Редакция журнала Цветники в Саду

Цветники в Саду 12-2015


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beschützt werden. Die Hamburger Admiralität sicherte die Unterelbe und organisierte Konvoi-Fahrten, es wurden Kriegsschiffe gebaut. Auch Handelsschiffe wurden bewaffnet. Ihr wisst, vor 5 Jahren musste Hamburg den Mittelmeerhandel einstellen, weil Algerische Piraten für große Verluste unsererseits sorgten. Wir hatten auch auf diplomatischem Weg versucht das Problem zu lösen. Es fanden Verhandlungen mit den Piraten statt. Geld wurde den Piraten angeboten. Dagegen wehrten sich andere Länder. Deren Interessen und Vorstellungen widersprachen dieser Regelung. Somit blieb uns nur noch die Einstellung des Mittelmeerhandels übrig, um nicht in den Streit mit großen Ländern, wie Spanien zu geraten. Jedenfalls direkt hier am Strand wurden die Köpfe der Freibeuter auf Pfähle genagelt, mit der Front zum Wasser. Damit alle vorbei fahrenden Schiffe sehen konnten, dass mit den Hamburgern nicht zu spaßen war. Es war der Triumph der Hamburger nach mühsamer langwieriger Jagd auf die Piraten und das Schauspiel diente in erster Linie der Abschreckung. Schon 1401 wurde hier Klaus Störtebeker mit seinen Kumpanen hingerichtet. Die letzte Hinrichtung von Piraten sah der Grasbrook 1624. Hier müssen viele Knochen liegen, die durch die Tide gelegentlich freigelegt werden. Die Gezeiten nagen an den Elbinseln und werden noch mehr freilegen oder wegspülen. Deswegen wollten einige Ratsmitglieder auf dem Grasbrook das Baden verbieten. Damit spielende Kinder nicht verschreckt werden, so wie ihr - im Moment!“

      Während dessen waren wir am Sandtor angekommen und unser Exkurs war beendet. Wir gingen heim und hofften auf die Frauen der Familie zu treffen.

      Bis auf Konstanze, die nochmals zu Hinrich gegangen war, trafen wir uns alle zuhause zum Abendessen. Tante Nathalie erzählte von ihren Einkäufen und von den Dingen, die sie in La Rochelle in den Läden und Märkten nie gesehen hatte. Onkel Clemens sagte, dass gerade wir doch dafür sorgen, das Warenangebot der beiden Städte annähernd auszugleichen. Lisa fragte, ob wir Jüngeren heute Abend einen Ausflug zum Hamburger Berg machen wollen.

      Alle nickten zustimmend und Jacob meinte: „Wir können Konstanze fragen, ob sie mitkommen will.“ So geschehen, brachen wir nach dem Essen auf. Unterwegs zum Hamburger Berg kamen wir am Schaarmarkt vorbei. Lisa nutzte dies, um sich umzuziehen und ihren Eltern zu sagen, was wir vorhatten. Dann fuhren wir mit einer Mietdroschke am Michel vorbei, der immer noch keinen neuen Turm nach dem Brand bekommen hatte. Die Michaeliskirche liegt von der Elbe gesehen, auf einer Anhöhe, die aus jeder Richtung gleich zu sehen ist, zumindest in den Zeiten mit Turm. Man sieht aber deutlich, am Aufbau des Kirchturms wurde gearbeitet. Zwei berühmte Architekten wurden mit dem Wiederaufbau betraut. Schon bald gab es viel Klatsch. Der Hamburger Korrespondent schrieb in großen Lettern, die beiden Herren wären wie Feuer und Wasser. Wie gut das Hamburg noch ein paar andere Kirchtürme hat, an denen sich die elbaufwärts fahrenden Seeleute orientieren können. Bis die beiden Architekten sich einigen, würden sonst viele Schiffe an Hamburg vorbei fahren. Wir bogen ab in die Mühlenstraße und fuhren auf die westlichen Stadtwall- Anlagen zu. Ein kleiner Schwenker und vor uns lag das Millerntor, mit seinem breiten Portal. Es war dreimal so breit wie das Sandtor, das auch nur zum Grasbrook führte. Während das Millerntor von strategischer Bedeutung war. Links und rechts die Wehranlagen mit den wuchtigen Bastionen. Das Hamburger Wachbataillon hatte hier seinen Hauptstützpunkt. Hier kam der Verkehr von und nach Altona durch. Hier wird der Zoll fällig. Nur noch wenige Meter und wir waren im Königreich Dänemark. Wir passierten das mittlere große eiserne Tor. Jacob machte große Augen. Er war lange nicht mehr hier gewesen. Hamburg hatte sich zur Großstadt entwickelt. Hamburg hatte viele Flüchtlinge und Emigranten aus anderen Ländern aufgenommen. Der westliche Bezirk, das Michaeliskirchspiel war inzwischen fast komplett bebaut. Die Kirchspiele in Hamburg waren, wenn man so will, die Bezirke der Stadt. Allerdings gab es im Michaeliskirchspiel viele Elendsquartiere, engbebaute mehrstöckige einfache Häuser, die viele Menschen aufnehmen müssten. Nur durch schmale Gänge erreichbar, ohne Fleetanbindung. Die Fäkalien und der Müll wurden in die Gosse gekippt. Der Gestank war unerträglich. Die Fleete in Hamburg sorgten ansonsten für Hygiene, weil die Gezeiten den Müll wegspülten. Nach dem Stadtgraben, der den westlichsten Alsterarm darstellt, fahren wir auf den riesigen Vorplatz des Millerntors. Zur Linken der Geestrücken, der die Elbe vom Hinterland trennt. Zur Rechten in der Ferne das Pesthaus, dass den Armen als Krankenhaus diente. Geradeaus, eine lange Holzbrücke, die über Sumpfwiesen und kleine Bäche führte. Wir fuhren der Abendsonne entgegen. Jacob saß, eingerahmt von Konstanze und Josephine, auf der Rückbank der Droschke. Er fühlte sich sehr wohl. Konstanze zeigte ein kleines Lächeln, sie war sich nun sicher, ihr Hinrich würde wieder gesund werden. Josephine war wie immer, gut gelaunt. Ich saß mit Lisa ihnen gegenüber. Nach der langen Holzbrücke ging der Weg in eine scheinbar endlose Allee über, die direkt nach Altona führte. Inmitten dieser Strecke lag der Hamburger Berg, den Hamburger und Altonaer gleichermaßen als Vergnügungs- und Amüsierviertel im Niemandsland auserkoren hatten. Dort traten Schauspieltruppen auf einer selbstgebauten Bretterbühne auf, mit zunehmendem Interesse der Bevölkerung beider Städte. Nebenher wurden Leckereien verkauft und einige Schausteller hatten ihre Buden aufgestellt. Wir trafen dort noch Freunde von Josephine und Hinrich. Wir nahmen Platz in einem Festzelt, indem eine Musikkapelle zum Tanz spielte. Unser Vergnügen war aber leider nur von kurzer Dauer, denn vor der Dunkelheit mussten wir das Millerntor durchquert haben. Es reichte aber für ein paar Tänze und ein paar Bier. Als wir wieder in Hamburg waren, fuhren wir Lisa und Konstanze heim, dann ging es in die Katharinenstraße. Natürlich hoffte ich, Vater fand die Gelegenheit mit Mutter über mich und den Walfang zu sprechen. Das werde ich wohl erst morgen erfahren, denn zuhause waren schon die Lichter aus. Wir bemühten uns, trotz leicht angeheiterter Stimmung, möglichst wenig Krach zu machen. Meine Eltern gingen früh ins Bett und standen früh wieder auf.

      Am nächsten Morgen füllte sich langsam die große Diele in unserem Haus. Jacob war der Letzte, der sein Frühstück einnahm. Er hatte gestern alle möglichen Hamburger Biersorten im Festzelt in Rekordzeit ausprobiert und war leicht verkatert. Er wollte heute mit Konstanze und Josephine zu Hinrich gehen. Ich war heute mit Lisa verabredet und meine Eltern wollten mit Tante Nathalie und Onkel Clemens nach Billwerder ins Gartenhaus. Als alle mit dem Essen fertig waren, bat mich Vater und Onkel Clemens mit ins Kontor zu kommen. Nun war die Stunde der Wahrheit angebrochen. Ich hatte noch gar nicht ganz die Kontortür geschlossen, da fragte mein Vater mich, ob ich einen richtigen Seesack hätte!

      „Vater, du erinnerst dich vielleicht noch, Hinrich und ich gehörten zum ersten Jahrgang der Navigationsschule, die vor 6 Jahren gegründet wurde. Da haben wir zum Abschluss alle einen Seesack bekommen, den ich mehrmals in La Rochelle dabei hatte. Er ist also erprobt, so wie ich es auch bin. Hinrich und ich waren auf diesen Fahrten für die Navigation zuständig und wir sind ohne Umwege dort angekommen! Wenn auch die Verantwortung uns noch nicht übertragen wurde.“

      Darauf antwortete mein Vater: „Ich weiß deine Fähigkeiten durchaus einzuschätzen. Der Seesack diente lediglich dazu, die in dir aufgebaute Spannung abzubauen. Mutter und ich sind nicht glücklich, dich nach Grönland zu schicken. Wir verstehen aber, dass du es deinem Bruder gleichtun möchtest.“

      Onkel Clemens ergänzte: „Ich bin begeistert von deinem Einsatz und deinem Willen, der Kompanie in seinem neuen Geschäftszweig dienlich zu sein. Außerdem stimme ich dir zu, dass deine Leistungen in der Lehrzeit nicht schlechter waren, als die Hinrichs und Jacobs. Ich bin sicher, Jacob und du, ihr werdet erfolgreich sein!“

      „Ich werde euch nicht enttäuschen“, sagte ich und spürte Freude und ein wenig Genugtuung.

      Darauf erwiderte mein Vater: „Bist du sicher das Risiko der Eismeerfahrt eingehen zu wollen?“

      „Ja, denn es ist das gleiche Risiko, dass auch Hinrich anhaften würde“, meinte ich nüchtern und die Sache war erledigt. Mein Ziel war erreicht - endlich!

      Innerhalb von 2 Tagen hat das Schicksal sich gewendet. Der Unfall auf der Werft war als Preis aber zu hoch, darauf hätte ich gerne verzichten können. Mein Vater schickte mich anschließend zur Werft, damit ich mit dem Schiffszimmerer Schulz die Restarbeiten besprechen könnte. Denn schon Morgen ist die Schiffstaufe, da wollten wir ausgiebig feiern und danach begannen bereits die Reisevorbereitungen. Lisa wird nicht so begeistert sein. Wenn sie mich wirklich liebt, dann muss sie das ertragen können. Ach, das ist Quatsch! Sie könnte genauso sagen, wenn er mich liebt, bleibt er hier! Ich werde ihr es einfach so sagen, wie