sprachlos.
Mr. MacPherson, der Allgewaltige der I.P.C., blättert in dem Aktenumschlag, auf dem fein säuberlich geschrieben steht: Austrian Transasian Expedition. Briefe aus Wien und London und Zeitungsausschnitte über die geplante Reise liegen geordnet in der Mappe. Ich fühle, dass hier die Geschicke unserer Reise in eine weltumspannende Organisation verwoben sind und dass uns nun ein guter Stern führen wird.
»Was also kann ich für Sie tun?«
»Wie kommen wir am besten nach Bagdad?«
»Oh – das ist alles schon vorbereitet. Sie sind Gäste der I.P.C. und erhalten die Erlaubnis, unsere Privatstraße durch die Wüste zu benützen. Die Straße ist nur für die Dienstautos der I.P.C.; jeden anderen Verkehr weisen unsere Patrouillen zurück. Aber hier sind Ihre Ausweise.« Damit eröffnen sich für die Wüstendurchquerung völlig neue Perspektiven. Wir werden nicht den üblichen Weg über Damaskus und die Oase Rutbah Wells nehmen, sondern entlang der Erdölleitung bis El Hadithe am Euphrat und von dort auf bekanntem Weg nach Bagdad.
Sofort gehen fünf Telegramme an die entsprechenden Pumpstationen in der Wüste und liebenswürdig verabschiedet uns Mr. MacPherson: »Sie werden staunen, wie angenehm wir Engländer auch in der Wüste zu leben verstehen.«
Voll hochgespannter Erwartungen und guter Laune treten wir noch am selben Nachmittag die Fahrt in die Wüste an. Über siedend heißen Asphalt gleitet der Wagen durch die Schluchten Judäas abwärts, bis eine Tafel auf Arabisch, Hebräisch und Englisch das Wort »Meereshöhe« verkündet. Vierhundert Meter geht es dann noch tiefer und es ist ein eigenartiges Gefühl, »über sich« Berge vom Wasser aller Weltmeere zu wissen.
Nun stehen wir an der bleiern schweren Fläche des Toten Meeres. Kann man darin wirklich nicht untergehen? Wir machen einen praktischen Versuch. Regungslos, gleich einem Kork, liegt man auf dem Wasser. Schwimmen im üblichen Sinn ist kaum möglich, weil man mit Händen und Füßen mehr in der Luft als im Wasser herumrudert. »Man raucht eine Zigarette, liest ungestört die Zeitung oder beschattet sich mit einem Schirm«, so steht es in den Prospekten. Solche Ansichtskarten kann man kaufen und in dieser Pose kann man sich fotografieren lassen. Ein jüdischer Fotograf wartet ständig auf neue Opfer. Wie wird doch Miss Liddledale in Nashville, Tennessee, staunen über das Bild von Mrs. Tucker: »Myself in the Dead Sea, in the beautiful Holy Land!«
Indessen ist das gemütliche Zeitunglesen nur geschäftstüchtige Theorie. Schon nach wenigen Minuten tut das Salz seine Wirkung. Es kribbelt und brennt in den Poren und man hat nur einen Wunsch: Heraus aus der Tunke! Zwanzig Prozent Salzgehalt wollen mit Vorsicht genossen sein. Schnell in den Jordan hinein und die Salzkruste gründlich abgespült! Mag sein, dass just an dieser Stelle einst Johannes Jesum Christum taufte. Sicher ist, dass dort, wo einst der tüchtige englische General Allenby den Fluss überquerte, jetzt eine schöne Brücke, nach diesem General benannt, den Fluss überspannt. Wir sind ihm