Wilhelmine Schröder-Devrient

Das Tagebuch der Mademoiselle S.


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was sich ohne Gefahr genießen ließe. Wenige Tage hatten ausgereicht, mich zu dem zu machen, was ich jetzt noch bin, und was Sie so oft an mir bewundert haben. Ich hatte gesehen, daß alle Welt um mich her sich verstellte, auch die besten, achtungswertesten Menschen. Teils weil ich Marguerite nicht in Verlegenheit bringen wollte, teils weil mich der Gedanke reizte, meiner Schlauheit mehr als dem guten Willen anderer zu verdanken, ließ mich meine unbezähmbare Neugier auf die Idee kommen, den Schlüssel zu dem Schrank, in dem Marguerite ihr »Geheimnis« aufbewahrte, in meine Gewalt zu bekommen, ehe ich in die Stadt zurück mußte.

      Fünf Tage lang war all meine List vergebens, dann aber gelang es mir, den Schlüssel zu erhaschen. Ich benutzte die Stunde, in der Marguerite meiner Cousine in Gegenwart der Mutter Unterricht geben mußte, um meine Neugier zu befriedigen. Da hatte ich nun das seltsame Ding in der Hand, besah und befühlte es von allen Seiten und prüfte seine Elastizität, aber es war so kalt, so hart, und – als ich es anwendete – bewirkte es keine Spur von einem so angenehmen Gefühl, wie Marguerite es mir verschafft hatte. Vollkommen enttäuscht schloß ich das Instrument wieder in sein Versteck ein. Und dabei war ich unzufrieden mit mir und Marguerite, daß sie mir nicht geholfen, und daß ich etwas hinter ihrem Rücken getan hatte. Nach so vielen angenehmen Erfahrungen war dies eine unangenehme. Ich fürchtete mich vor der nächsten Nacht, vor Marguerites Zärtlichkeiten und der Entdeckung, die sie dann machen mußte. Doch hatte ich sie schon einmal getäuscht, so kostete mich das zweite Mal desto weniger Überwindung. Rasch war ich mit einem Vorwand bei der Hand. Nach Tisch vertraute ich ihr an, daß ich im Garten von einer Leiter gefallen sei und mir beim Ausgleiten sehr weh getan, sogar geblutet hätte. Beim Zubettgehen untersuchte sie mich. Und weit entfernt, die Veranlassung zu ahnen, bestätigte sie mir, daß jener unglückliche Fall mich um meine Jungfrauenschaft gebracht habe; jedoch bedauerte sie nicht mich, sondern meinen künftigen Mann, der dadurch um den Genuss gebracht sei. Das aber war mir damals gleichgültig und ist mir auch später gleichgültig geblieben. Aus Schonung für mich litt Marguerite nicht, daß ich in dieser Nacht zu ihr ins Bett kam, was mir nur willkommen war.

      Für die kurze Entbehrung entschädigten mich aber die beiden letzten Nächte, die ich auf dem Gut meines Onkels zubrachte, desto vollständiger. Zum ersten Mal lernte ich die ganze Gewalt der Wollust kennen und die Befriedigung, die sich in einem langen, unbeschreiblich süßen Ermatten kundtat. Und das alles schon mit vierzehn Jahren, bei noch unvollkommen reifem Körper! Ja, und was noch mehr ist, es hat mir weder an der Gesundheit geschadet, noch an meinem späteren, recht genußreichen Leben irgendeinen Reiz fehlen lassen. Dazu gehört nun allerdings ein so früh entwickelter und so fester Charakter wie der meinige. An meinem Vetter hatte ich die Erschlaffung kennen und fürchten gelernt, die einem zu häufigen Selbstgenuss folgt. Mein scharfer Verstand ließ mich jedes Übermaß vermeiden. Immer berechnete ich die Folgen, die entstehen konnten, und nur einmal in meinem Leben haben mich Besinnung und Überlegung verlassen.

      Schon früh wurde mir die Erkenntnis, daß es nach den Gesetzen, die sich die menschliche Gesellschaft nun einmal gegeben hat, nur darauf ankommt, mit Vorsicht zu genießen, wenn man ohne Nachteil für sich und andere genießen will. Wer mit starrem Kopf gegen die bestehenden Gesetze anstürmen will, zerschellt an ihnen und erntet lange Reue für kurze Befriedigung. Das Glück führte mich allerdings bei meinen ersten Schritten in die Hände eines erfahrenen und gebildeten Mädchens. Hätte ein junger Mann in meiner Nähe gelebt, der sich um mich bemüht hätte, und dem die Gelegenheit günstig gewesen wäre, so würde ich, bei meinem Temperament und meiner Neugier, wahrscheinlich sehr bald ein verlorenes Geschöpf gewesen sein. Daß ich es nicht wurde, verdanke ich den Umständen, unter denen ich die erste Belehrung über Dinge erhielt, die sehr viel weniger reizend wären, wenn sie nicht verschleiert würden. Und doch sind sie der Mittelpunkt alles menschlichen Strebens und Seins! Das weiß ich jetzt, während ich es damals nur fühlte und mit dem Takte, den wir Frauen nun einmal vor den Männern voraus haben, richtig einschätzte.

      Ehe ich mit meinem nächsten Brief beginne, möchte ich nur noch bemerken, daß ich wenige Wochen nach meiner Bekanntschaft mit Marguerite zum ersten Male die Zeichen eines vollständig entwickelten Körpers an mir sah.

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