Benjamin Webster

SOKO Jana Hoffmann


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geben möchten. Ansonsten sehen wir uns am Freitag, vor dem Haftrichter. Der Oberstaatsanwalt wird ihnen bestimmt noch den Termin zukommen lassen. Also, wenn sie mich jetzt entschuldigen wollen, aber ich habe noch einen Termin und bin schon spät dran. Auf wiedersehen, meine Herren.“ Sie wies den beiden Anwälten die Tür und ging wieder zurück zum kleinen Konferenzraum. Die beiden hatten inzwischen die Unterlagen sortiert. Leni sagte zu Micki: „Ich glaube wir sollten so langsam aufbrechen, sonst wird es wieder so spät. Und Klaus, du solltest auch bald nach Hause gehen.“ Kramer wollte nur noch die Kopien wegschließen, und auf Kurt Langer warten, der heute Bereitschaft hatte. Micki und Leni waren unterwegs zu ihrem letzten Termin heute. Sie wollten noch das Personal und den Chef vom „Big Apple“ befragen. Die Disco lag am Stadtrand von Karlsruhe, am Rande des Industriegebietes Nord. Es war kurz vor 21:00 Uhr. In wenigen Minuten würde das Big Apple öffnen. Micki fuhr direkt neben den Eingang und parkte auch dort. Kaum das sie ausgestiegen waren, kam auch schon ein älterer Herr vom Sicherheitsdienst. Er sagte freundlich: „Guten Abend die Damen. Leider können sie hier nicht parken. Wenn sie bitte so freundlich…“ Weiter kam er nicht, weil Leni ihm den Dienstausweis entgegen hielt. Der Sicherheitsmann schaute sich den Ausweis genau an und meinte: „Die werden auch immer kleiner. Zu meiner Zeit hatten wir noch Hundemarken.“ Damit meinte er die ovalen Marken aus Messing, auf denen ein Stern abgebildet war und darunter Kriminalpolizei. Leni: „Sie waren auch einmal bei uns?“ Der Sicherheitsmann antwortete: „Ja das war ich, ist aber schon einige Jahre her. Übrigens ich heiße Werner Gerber, Ex Polizeiobermeister a.D.“ Leni: „Warum sind sie nicht mehr dabei?“ Gerber: „Ich hatte eine Begegnung mit einem sehr unfreundlichen Menschen, der mir vier Kugeln verpasst hat. Danach war es aus mit dem Streifendienst. Ich war über zwei Jahre Dienstunfähig, dann hat man mich pensioniert.“ Leni: „Das tut mir leid für sie. Hat man diesen unfreundlichen Mensch wenigstens gefasst?“ Gerber: „Ja. Er hatte keine Möglichkeit mehr, eine fünfte Kugel zu verpassen. Ich habe ihn mitten in die Brust getroffen. Dies war mein erster und letzter Waffengebrauch. In der Theorie lernt man ja alle möglichen Situationen und spielt viele Szenarien durch, aber in der Praxis sieht das ganz anders aus. Aber was möchten sie hier Frau Herbst?“ Leni holte ein Foto von Jana Hoffmann aus der Tasche und zeigte es ihm mit der Frage: „Haben sie die Frau schon einmal gesehen?“ Gerber: „Ja, in der Zeitung, aber nicht hier. Ich bin hier für die Sicherheit zuständig. Wenn der Apfel voll ist, sind über 1500 Gäste da. Glauben sie mir, da fällt der einzelne, in der Masse, nicht auf. Es sei denn er macht Rabatz und fängt an zu schlägern. Und Leute die das tun, werden von mir und meinen Mitarbeitern nach draußen verfrachtet. Diese Leute merken wir uns und nur diese. Von Typen die bei uns unangenehm Aufgefallen sind, machen wir sogar Fotos, mit Datum und Uhrzeit. Beim zweiten Mal gibt es dann Hausverbot. Sprechen sie mit den Bedienungen oder den Barmännern, da besteht eher die Möglichkeit, dass sie jemand gesehen hat.“ Micki: „Können wir schon herein?“ Gerber: „Ich bringe sie, folgen sie mir.“ Er ging voran und öffnete mit einem Schlüssel eine kleine Seitentür. Durch einen Flur gelangten sie in ein Lager und von dort, hinter die große Bar. Es war alles hell erleuchtet, so dass man die Wände und Decken klar erkennen konnte, obwohl sie schwarz gestrichen waren. Unter der Decke hingen dutzende von Rohren, Scheinwerfer und Boxen. Schön sah das nicht aus, aber wenn erst einmal das normale Licht aus war und die Licht- und Lasershow lief, sah man das alles nicht mehr. Eine Putzkolonne war gerade dabei, den letzten Schmutz zu beseitigen und wischte Tische und Stühle ab. Andere Bedienstete legten kleine Tischdecken und Kerzen auf die Tische und stellten die Stühle richtig hin. Der Barmann stapelte Massenhaft Gläser auf den Tresen und schaltete die Kaffeemaschinen und Geschirrspüler ein. Es war wie in einem Supermarkt, der kurz vor der Eröffnung stand. Gerber brachte sie zu einer jungen Frau und stellte sie vor: „Das ist die Chefin des Personals, Frau Franziska Jung. Sie kann ihnen alles zeigen und mit ihr können sie alles besprechen. Der Herr dahinten, ist Edmund Ohl und ist der Bar Chef. Er ist der Herr der Getränke. So und nun entschuldigen sie mich, ich muss noch meinen Kontrollgang machen, bevor die Meute kommt.“ Gerber zog davon und ließ die beiden allein mit Franziska Jung zurück. Micki stellte sich vor und fragte sie: „Wo können wir einigermaßen ungestört mit dem gesamten Personal sprechen. Wir haben einige Fragen zu Jana Hoffmann, die öfters hier war.“ Franziska Jung: „Ich habe es in der Zeitung gelesen. Eine schreckliche Sache. Ich schlage vor wir gehen in unseren Aufenthaltsraum, da ist es ruhiger, weil gleich die Musik anfängt.“ Sie zeigte ihnen den Weg und Leni fragte: „Ist der Chef auch schon hier?“ Franziska nickte und rief eine der Mädchen herbei und sagte ihr, dass sie Leni zu ihm bringen solle. Micki übernahm derweil die Befragung des Personals. Franziska bestand aber darauf, dass der Barmann als erstes befragt werden sollte, damit die Gäste nicht so lange auf ihre Getränke warten mussten. Das Mädchen brachte Leni, über eine Wendeltreppe, zu Herrn Schöller. Sie klopfte an und schickte dann Leni in das Büro von ihm. Sie sagte zu ihm: „Guten Abend Herr Schöller, ich bin Leni Herbst von der Kriminalpolizei Karlsruhe. Ich führe Ermittlungen durch im Mordfall Jana Hoffmann.“ Während sie das sagte zeigte sie ihm ihren Dienstausweis. Schöller: „Bitte setzen sich doch. Darf ich ihnen einen Kaffee oder etwas anderes anbieten? Leni nahm den Kaffee dankend an. Schöller stellte ihr eine Tasse, mit Zucker und Milch hin. Während Schöller den Kaffee umrührte, fragte er sie: „Was kann ich für sie tun, Frau Herbst?“ Leni: „Wie gesagt, wir untersuchen den Mord an Frau Hoffmann. Jetzt suchen wir alle Lokalitäten auf, in denen Frau Hoffmann in den letzten Tagen und Stunden verkehrte. Sie besuchte auch ihre Disco am Vorabend ihres Todes.“ Sie zog nun das Foto aus ihrer Tasche und legte es ihm auf den Schreibtisch. Er schaute es an und sagte: „Das ist das Bild aus der Zeitung heute Morgen. Aber ich muss sie leider enttäuschen, ich kenne diese Frau nicht. Wie sie sicherlich bemerkt haben, bin ich nicht unten im Lokal, sondern sitze hier in meinem Büro. Und das mache ich die ganze Zeit, in der ich hier bin. Ich habe keinen großen Kontakt zu meinen Gästen. Wir haben jeden Abend zwischen 1200 und 1500 Gäste hier. Letztes Jahr war es, in knapp elf Monaten, über 235000 Besucher. Teils sind es Stammgäste, oder Neue Gäste die noch nie hier waren. Das Einzugsgebiet unserer Gäste reicht von Pforzheim, nach Heidelberg und geht bis runter nach Freiburg. Es ist ja nicht das einzige Lokal das ich besitze. Ich muss mich auch um zwei andere Big Appels kümmern. Eines davon in Stuttgart und das andere in Frankfurt. Ich sitze jeden Abend hier in meinem Büro und mache Abrechnungen, Bestellungen und Statistiken. Bis um 2:00 Uhr morgens muss ich die Bestellung der Getränke für Karlsruhe fertig haben. Je eine Stunde später für Stuttgart und Frankfurt. Dann ist jeden Abend die Kassenabrechnung vom Vortag zu machen und am Monatsende kommt die Lohnbuchhaltung noch dazu. Und das schlimmste kommt immer in der Mitte des Monats; das Finanzamt. Sie sehen, ich habe groß keine Zeit, mich um die Gäste zu kümmern. Wenn ich ehrlich bin, habe ich auch keine Lust dazu, denn ich bin eine miserable Bedienung. Für den Service habe ich meine Leute, die das alles besser können wie ich.“ Leni: „Dann haben sie jede Menge um die Ohren. Warum stellen sie nicht noch jemanden ein, der ihnen hilft?“ Schöller: „Sie wissen ja wie das ist, mit dem Personal. Ich hatte schon zwei Geschäftsführer. Der eine hat sich aufgeführt wie der Big Boss und der andere war faul und immer krank. Da mache ich es lieber selber. Haben sie schon mein Personal befragt, die können ihnen bestimmt besser helfen als ich.“ Leni: „Meine Kollegin ist bereits dabei.“ Schöller: „Haben sie schon eine Spur oder einen Hinweis auf dem Mörder oder Mörderin? Wer tut so etwas, schrecklich.“ Leni: „Das darf ich ihnen nicht beantworten, aus ermittlungstaktischen Gründen. Ich habe aber eine Bitte an sie. Könnte ich auf den Toiletten und im Ein-und Ausgangsbereich ein Foto mit der Nummer unserer Behörde aufhängen?“ Schöller: „Selbstverständlich können sie das. Ich werde Franziska Bescheid geben, die macht das dann für sie. Ich hoffe das andere Ladenbesitzer ihnen auch dabei behilflich sind.“ Leni: „Bis jetzt war jeder dazu bereit. Ich lasse ihnen noch meine Karte hier, für den Fall das sich noch etwas ergibt. So, dass wars auch schon. Vielen Dank für ihre Hilfsbereitschaft und für den Kaffee.“ Schöller: „Nicht der Rede wert, ist doch selbstverständlich. Man hilft ja wo man kann. Wenn sie noch fragen haben, stehe ich ihnen gerne zu Verfügung.“ Leni: „Wie lange haben sie schon das Big Apple?“ Schöller: „Hier in Karlsruhe seit vier Jahren. In Frankfurt seit drei und in Stuttgart seit zwei Jahren. Mein ganzes Geld steckt in den Äpfeln. Jeden Cent Gewinn investiere ich wieder. Die einzigen die sich darüber freuen, ist mein Banker und das Finanzamt.“ Leni: „Aber ich denke es wird schon etwas hängen bleiben, sonst würden sie es sicherlich nicht tun.“ Schöller: „Natürlich bleibt