über das gesamte Trockene, über alle Meere und über alle Kreaturen zu herrschen.
Interessant ist folgender Ausschnitt aus dem Text des sechsten Tages: Bei Moses heißt es im ersten Buch unter 1, Vers 30 (siehe oben):
„… und allem, was sich auf der Erde regt, in welchem eine lebendige Seele ist.….“.
Gott bestimmt also eindeutig, dass jedes Lebewesen über eine Seele verfügt. Aber gerade das dementieren später sämtliche Religionsgemeinschaften der Welt aufs Schärfste. Eine Seele haben nach den Lehren und dem Verständnis ihrer Päpste, Rabbiner, Imame usw. zweifelsohne nur die Menschen. Damit unterscheiden sie sich von den Tieren, die Gott ihrer Meinung nach ausschließlich zur Verpflegung (einige wohl auch zur Belustigung) der Menschen geschaffen hat. Auch heute noch akzeptieren die wenigsten Erdenbürger, dass sie, wie ausnahmslos alle anderen Lebewesen auch, nur evolutionsbedingte Zufallsprodukte sind.
So wurden vollendet der Himmel und die Erde und all ihr Heer. Und Gott hatte am siebten Tag sein Werk vollendet, das er gemacht hatte; und er ruhte am siebten Tag von all seinem Werk, das er gemacht hatte.
Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn; denn an demselben ruhte er von all seinem Werk, das Gott geschaffen hatte, indem er es machte. (1. Mose 2, 1-3)
Dazu ist weiter nichts zu sagen. Jemand, der erstmals in seinem Leben arbeitet und das dann auch gleich sechs Tage am Stück, sollte schon im Sinne körperlicher Gesundheit und geistigen Wohlbefindens regelmäßig einen Ruhetag einlegen.
Kommen wir noch einmal zurück auf den sechsten Tag, der es bei analytischer Betrachtung in mehrfacher Hinsicht in sich hat. So lässt zum Beispiel auch der Satz:
„Lasset uns Menschen machen in unserem Bilde….“
erstens vermuten, dass zu diesem Zeitpunkt bereits Erzengel existierten und zweitens, dass diese wohl auch so ähnlich wie Gott ausgesehen haben müssen.
Weiterhin bestimmt der Allmächtige hier, dass alle Lebewesen durchweg Vegetarier sein sollen:
„…und allem, was sich auf der Erde regt, in welchem eine lebendige Seele ist, habe ich alles grüne Kraut zur Speise gegeben.“
Ein gegenseitiges Auffressen war also ursprünglich nicht vorgesehen. Der überwiegende Teil der Kreaturen des Wassers, des Landes und der Luft hat sich an diese göttliche Vorgabe jedoch nicht lange gehalten. Das grüne Kraut wurde, wahrscheinlich mangels ausreichenden Nährwertes, bereits nach kurzer Zeit verschmäht und die Nahrungsaufnahme zulasten kleinerer und schwächerer Geschöpfe auf proteinreiches Fleisch umgestellt. Unterstützung für die Futterrevolution fanden die Spitzenmitglieder der Nahrungskette dann auch prompt in einem anderen, völlig konträren Bibelwort:
„Und die Furcht und der Schrecken vor euch sei auf allem Getier der Erde und auf allem Gevögel des Himmels! Alles, was sich auf dem Erdboden regt, und alle Fische des Meeres, in eure Hände sind sie gegeben: alles, was sich regt, was da lebt, soll euch zur Speise sein; wie das grüne Kraut gebe ich es euch alles.“ (1. Mose 9, 2-3)
Während Raubtiere jedoch die Tötung ihrer potenziellen Beutetiere im Allgemeinen nur vornehmen, um ihren Hunger zu stillen, blieb es der „Krone aller evolutionärer Irrtümer“ vorbehalten, andere Lebewesen auch aus purem Vergnügen oder zur Besänftigung ihrer in vielen Kulturen auch heute noch zahlreich vorhandenen Götter umzubringen.
Gottvater, der die ersten fünf Tage ohne Assistenten ausgekommen war, hat sich dann zur Unterstützung für sein weiteres Vorhaben – wahrscheinlich in der Nacht zum sechsten Tag – weitere Hilfskräfte angeschafft, die er Engel nannte. Wie er das gemacht hat, wird in der Bibel zwar mit keinem Wort erklärt, aber vermutlich reichten ihm auch dafür einige wenige Worte. Die Frage ist nur: Warum braucht jemand, der allmächtig ist und der in Bruchteilen von Sekunden ein ganzes Universum herstellen kann, plötzlich Handlanger? Wie dem auch sei – jedenfalls verfügt Gott seit dieser Zeit über eine unendlich große Anzahl von unterschiedlichsten Engeln, die streng militärisch geordnet und hierarchisch klar strukturiert sind.
Alle Engel sind aus Licht geschaffen und trotz der bisweilen niedlich erotischen Darstellungen in kirchlichen Gipsfiguren oder auf religiösen Heiligenbildchen absolut geschlechtslos. Die Himmelsboten können fliegen und sich jederzeit transformieren. Sie essen nichts, sie trinken nichts und sie sind unfähig, etwas Böses zu tun, da sie nur die Aufgaben ausführen können, die Gott ihnen persönlich auferlegt hat. Deshalb wissen Engel auch nur das, was der Allmächtige ihnen an Wissen gegeben hat, und damit eben gerade so viel, wie zur Erfüllung ihrer Aufgaben unbedingt erforderlich ist.
Sämtliche Engel verfügen – zur Unterscheidung von den Menschen – wie Gott und die übrigen Heiligen über einen sehr schönen, leicht fluoreszierenden Glorienschein und, sozusagen als Sonderausstattung, über ein optisch und technisch ausgereiftes Paar Flügel. Während die besonders privilegierten Erzengel im Wesentlichen nichts anderes tun, als den ganzen Tag hochmütig umherzuschreiten und die ihnen untergeordneten übrigen Paradieswächter zu schikanieren, sind von diesen wiederum einige im Himmel für die Unterhaltung der Heiligen zuständig. Mit Unmengen musikalischen Talents gesegnet, entlocken sie ihren Harfen herrliche sphärische Klänge, frohlocken dazu ohne Unterlass und singen von morgens bis abends im steten Wechsel „Hosianna“ und „Halleluja“.
Die speziell ausgebildeten Schutzengel hingegen sind immer auf dem Sprung, weil sie für die Verhütung von Unglücken auf der Erde zuständig sind. Trotz aller Bemühungen und ungezählten Überstunden sind sie jedoch leider nicht sehr erfolgreich – sie kommen fast immer zu spät. Sie haben zwar wunderschöne Flügel, aber diese sind inzwischen doch reichlich antiquiert und haben im heutigen modernen Zeitalter als Antriebskraft für einen schnellen Einsatz in Notfällen im Grunde längst ausgedient. Ein Schutzengel, der mehrmals täglich bei Wind und Wetter die doch recht große Distanz vom Himmel bis zur Erde, flatternd wie ein Pelikan, zurücklegen muss, hat es ja auch nicht leicht. Genau aus diesem Grunde werden auch nur wenige Menschen und andere Kreaturen durch Schutzengel gerettet, während der weitaus größere Teil bei Unglücken aller Art verletzt oder gar getötet wird.
Der Überlieferung nach hatte sich Luzifer als einer der sieben Erzengel gegen Gott aufgelehnt, weil er nicht damit einverstanden war, dass dieser Wesen auf der Erde schaffen wollte, die so ähnlich aussahen, wie sein Vorgesetzter und wie er selbst. Wie aber so ein Treuebruch überhaupt möglich war, ist ein bis heute ungelöstes Rätsel. Gott hatte doch bei der Herstellung der Engel strengstens darauf geachtet, dass es ihnen unmöglich war, etwas Böses zu denken oder gar zu tun. Sie konnten doch angeblich nur das ausführen, was er ihnen persönlich auferlegt hat! Irgendwie hatte Gott wohl bei der Programmierung der „Verhaltens-Software für Erzengel“ geschlampt. Vielleicht hatte sich aber auch nur ein Virus oder ein Trojaner heimtückisch selbst installiert, weil sein Betriebssystem (Microsoft®?) nicht auf dem neuesten Stand war, oder weil er ein Update der Firewall nicht rechtzeitig vorgenommen hatte. Jedenfalls hat er daraufhin den wahrscheinlich mit Viren verseuchten Luzifer degradiert und ihn anschließend mit grober Gewalt vom Himmel auf die Erde hinab geschmettert. Luzifer überlebte den Absturz relativ unbeschadet und zog sich grollend in das Erdinnere zurück. Seitdem wetteifern er und der Allmächtige darum, wer wohl die meisten Menschenseelen einfangen kann. Warum sie so etwas Unproduktives, Absurdes und vollkommen Sinnloses tun, bleibt menschlichen, respektive religiösen Fantastereien vorbehalten.
Luzifer jedenfalls, der anfänglich schönste und von Gott am meisten geliebte Erzengel, verwandelte sich nach dem temperamentvollen Einschlag auf dem frisch geschaffenen Trockenen in den abgrundtief hässlichen Teufel – den nach Schwefel stinkenden Satan mit Hörnern, Kuhschwanz und Pferdefuß. Kein Wunder, erlitt doch sein vom HERRN verliehener Heiligenschein bei der gewalttätigen Suspendierung einen irreparablen Totalschaden.
Den Eingang zur Hölle, also den durch Luzifers Absturz verursachten Einschlagkrater, wollten die Menschen später natürlich unbedingt und möglichst exakt lokalisieren. Lange verdächtigte man große Erdspalten,