Amy Blankenship

Das Herz Der Zeit


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Locken und stieß seine Stirn hart gegen die ihre, zitternd unter einer Flutwelle der Macht.

      Ihre Stimme durchbohrte die Stille auf dem Schlachtfeld als sie schrie: „So sehr willst du sie. HIER!! Nimm sie!!!!“

      Kyous goldene Augen glühten intensiv als die Angst sich in ihn bohrte, wie die Klinge eines heißen Messers. Was hatte die Priesterin vor? Er wusste, dass etwas schrecklich falsch lief, und er fühlte seine physischen Kräfte, die ihn riefen... die ihn dazu drängten, zuzuhören und zu sehen, bevor es zu spät war! Er beschränkte diese Macht und drang in Kyokos Bewusstsein ein, um zu sehen, was passierte. Er wäre auf seine Knie gefallen, durch das, was er sah, wären die Schattendämonen nicht so fest um ihn gewickelt gewesen... dass sie ihn unbeweglich machten.

      Die Bilder und Geräusche würden für immer in sein inneres Auge gebrannt sein und Kyou wusste irgendwie, dass er nie in der Lage sein würde, die Gefühle, die über ihn hinweg spülten, abzuschütteln. Denn er erkannte, als er in ihr Bewusstsein sah, dass Kyoko Gefühle der Liebe für ihn und seine Brüder gehegt hatte. Er konnte jede Berührung sehen, jede Empfindung fühlen, wie sie ihn streichelte und jede verborgene Träne ihn zerbrechen fühlen, so wie sie es erfahren haben musste.

      Kyou war auch zutiefst erschüttert als die Erkenntnis über ihn hereinfiel, dass Kyoko mehr Macht hatte, als je jemand gedacht hatte... Macht, derer sie sich selbst nicht bewusst war. Er konnte jede Erinnerung sehen und fühlen, als sie von ihrem Bewusstsein in das von Hyakuhei über gingen als ob sie direkt in sein Herz fliegen würde, wo er sie für immer gefangen halten würde.

      Jahre der Liebe, des Herzschmerzes, der Opfer... alle auf einmal übergeben.

      Wütende Tränen liefen über Kyokos Wangen, als sie jede Erinnerung der Liebe und Freundschaft, Schmerzen und geheime Gefühle, die sie für alle, die mit ihr kämpften, gehegt hatte, in Hyakuheis Bewusstsein schleuderte. Es war die einzige Waffe, die sie noch hatte.

      Sofort wurde Hyakuheis Bosheit ins Wanken gebracht. Jeder fühlte die Verschiebung der Macht, als das Blinken des Kristalls sich von einem dunklen Leuchten in ein blendendes, weißes Licht verwandelte und die Schatten-Erscheinungen, die Toya und Kyou festhielten sich in Luft auflösten.

      Kyoko sah zu, wie der Engel der Dunkelheit überrascht wurde, sein perfektes, blasses Gesicht sich vor Schmerzen verzog.

      Gerade als sie spürte, wie sie weg sackte, streckte Kyoko ihre beiden kleinen Hände nach dem Kristall aus und zog ihn aus seinem Fleisch heraus. Sie wusste, was getan werden musste, denn sie konnte schon fühlen, dass ihr Geist den Kampf um die Erinnerungen, die sie nicht vergessen wollte, verlor. Kristallene Tränen strömten über ihre schon feuchten Wangen.

      Sie hatte ihre Erinnerungen geopfert um sie alle zu retten. Schnell, bevor sie den Gedanken verlor, hielt sie den Beschützenden Herzkristall gegen ihre eigene Brust... parallel zu ihrem Herz.

      Als sie sich umsah und erkannte, dass Toya und Kyou genau auf sie zu sprinteten, flüsterte sie: „Vergesst mich nicht... bitte... findet mich.“

      Das Letzte, was Kyoko noch erkennen konnte, als sich ihr Blickfeld einzuengen begann, war sowohl das Rufen ihres Namens und die Gestalten, die sie festhalten wollten. Eine mit flüssig goldenen Augen und die andere mit geschmolzenen silbernen Augen... dann wurde ihre Welt schwarz.

      Kyou konnte fühlen wie Kyoko verblasste und er dachte, sie würde sterben. Er sprang gleichzeitig mit Toya in dem verzweifelten Versuch, sie zu erreichen, als alles sich veränderte, als wäre ein Tropfen Wasser in sein Sichtfeld gefallen. Wellen kräuselten sich von Kyokos Herz ausgehend und sie verschwand einfach. Dann schrie Hyakuhei vor Wut als auch er verschwand.

      Kyous Gedanken rasten, als der Schrei seines Bruders, der sich unter den seinen gemischt hatte, plötzlich endete, als wäre das Geräusch mit einem Augenzwinkern abgeschnitten worden, und er wusste, dass auch Toya verschwunden war. Kyou landete elegant auf dem nun leeren Fleck, wo vor nur einer Sekunde sein Ziel gestanden hatte. Sein verärgerter Blick schweifte hektisch umher, er wollte es nicht wahrhaben. Alle waren verschwunden.

      Kyou fühlte, wie das Adrenalin, das durch seine Adern pulsierte, sich mit seinem blauen Beschützerblut vermischte. Er hatte alles gesehen und gefühlt. Er besaß nun alle ihre Erinnerungen. Kyoko hatte alles gegeben, was sie war, um sie zu retten, und im letzten Moment hatte er ihren Wunsch gehört. Sie wusste wahrscheinlich nicht einmal, was sie getan hatte... aber sie hatte alle mit sich mitgenommen, und nur ihn zurück gelassen.

      Der Zauber, den er sich selbst aufgelegt hatte, um zu verhindern, dass der heilige Kristall gegen ihn verwendet wurde, hatte ihn davon abgehalten, dorthin zu gehen, wo die anderen nun waren. Mit nur ein paar geflüsterten Worten, hatte sie ihm alles genommen.

      Sein Körper stand aufrecht und stolz. Sein knielanges, silbernes Haar wallte um ihn und die weiße Seide seines Hemds zitterte im leichten Wind als würde er im Auge eines unsichtbaren Sturms stehen, der den Sturm, der in seinem gequälten Herzen tobte, nach außen abbildete.

      Seine Erscheinung war die eines Engels... königlich, mächtig und perfekt, als er sich auf dem verlassenen Schlachtfeld umsah. Bis er eine Hand zu seiner Wange hob und die einsame, blutrote Träne auffing, die nicht einmal er aufhalten hatte können.

      Kyous Sichtfeld erzitterte, als goldene Federn um ihn wirbelten, von Flügeln, die gewachsen waren, wodurch er von einem prächtigen, goldenen Leuchten umgeben wurde, das zum ersten Mal in seinem zeitlosen Leben seine wahre Identität offenbarte.

      Die einzige Wunde, die die Schlacht hinterlassen hatte, war ein klaffender Schnitt in seinem Herzen... einem Herzen, von dem niemand gedacht hatte, dass er es besaß. Sein Blick streifte die Statue der Jungfer, die nur ein paar Meter von ihm entfernt stand, und er flüsterte: „Kyoko, ich lasse dich nicht im Stich. Eine Entfernung von über tausend Jahren reicht nicht aus, um mich davon abzuhalten, dich wieder zu finden...“

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      Kapitel Zwei “Die Andere Seite“

      Auf der anderen Seite des Herzens der Zeit, zwei Jahre später... und über tausend Jahre in der Zukunft.

      Der Brief war adressiert an den Hogo-Schrein. Opa Hogo sah den eleganten Umschlag an, den der Bote ihm gerade übergeben hatte, während er ihn zurück zu dem Tisch trug, wo er gerade seinen Tee getrunken hatte. Bevor es an der Tür geklopft hatte, hatte er die Ruhe und Stille des meistens hyperaktiven Hauses genossen.

      Alle anderen waren am Abend ausgegangen. Tama war mit Freunden in der Spielhalle in der Stadt und Kyoko war in die Bibliothek gegangen um zu lernen, während Frau Hogo zum Einkaufen los gezogen war.

      Opa hob ein kleines Messer vom Tisch auf und schlitzte mit der scharfen Klinge sorgfältig den Gold-umrandeten Umschlag auf. Er griff hinein, zog einen beglaubigten Brief auf schwerem, Gold-umrandetem Papier hervor und begann, ihn zu lesen. Je mehr er las, umso größer wurden seine Augen. Es war ein Stipendium, ein komplettes Stipendium für eine sehr teure Uni in einem Außenbezirk am anderen Ende der Stadt.

      â€žK.L. University.“ Seine alte Stimme klang zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder überrascht, als er las, dass alles zur Gänze bezahlt werden würde, auch die Kosten für das Studentenheim, wo sie untergebracht werden sollte. Der Brief war unterschrieben vom Gründer der Universität mit den Initialen K.L.

      Opas gealtertes Gesicht erhellte sich mit dem strahlendsten Lächeln seit langer Zeit. Kyoko würde überglücklich sein. Er wusste, dass sie Angst gehabt hatte, dass sie dadurch, dass sie so viel von der Schule verpasst hatte, überhaupt keinen Studienplatz bekommen würde, und nun würde sie auf eine Universität gehen, die alle anderen in der Region übertraf.

      Er runzelte nachdenklich die Stirn... Es war die Uni wo es am schwersten war, hinein zu kommen, denn er