Иоганн Вольфганг фон Гёте

Фауст. Трагедия / Faust. Eine Tragödie


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fühle ganz mein Herz dir hingegeben!

      Du mußt! du mußt! und kostet’ es mein Leben!

      Er faßt das Buch und spricht das Zeichen des Geistes geheimnißvoll aus. Es zuckt eine röthliche Flamme, der Geist erscheint in der Flamme.

Geist

      Wer ruft mir?

Faust abgewendet

      Schreckliches Gesicht!

Geist

      Du hast mich mächtig angezogen,

      An meiner Sphäre lang’ gesogen,

      Und nun —

Faust

      Weh! ich ertrag’ dich nicht!

Geist

      Du flehst erathmend mich zu schauen,

      Meine Stimme zu hören, mein Antlitz zu sehn,

      Mich neigt dein mächtig Seelenflehn,

      Da bin ich! – Welch erbärmlich Grauen

      Faßt Uebermenschen dich! Wo ist der Seele Ruf?

      Wo ist die Brust? die eine Welt in sich erschuf,

      Und trug und hegte; die mit Freudebeben

      Erschwoll, sich uns, den Geistern, gleich zu heben.

      Wo bist du, Faust? deß Stimme mir erklang,

      Der sich an mich mit allen Kräften drang?

      Bist Du es? der, von meinem Hauch umwittert,

      In allen Lebenstiefen zittert,

      Ein furchtsam weggekrümmter Wurm!

Faust

      Soll ich dir, Flammenbildung, weichen?

      Ich bin’s, bin Faust, bin deines gleichen!

Geist

      In Lebensfluthen, im Thatensturm

      Wall’ ich auf und ab,

      Webe hin und her!

      Geburt und Grab,

      Ein ewiges Meer,

      Ein wechselnd Weben,

      Ein glühend Leben,

      So schaff’ ich am sausenden Webstuhl der Zeit,

      Und wirke der Gottheit lebendiges Kleid.

Faust

      Der du die weite Welt umschweifst,

      Geschäftiger Geist, wie nah fühl’ ich mich dir!

Geist

      Du gleichst dem Geist, den du begreifst,

      Nicht mir!

      Verschwindet.

Faust zusammenstürzend

      Nicht dir!

      Wem denn?

      Ich Ebenbild der Gottheit!

      Und nicht einmal dir!

      Es klopft.

      O Tod! ich kenn’s – das ist mein Famulus —

      Es wird mein schönstes Glück zu nichte!

      Daß diese Fülle der Gesichte

      Der trockne Schleicher stören muß!

      Wagner im Schlafrocke und der Nachtmütze, eine Lampe in der Hand. Faust wendet sich unwillig.

Wagner

      Verzeiht! ich hör’ euch declamiren;

      Ihr las’t gewiß ein griechisch Trauerspiel?

      In dieser Kunst möcht’ ich ’was profitiren,

      Denn heut zu Tage wirkt das viel.

      Ich hab’ es öfters rühmen hören,

      Ein Komödiant könnt’ einen Pfarrer lehren.

Faust

      Ja, wenn der Pfarrer ein Komödiant ist;

      Wie das denn wohl zu Zeiten kommen mag.

Wagner

      Ach! wenn man so in sein Museum gebannt ist,

      Und sieht die Welt kaum einen Feyertag,

      Kaum durch ein Fernglas, nur von weiten,

      Wie soll man sie durch Ueberredung leiten?

Faust

      Wenn ihr’s nicht fühlt, ihr werdet’s

      nicht erjagen,

      Wenn es nicht aus der Seele dringt,

      Und mit urkräftigem Behagen

      Die Herzen aller Hörer zwingt.

      Sitzt ihr nur immer! leimt zusammen,

      Braut ein Ragout von andrer Schmaus,

      Und blas’t die kümmerlichen Flammen

      Aus eurem Aschenhäufchen ’raus!

      Bewund’rung von Kindern und Affen,

      Wenn euch darnach der Gaumen steht;

      Doch werdet ihr nie Herz zu Herzen schaffen,

      Wenn es euch nicht von Herzen geht.

Wagner

      Allein der Vortrag macht des Redners Glück;

      Ich fühl’ es wohl, noch bin ich weit zurück.

Faust

      Such’ Er den redlichen Gewinn!

      Sey er kein schellenlauter Thor!

      Es trägt Verstand und rechter Sinn

      Mit wenig Kunst sich selber vor;

      Und wenn’s euch Ernst ist was zu sagen,

      Ist’s nöthig Worten nachzujagen?

      Ja, eure Reden, die so blinkend sind,

      In denen ihr der Menschheit Schnitzel kräuselt,

      Sind unerquicklich wie der Nebelwind,

      Der herbstlich durch die dürren Blätter säuselt!

Wagner

      Ach Gott! die Kunst ist lang;

      Und kurz ist unser Leben.

      Mir wird, bey meinem kritischen Bestreben,

      Doch oft um Kopf und Busen bang’.

      Wie schwer sind nicht die Mittel zu erwerben,

      Durch die man zu den Quellen steigt!

      Und eh’ man nur den halben Weg erreicht,

      Muß wohl ein armer Teufel sterben.

Faust

      Das Pergament, ist das der heilge Bronnen,

      Woraus ein Trunk den Durst auf ewig stillt?

      Erquickung hast du nicht gewonnen,

      Wenn sie dir nicht aus eigner Seele quillt.

Wagner

      Verzeiht! es ist ein groß Ergetzen,

      Sich in den Geist der Zeiten zu versetzen;

      Zu schauen, wie vor uns ein weiser Mann gedacht,

      Und wie wir’s dann zuletzt so herrlich weit gebracht.

Faust

      O ja, bis an die Sterne weit!

      Mein Freund, die Zeiten der Vergangenheit

      Sind uns ein Buch mit sieben Siegeln.

      Was ihr den Geist der Zeiten heißt,

      Das ist im Grund der Herren eigner Geist,

      In dem die Zeiten sich bespiegeln.

      Da