Micha Rau

Das Ding im Atlas


Скачать книгу

="uc5823646-f717-5564-91e8-8fa908a00476">

      Micha Rau

      Das Ding im Atlas

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Vorwörtchen

       Tag 966

       Tag 1

       Tag 1122

       Tag 300

       Tag 332

       Tag 444

       Tag 445

       Tag 452

       Tag 1334

       Tag 1615

       Tag 1616

       Tag 1704

       Tag 1903 bis Tag 1917

       Tag 2130

       Tag 2555

       Nachwörtchen

       Impressum neobooks

      Vorwörtchen

      Zu Risiken und Nebenwirkungen dieses Buches fragt bitte eure Kumpels oder die Polizei. Jegliche Nachahmung geschilderter Vorkommnisse geschieht auf eigene Gefahr und sollte tunlichst vermieden werden. Ich hab euch gewarnt. Kommt mir hinterher nicht und jammert.

      Das Geschreibse hier widme ich meinen Freunden Danny, Mathe, Elle und Jörg, die bis heute mit mir zusammen Mist bauen. Hey, Alter, Deine Nudel is ja wieder heile! Hast mit dem Pürierstab tatsächlich 3 Kinder gemacht! Oder weiß ich da von wem was nich?

      Tag 966

      Der Tag fing schon blöd an. Mein Vater war stinkwütend, weil sie schon wieder eine Konferenz abhalten wollten, um mich von der Schule zu schmeißen, im Bus war es zu dunkel, um die blöden Lateinvokabeln zu lernen, und dann bekam Mackuth auch noch seinen Montagskoller. Ich hätte wissen müssen, dass sich an dem Tag noch jemand böse verletzen würde. Aber ich konnte beim besten Willen nicht voraussehen, dass es ausgerechnet Dannys Pimmel treffen sollte. Die Sache hatte allerdings auch einen Vorteil: Danny musste zwar eine Woche lang mit einer blauschwarz angelaufenen Nudel herumlaufen, aber Mackuth vergaß vor lauter Lachen, die Konferenz einzuberufen …

      Ja, ja, ich komm schon zur Sache. Also, an diesem Tag lief anfangs alles wie gewöhnlich. Die Weltkarte hing an ihrem Kartenständer, Schulz saß am Pult und dozierte aus seinem Buch, und wir glotzten in die Gegend. Um die Qualen des Dauernd-auf-die-Uhr-Sehens etwas zu lindern, packten wir unsere Armbanduhren in Erdkunde immer unter die Tische. Dann wuchs die Spannung, bis es klingelte, ins Unermessliche. Aber wehe, man guckte zwischendurch mal!

      Zum Unterrichtszubehör gehörte ein riesiger Atlas, der ungefähr zwei Kilo wog, und den man aus diesem Grund getrost unter dem Tisch liegen lassen konnte, denn den klaute sowieso niemand. Im Unterricht jedoch hatte jeder von uns sein Exemplar vor sich liegen, und ab und zu war es sogar ganz interessant, sich hineinzuvertiefen, sich ferne Länder vorzustellen und in der Fantasie die aufregendsten Abenteuer zu erleben.

      Aber der gewaltige Schinken konnte noch mehr. Auf die Oberschenkel gelegt und an den Tisch gelehnt, gab er eine hervorragende Deckung für allerlei Spielchen ab. Schiffe versenken, Siebzehn und Vier, Poker … gut, Pokern war schwierig, denn zu dritt in einer Reihe … da heißt es: Adlerauge sei wachsam!

      Mathe nervte schon wieder.

      „Machen wir ´n Spielchen?“

      „Bin pleite“, grummelte Jörg. „Lass uns Montag in Afrika spielen.“ Afrika war nämlich nächste Woche dran. Aber Mathe gab nicht auf.

      „Nich´ um Geld, nur so.“

      „Ist ja noch schlimmer“, meinte Danny. „Dann lieber Zwirnbillard.“

      Zwirnbillard geht nicht immer. Man braucht spezielle Zutaten. Zuerst ein Stück Faden, den man zu einem Kreis formt und ihn auf den Tisch legt. Nun popelt man und dreht kleine Bällchen. Diese müssen dann per Kugelschreiberspitze ins Zentrum geschossen werden. Geht allerdings nur mit Krustenpopeln. Krustenpopel hatten wir an dem Tag leider nicht.

      Elle hatte noch gar nichts gesagt. Ich beugte mich vor und sah ihn an. Er schien etwas weggetreten, denn er starrte mit glasigen Augen auf den Nachbartisch. Genauer gesagt, ein paar Zentimeter darüber. Cora hatte es ihm angetan, und ich muss sagen, man konnte durchaus nervös werden bei dem T-Shirt, das sie da anhatte. Wobei es sicherlich nicht nur um das Textil als solches ging, wie man sich denken kann. Schließlich befanden wir uns in dem Alter erhöhten Hormondurcheinanders.

      Elle war fix und fertig.

      Wir anderen stießen uns an.

      „Wie wär´s mit ´ner Mutprobe?“ Danny grinste provozierend. „Glotzen kann jeder!“

      Elle wachte auf. „Was ´n los?“

      „Machste mit? Damit ein bisschen Spannung in die Sache kommt! Wer traut sich, sein Ding rauszuholen und in den Atlas zu packen?“

      Alle prusteten los. Schulz vorne las unbeirrt weiter. Mir kamen Bedenken. Gut, man könnte auch sagen, ich hatte Schiss.

      „Hör´ auf, wenn das einer merkt, fliegen wir! Außerdem kann Cora rüberschauen, die sieht dich!“

      „Quatsch keine Opern, das Buch ist groß genug, da passen zehn von deinen rein! Und außerdem … raus, rein. Nicht lange. Du traust dich bloß nicht!“

      „Mann, du Blödmann, natürlich trau ich mich! Aber nur, wenn alle mitmachen. Alle gleichzeitig!“

      „Logo. Alle gleichzeitig. Ich zähle bis zehn. Alle klar zum Manöver?“

      Keiner wollte kneifen. War eigentlich auch kein Risiko dabei. Wie gesagt: Schulz faselte, die Atlanten waren groß, der Mut auch, was sollte schon passieren?

      Bei zehn zögerte keiner von uns. Hose auf, Schniedelwutz raus und auf Südafrika platziert.

      Danny triumphierte. „Volle zehn Sekunden!“, raunte er.

      Drei davon vergingen, doch dann schlug das Schicksal mit grausamer Härte zu. Alle achteten auf den ollen Schulz, nur ich behielt die Mädchen im Auge, schließlich wollte ich keinen Zwei-Fronten-Krieg