Alex C. Morrison

Lavendelblut


Скачать книгу

rief mir noch etwas zu

      >>Wir telefonieren. <<

      Reese kam leider noch mit, er wollte Mia wohl nicht mit mir alleine nach Hause gehen lassen.

      Als Eddy weg war kamen mir die wenigen Meter unendlich lang vor und ich fühlte mich wie das fünfte Rad am Wagen. Außer unseren Schritten auf dem Kieselweg und dem Ruf eines Waldkauzes war nichts zu hören. Schließlich hatten wir unsere Straße erreicht. Ich öffnete die Tür und blickte mich noch kurz zu den Beiden um. >>Gute Nacht! <<

      Die beiden hörten mich jedoch nicht da sie sich gerade intensiv küssten. Angewidert drehte ich mich um und lies die Tür wieder ins Schloss fallen.

      Meine Eltern schliefen bereits und im Haus machte sich Dunkelheit breit. Ich knipste die kleine Lampe auf der Kommode im Flur an um besser sehen zu können. Und ging schnellen Schrittes nach oben in mein Reich. Ich konnte es nicht erwarten zu duschen.

      Mit Schrecken stellte ich am nächsten Morgen fest, dass ich die Fenster zum Balkon die ganze Nacht über hatte offen stehen lassen. Komisch mir war das gestern Abend beziehungsweise heute Nacht als ich nach Hause kam gar nicht aufgefallen. Ich ging hastig zu dem Flügel rüber und schaute ob meine Noten noch dort waren. Beruhigt atmete ich auf.

      Doch nun fesselte der Anblick aus dem Balkon meine Aufmerksamkeit. In unserem Vorgarten fing es bereits an zu blühen. Die ersten Osterglocken und Tulpen blühten in voller Pracht. Seltsam, dachte ich, letzte Nacht war es richtig kalt gewesen. Schon fast frostig und heute Morgen stand die Sonne klar am Himmel und die Blumen blühten wie noch nie zuvor. Ich ging, barfuß und nur mit einer langen Pyjamahose bekleidet, auf den Balkon und atmete die frische, warme Frühlingsluft ein. Ich sog sie förmlich auf. Im Hintergrund hörte ich plötzlich jemanden kichern und meine Aufmerksamkeit fiel auf den Vorgarten und die Haustür der Nachbarn, der O´Learys. Ich konnte vom Balkon aus praktisch die ganze Nachbarschaft überblicken.

      Mia und ihre junge Mutter pflanzten gerade Blumen. Der Anblick war Herzerwärmend. Sie kicherten wie kleine Kinder. Sie hätten fast Schwestern sein können. Ich musste lächeln und konnte mich dem Anblick kaum entreißen als mein Handy klingelte. Unwillkürlich ging ich zum Bett und nahm ab.

      Es war Eddy.

      >>Guten Morgen. Na, hast du gut

      geschlafen? <<

      Ich bejahte.

      >>Du wirst nicht glauben wen ich heute beim Bäcker getroffen habe. <<

      >>Wen? <<

      >>Monika aus dem Club! <<

      >>Oh, nein. War sie sehr sauer? <<, wollte ich wissen.

      >>Hmm, lass mich kurz nachdenken…ja doch… sie war Fuchsteufelswild! Dann hat sie mir vor allen Leuten eine richtige Szene gemacht, was uns denn einfallen würde sie einfach dort alleine stehen zulassen… <<

      Eddy erzählte noch eine Weile aber ich schaltete automatisch ab und musste an Mia denken, wie sie mit ihrer Mutter im Vorgarten Blumen pflanzte.

      Ich ging langsam zum Balkon rüber und spähte hinaus. Doch leider waren die beiden schon wieder weg. Ich ließ das Fenster weit offen stehen und zog nur die weißen Gardinen zu. Dann setzte ich mich an den Flügel.

      …glaube Lexi. <<, beendete Eddy den Satz.

      >>Bitte was? <<, fragte ich hastig nach.

      >>Ja, ich glaube ich habe Lexi gesehen. Sie scheint wieder hier zu sein. <<, sagte er.

      Mein Lächeln erstarb.

      Instinktiv drückte ich eine Taste auf dem Flügel. >Dummmm<, hallte es.

      >>Alter, verfall bitte nicht wieder in deine Depressionen oder was auch immer. Weißt du was, ich komme nachher vorbei und dann reden wir über gestern Abend und über Lexi. Scheint wohl als wäre sie schon viel eher zurück als

      geplant. Sie hat sich äußerlich ganz schön verändert. Trägt jetzt braunes Haar. Sie fragte nach dir. <<

      >>Interessiert mich nicht. Und keine Sorge, ich bin längst über sie hinweg. <<, sagte ich und kaum hatte ich ausgesprochen horchte ich in mich hinein. War ich wirklich über sie hinweg?

      Wir verabschiedeten uns und ich legte das Handy auf dem Flügel ab. Die Noten von Yirumas- River flows in you lagen noch auf dem Flügel und obwohl ich es fast auswendig kannte, spielte ich es von den Noten ab.

      Die Melodie war wirklich wie ein Fluss, wie ein Bach und plätscherte, floss nur so dahin. Als ich zu Ende gespielt hatte blätterte ich einige Seiten in meinem selbsthergestelltem Notenbuch weiter. Und fing an Chopins Trauermarsch zu spielen. Natürlich nicht komplett das ganze Stück.

      Kurz darauf ging ich ins Bad und wusch mir das Gesicht und putzte mir die Zähne um anschließend, immer noch in meiner gemütlichen Sonntagspyjamahose, in die Küche zu schlendern und mir einen Kaffee zu machen.

      Meine Eltern waren bereits wach und hatten anscheinend schon gefrühstückt. Mein Vater las gerade gemütlich auf der Couch seine Sonntagszeitung und Mutter schnappte sich soeben ihre Gala.

      >>Guten Morgen, Adam. Wie war es gestern im Club? <<, fragte mein Vater und legte seine Zeitung bei Seite. Er spähte mich durch seine Brille an.

      >>Guten Morgen ihr zwei. Gut war es. Danke der Nachfrage. Ein wenig Müde bin ich aber noch. <<, ich schlürfte an dem Kaffee und setzte mich wohnheitsgemäß auf die Küchenzeile.

      >>Adam. <<, sagte meine Mutter und schaute mich aus dem Augenwinkel an.

      Sie mochte es nicht wenn ich mich dort hinsetzte also sprang ich wieder runter und setzte mich an den Esstisch.

      >>Mia war auch da und der andere Schüler, dieser Reese. Anscheinend sind sie zusammen. <<, erzählte ich und hoffte das der Satz nicht irgendwie eifersüchtig klang.

      Denn Mia war sehr hübsch. Sie war schlank, sah aus wie ein Supermodel und hatte wundervolles langes blondes Haar mit braunen Strähnchen und dazu azurblaue Augen. Genau mein Typ also.

      Unerwartet klingelte es an der Haustür. Ich überlegte nicht lange und ging mit der Tasse in der Hand und in meiner schicken Pyjamahose an die Tür. Es war bestimmt Eddy, dachte ich. Doch als ich sah wer vor mir stand hätte ich mich beinahe an meinem Kaffee verschluckt.

      >>Hi, ich hoffe ich störe nicht. <<, sagte Mia.

      Ich schüttelte den Kopf und räusperte mich.

      >>Hast du gut geschlafen? <<, fragte sie.

      >>Ja, danke und du? <<

      >>Sehr gut. <<

      Eine Weile herrschte Stille. Sie musterte mich kurz von unten nach oben und ich bemerkte das flüchtige Blinzeln in ihren Augen.

      >>Tut mir leid, ich habe noch keine Zeit gehabt mich umzuziehen. Ähm… es ist Sonntag, weißt du. <<, sagte ich.

      >>Nein, kein Problem. Ich verstehe. <<

      >>Möchtest du vielleicht rein kommen? <<, rief meine Mutter die wie aus dem Nichts plötzlich hinter mir stand.

      >>Danke, ich muss mich für morgen

      vorbereiten. <<, sagte sie und meine Mutter verschwand wieder genauso schnell wie sie aufgetaucht war.

      Ich atmete auf.

      >>Ach, ja bevor ich es ganz vergesse. Hier ist deine Jacke. Und danke. <<, sagte sie und reichte mir meine schwarze Lederjacke.

      Ich nahm sie entgegen und bemerkte ein Knistern, dass von ihren Fingern ausging. Dann legte ich sie auf die Kommode.

      >>Falls du irgendwie Hilfe mit der Schule brauchst oder Klavierunterricht. Sag

      Bescheid. <<, sprudelte es aus mir raus.