Markus Saga

Im Wesentlichen Nichts


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nicht die Titanic. Ist außerdem bekanntlich ja auch schiefgegangen, das Manöver. Kann mir zum Glück nicht passieren, bei der ganzen Technik heute. Lohnt sich trotzdem kaum noch, das Geschäft. Opa wirft kopfschüttelnd eine deformierte Scholle zurück ins Wasser. Hoffentlich werde ich nicht bald abgewrackt.

      Marga

      Am Ende hat Martin fast nur noch in seinem Job gelebt und ich im Garten. Es fehlte ihm etwas. Er weiß wohl selbst nicht genau was. Morgens aufwachen und einen Sinn haben, hat er mal gesagt. Waren wir denn nicht Sinn genug? Ich glaube, er hat die Welle gesucht, die ihn weit über sein eigenes Leben hinaushebt. Ich bezweifle, dass er sie findet. Wenigstens hat er zugegeben, dass es nicht an mir liegt. Ich glaube, er hat sich für seine Unzufriedenheit gehasst.

      Lea

      Es schüttet wie aus Kübeln. Diese Affen in paar Reihen weiter vorne gehen mir auf die Nerven. Besonders die Karikatur mit der Schlumpfmütze und dem Knopf im Ohr. Beanie hält sich für was ganz Besonderes. Dabei ist er nur der jämmerliche Durchschnitt, der Mainstream mit Einzigartigkeit verwechselt. Die anderen Honks glänzen mit Tattoos und den gerade angesagten Dreitagebärten. Kriegen noch nicht einmal Sprüche hin, die treffen. Wundert mich nicht, wenn man keinen richtigen Arsch in der Hose hat. Die Aladin-Windel kommt auf mich zu, packt sich am Schritt und fragt, wo ich hin will und ob wir nachher noch was zusammen trinken. „Verpiss dich, du Pubertierling, sonst steche ich dich ab.“ Er glaubt es mir nicht, bis ich das Springmesser raushole und ihm direkt vor die gepiercte Nase halte. Na also, geht doch. Trotzdem gefällt mir die Sache mit dem Messer nicht. Am besten, ich gehe zu dem Straßenkampfkurs, den der Unisport anbietet. Wäre doch gelacht, wenn ich so ´nen Schlaffi nicht aufs Kreuz gelegt kriege. Mit Worten ist das ja ohnehin kein Problem. Ich bin froh, als ich aussteigen kann. Die Typen glotzen mir blöd hinterher.

      Seute Deern

      Ist eine richtige Schönheit, die Kleine. Ich kenne sie ja schon, seit sie bei uns im Urlaub das Laufen gelernt hat. Und klug! Studiert Medizin in Kiel. Ich bin stolz auf sie wie auf meine eigenen Kinder. Ihr Vater hat schlecht geschlafen. Liegt wahrscheinlich am Vollmond. Die Lütte will zu den Amis. Wie heißt das? Pflichtpraktikum. Na, davon habe ich keine Ahnung. Die Lea weiß schon, was sie macht. Vater guckt wie ein angeschossenes Reh. „Du wirst die Zeit schon überstehen“, sage ich in meinem besten Hochdeutsch. „Im Krieg war schlimmer“, sage ich noch. Er lacht. Gestern hatte er sie noch auf dem Arm und morgen ist sie schon Ärztin. Kinder, wie die Zeit vergeht. Sie verdient sich die Reise sogar selbst. Hier bei mir im Gasthaus, fast jedes Wochenende. Fleißig ist sie. Wenn sie schon in den Staaten ist, sollte sie auch direkt ein bisschen das Land erkunden, findet Vater. Na also. Sie erzählt dann noch, dass sie einen waschechten Indianer da besuchen wird. Einen Medizinmann. Sozusagen ihr Gebiet. Jetzt guckt er wieder schräg. Ich bring mal einen Jägermeister.

      Herr Grünwaldt

      Lea wollte mir partout nicht verraten, was sie vorhat. „Vertrau mir“, hat sie gesagt. Ich liege also auf dem Rücken und soll die Augen geschlossen halten. Das fällt mir ganz schön schwer. Wir sind im Wohnzimmer vom Altenteil. Mien seuten Deern hat sich gleich bereiterklärt, als Lea sie um einen Raum gebeten hat, wo wir Ruhe haben. Es ist ein Geschenk, sagt Lea und dass ich nicht so rumzappeln soll. Ich bemühe mich. Kurze Zeit später höre ich ein Rasseln, das sich um meinen ganzen Körper bewegt, zusammen mit dem Duft von Lea. Dann ändert sich die Musik im Hintergrund. Ich höre das Plätschern eines Bachs, Vogelstimmen, Blätter in einem großen alten Baum. Ich spüre den Boden unter mir und sitze auf einem Stein mitten im Wald, als ein Luftzug meine Wange streift. Erst an der einen Seite, dann an der anderen Seite, dann an vielen Stellen meines Körpers. Ich fühle die Luft unter meinen Flügeln und sehe die Sonne, die sich in meinem Bauch ausbreitet, wo Leas Hände sind. Die Stimme eines alten Indianers erfüllt den Raum, während die Jüngeren um das Lagerfeuer tanzen. Unbekannte Worte strömen in mich hinein. Der Indianer kommt auf mich zu und sieht mir ins Gesicht. An den Wangen spüre ich kleine Bäche und Sehnsucht bewegt mein Herz. Wieder ändert sich die Musik und die tiefen Töne der Nacht umgeben mich. Dem Felsen, auf dem ich sitze, fehlt ein gewaltiges Stück und die Bilder in meinem Kopf werden schneller, so dass ich ihnen nicht mehr folgen kann. Ich konzentriere mich wieder auf die Musik, die mir eine Flöte schenkt und den Indianer, der sie spielt. Dann spüre ich die feinen Hände des alten Mannes direkt über meinem schweren Herzen. Wind setzt erneut ein und ein kräftiger Luftzug weht durch mich hindurch. Als die Trommeln zu schlagen beginnen, stimmt mein Herz in den Rhythmus ein. Es schlägt laut und gleichmäßig, bis die Töne immer leiser werden und alles in eins fließt.

      „Komm langsam wieder zu dir“, höre ich Leas Stimme nach einer Weile. „Wenn du so weit bist, dann öffne die Augen.“

      Ich will am liebsten gar nicht aufwachen und auch die Augen nicht öffnen.

      „Nimm dein Wohlgefühl mit“, sagt Lea. Das klingt schon besser.

      „Heiße das Neue willkommen und nimm es an“, sagt sie.

      Ich verspreche es, obwohl ich nicht weiß, was sie meint. Ich fühle mich so gut wie schon lange nicht mehr und bin ganz stolz auf meine Tochter.

      Indianer

      Mein Name tut nichts zur Sache. Ich gehöre zu einer anderen Zeit. Einer Zeit, in der die Menschen noch an die Kraft von Visionen und Träumen geglaubt haben. Für uns gibt es keine klare Trennung zwischen Traum und Wirklichkeit. Deshalb bringen wir unseren Träumen auch Ehrfurcht, Gehorsam und Disziplin entgegen. Mutige Träumer können die Realität verändern. Mutter Erde ist uns heilig und alles, was auf ihr lebt. Wir wollten das Gleichgewicht der Kräfte bewahren. Der weiße Mann hat die meisten von uns ausgerottet oder vertrieben. Seht selbst, wohin das geführt hat. Und doch ist nicht alles verloren. Wir leben fort in allen, die es wollen. Ich selbst bin Schamane und gebe mein Wissen weiter an diejenigen, die dazu berufen sind. Die moderne Medizin kann viel, aber den einzelnen Menschen vergisst sie zu oft. Ich bin weder Priester noch Zauberer. Ich heile, weil ich den ganzen Menschen sehen kann.

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