grauen Blondenspitzen (Spitzen aus Flockseide) garniert;
2. ein Kleid aus Mousseline de laine – dunkelblau und weiß kariert; fußfrei, ganz leger, einfache Fasson; oben mit einem Sattel, in der Mitte Gürtel, lange griechische Ärmel;
3. ein Kleid ans dunkelblauem Atlas, mit dunkelblauem Samt vorne garniert; schmale, lange Ärmel mit Samtmanschetten;
4. ein schwarzes Taftkleid – »Mantine« genannt – ohne jede Garnitur;
5. ein Kleid aus grünem Wollenstoff mit schwarzer Tresse in schönen Mustern garniert;
ferner: 2 Schlafröcke:
einen aus hellblauem Musselin mit einfachen weißen Spitzen,
einen anderen aus »Teefteek« (türkischem Stoff); ganz lose verfertigt – »Rubaschka« (Hemdchen) genannt.
Ferner: 3 Mäntel:
eine »Mandaronka« – so wurde die damalige übliche Regenmantelform genannt – aus dunkelblauem Tuch;
eine »Ziganka« – grauer Seidenstoff; ein viereckiges Stück einfach am Halse und an den Ärmeln zusammengerafft; garniert mit rotem, seidenem Band und grauen Quasten;
eine »Algierka« – ein langer Mantel mit griechischen Ärmeln, empire, aus schwarzer Seide. Vorne an der Brust waren zwei seidene Schnüre befestigt, die über die Schultern auf den Rücken mit zwei großen Quasten lose herabfielen.
Ferner 2 Tageshauben:
eine aus Blondenspitzen mit blauem Band – für Feiertage, die andere einfacher für jeden Tag
und dazu sechs Morgenhäubchen in koketten Formen.
Ferner ein Paar rosa Handschuhe mit weißen Tüllspitzen garniert – zur Trauung! —
Alles war also bereitet, und man machte Anstalten zu der großen Reise. Ich war mir selbst überlassen und hatte Zeit, von allem, was mir lieb war, Abschied zu nehmen. Es waren schwere Tage für mich – ein Durcheinander von Gefühlen und Empfindungen tobte in meinem Inneren. Bald brachte mich der Gedanke an das Wiedersehen mit meinem Heißgeliebten in solch eine strahlende Freude, daß jeder, der mir in den Weg kam, lächeln mußte. So glücklich sah ich aus. Bald kamen mir Tränen in die Augen, und ich schluchzte leise in irgendeinem Winkel, vom Trennungsschmerz übermannt. Bald aber lachte ich schon wieder und lachte vor Seligkeit und Glück.
Den letzten Sonntag vor der Abreise hatte ich noch Abschiedsbesuche bei Verwandten, Freunden und Bekannten zu machen – ich erfüllte diese Pflicht in Begleitung einer älteren Frau, Reisele genannt, die in der ganzen Stadt als Sarwerke3 bekannt war und allen jüdischen Bräuten in Brest als Ehrenbegleiterin diente.
Es kam der vorletzte Tag. Wir saßen alle beisammen am Mittagstisch, als meine ältere Schwester auf mein ungewöhnlich blasses Aussehen aufmerksam wurde. Auch die anderen bemerkten es, und der Vater forderte mich zärtlich besorgt auf, ihm die Ursache meiner Sorgen zu sagen. Es war ein Traum, der mich quälte: Mir träumte, ich wäre ganz allein in der kleinen, engen Gasse, durch die ich einst als kleines Mädchen täglich mit dem »Behelfer« zum Cheder gegangen war. Plötzlich raste ein großer, schwarzer Ochse in wilden Sprüngen auf mich zu. Ich bebte vor Schrecken, denn der Ochse mit seinen Riesenhörnern kam immer näher. Ich suchte mich zu verbergen, konnte aber keinen Winkel finden, lief nach rechts und links. Doch das schwarze Ungeheuer folgte mir überall. Ich war endlich ganz erschöpft vor Angst und Müdigkeit und ergab mich meinem Schicksal. Da tauchte plötzlich im Halbdunkel des engen Gäßchens ein kleines Männchen auf. Es trug einen seidenen schwarzen Kaftan mit Gürtel und hoher Zobelmütze. Sein Gesicht war ganz runzlig. Es hatte die Züge meines Großvaters. Sein Gesicht umrahmte ein ungewöhnlich langer grauer Bart, der bis zu den Knien reichte. Das Männchen näherte sich mir, nahm mich an der Hand und sagte, indem es einen Seitenblick auf das Ungeheuer warf: »Komm mit mir, fürchte dich nicht!« Vertrauensvoll und dankbar ging ich mit ihm. Nach einer Weile aber blieb er stehen, ließ meine Hand los, wies mir den geraden Weg und verschwand ganz plötzlich meinen Blicken. Mit einem Male war auch das Ungeheuer nicht mehr da. Am ganzen Körper zitternd, erwachte ich und konnte den Eindruck dieses schweren Traumes gar nicht mehr loswerden. Alle hörten mir mit Spannung zu. Am meisten bewegt aber war der Vater. Als ich mit dem Erzählen zu Ende war, erhob er sich rasch vom Tisch und begab sich in sein Arbeitszimmer, wo er in einem Buch nachblätterte. Freudestrahlend kam er zurück und rief mir zu: »Sei ruhig, meine Tochter, du wirst Kinder haben, die viel lärmen werden.«
Ich wurde schamrot und wagte niemanden anzuschauen. Die Meinigen lachten und neckten mich und wollten mich zum Aufschauen zwingen. Ich aber verharrte bis zum Schluß des Mittagmahles in der gleichen Haltung.
Für den nächsten Tag war unsere Abreise bestimmt. Schon stand unser Reisewagen vor dem Hause. Es war ein langes, mit Leder überzogenes und mit kleinen Fenstern und Vorhängen versehenes Fuhrwerk, »Fürgon« genannt. Drei Postpferde waren davorgespannt. – Die Aufregung im Hause erreichte ihren Höhepunkt. Man lief hin und her. Man raffte noch mancherlei zusammen und packte es in den Wagen: es gab noch sehr viel zu tun in dieser letzten Stunde vor der Abreise. Der Wagen war also außen und innen stark beladen, sollten wir doch vierzehn Tage unterwegs bleiben. Deshalb nahmen wir großen Vorrat von Backwerk, geräuchertem Fleisch, gesalzenen Sachen mit, ferner eine ganze Kiste mit Cognak, Rum, Schnaps, Wein, Tee und Zucker. Das mußte ja reichen für uns alle. Diese Nahrungsmittel fanden Platz in einer großen, viereckigen, mit weißem Fell überzogenen und mit Blechstreifen beschlagenen Kiste, »Pogrebez« genannt. Fünf bequeme Sitze wurden für die Reisenden hergerichtet.
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