Морган Райс

Ein Juwel für Könige


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jeden Teufel zu töten?“

      Sie würde ihren Sohn diese Dinge nicht vergleichen lassen. Sie würde nicht mit einem Jungen der selbst für die jüngsten von ihnen nicht mehr als ein Baby war, über die harten Notwendigkeiten der Vergangenheit diskutieren.

      „Das war anders“, sagte sie. “Wir hatten keine besseren Möglichkeiten.”

      „Wir hatten hier auch keine besseren Möglichkeiten“, keifte Rupert.

      „Wir hatten eine Möglichkeit, die nicht beinhaltet hatte, unsere Menschen zu schlachten“, antwortete die Witwe mit genauso viel Hitze in ihrem Ton. „Das beinhaltet nicht die Zerstörung einer unser wertvollsten Farmländer im Königreich. Du hast die neue Armee zurückgedrängt, aber unser Plan hätte sie zerstören können.“

      „Sebastians Plan war dumm, das hättest du gesehen, wenn du nicht so blind gegenüber seinen Fehlern wärst.“

      Das brachte die Witwe zu dem zweiten Grund ihrer Wut. Die größere und die, die sie zurückhielt, weil sie nicht vor Wut explodieren wollte.

      „Wo ist dein Bruder, Rupert?“, fragte sie.

      Er versuchte es auf die unschuldige Tour. Er hätte aber wissen müssen, dass das bei ihr nicht funktionierte.

      „Woher soll ich das wissen, Mutter?“

      “Rupert, Sebastian wurde das letzte Mal am Hafen gesehen, als er versucht hat, ein Schiff nach Ishjemme zu nehmen. Du bist gekommen und hast ihn mitgenommen. Glaubst du, ich habe keine Spione?“

      Sie sah, wie er versuchte herauszufinden, was er als Nächstes sagen sollte. Er hatte das schon als Junge getan, hatte versucht Wörter zu bilden, die ihn lügen lassen könnten und die Welt so drehen könnten, wie er wollte.

      „Sebastian ist an einem sicheren Ort“, sagte Rupert.

      „Das heißt, du hast ihn gefangen genommen, deinen eigenen Bruder. Du hast kein Recht das zu tun, Rupert.“ Ein Husten nahm ihr ein wenig Wind aus ihren Worten. Sie ignorierte das frische Blut.

      „Ich dachte, du wärst glücklich Mutter“, sagte er. „Er hat immerhin versucht aus dem Königreich zu fliehen, nachdem er vor der Heirat weggelaufen ist, die du arrangiert hast.“

      Das stimmte, aber es änderte nichts. „Wenn ich Sebastian aufhalten hätte wollen, dann hätte ich das angeordnet“, sagte sie. „Du wirst ihn sofort freilassen.“

      „Wie du sagst, Mutter“, antwortete Rupert und wieder hatte die Witwe das Gefühl, das er nicht ehrlich war.

      „Rupert lass mich eins klarstellen. Deine Handlung heute hat uns alle in große Gefahr gebracht. Du kommandierst die Armee herum, wie du willst? Du nimmst den Thronfolger ohne Vollmacht in Gewahrsam? Was glaubst du, wie das vor der adligen Versammlung aussehen wird?“

      “Seien sie verdammt!”, schimpfte Rupert und die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. „Ich habe genug davon.“

      „Du kannst es dir nicht leisten, sie zu verdammen“, sagte die Witwe. „Die Bürgerkriege haben uns das gezeigt. Wir müssen mit ihnen arbeiten und die Tatsache, dass du redest, als wenn dir eine Fraktion davon gehört, macht mir Sorgen, Rupert. Du musst lernen, wo dein Platz ist.“

      Sie konnte seine Wut jetzt sehen, er versteckte sie nicht länger.

      „Mein Platz ist als dein Nachfolger“, sagte er.

      “Sebastian’s Platz ist als mein Nachfolger”, erklärte die Witwe. „Deiner … die Bergländer brauchen noch einen Gouverneur, um ihre Angriffe südlich einzuschränken. Vielleicht wird ein Leben bei den Schäfern und den Bauern dir ein wenig Menschlichkeit beibringen. Oder vielleicht nicht und zumindest wirst du weit weg genug sein, damit ich meine Wut auf dich vergessen kann.“

      „Das kannst du nicht –„

      „Ich kann“, antwortete die Witwe. “Und nur zu deinem Wissen, es werden nicht die Bergländer sein und du wirst kein Gouverneur sein. Du wirst in die nahen Kolonien gehen, wo du als mein Assistent für meinen Boten arbeiten wirst. Er wird regelmäßig über dich Bericht erstatten und ich wünsche keine Rückkehr, bis ich den richtigen Zeitpunkt dafür erachte.“

      “Mutter…”, begann Rupert.

      Die Witwe brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. Sie konnte das immer noch, auch wenn ihr Körper bröckelte.

      „Sag noch irgendetwas und du wirst ein Angestellter in den weiten Kolonien sein“, keifte sie. „Jetzt raus mit dir und ich erwarte, Sebastian am Ende des Tages hier zu sehen. Er ist mein Nachfolger Rupert. Vergiss das nicht.“

      “Vertrau mir Mutter”, sagte Rupert, als er ging. „Das habe ich nicht.“

      Die Witwe wartete, bis er weg war und schnippte dann mit dem Finger, um den am nächsten stehenden Diener herbeizurufen.

      “Da ist noch eine weitere Unannehmlichkeit, die ich erledigen muss. Bringen Sie Milady d’Angelica und dann gehen Sie bitte.“

      ***

      Angelica trug noch immer ihr Hochzeitskleid, als der Wachmann zu ihr kam und sie zum Gespräch mit der Witwe orderte. Er gab ihr keine Zeit sich umzuziehen, sondern führte sie lediglich schnell in ihre Empfangszimmer.

      Für Angelica sah die alte Frau hauchdünn aus. Vielleicht würde sie bald sterben. Nur der Gedanke daran ließ Angelica hoffen, dass Sebastian schon bald gefunden werden und dazu gezwungen würde, die Hochzeit durchzuziehen. Es stand viel zu viel auf dem Spiel, als wenn das nicht passierte, trotz des Verrats, den sie im Moment fühlte, weil er weggelaufen war.

      Sie knickste eine Verbeugung und fühlte beim Knien das Gewicht des Blicks der Witwe auf sich. Die alte Frau stand unsicher von ihrem Stuhl auf, nur um den Unterschied in ihren Positionen klarzumachen.

      „Erkläre mir mal“, begann die Witwe, „warum ich dir nicht zur Hochzeit mit meinem Sohn gratulieren kann.“

      Angelica traute sich kaum, sie anzusehen. „Sebastian ist weggelaufen. Woher sollte ich das wissen, dass er weglaufen würde?“

      “Weil du nicht dumm sein solltest”, gab die Witwe zurück.

      Angelica fühlte einen Hauch von Wut dabei. Diese alte Frau liebte es Spiele mit ihr zu spielen und zu sehen, wie weit sie gehen konnte. Schon bald würde sie in der Position sein, wo sie nicht mehr die Zustimmung der alten Frau brauchen würde.

      “Ich habe alles getan“, sagte Angelica. „Ich habe Sebastian verführt.“

      „Nicht gut genug!“, schrie die Witwe und trat nach vorne und schlug nach Angelica.

      Angelica stand halb auf, dann fühlte sie die starke Hand, die sie wieder hinunterdrückte. Der Wachmann hinter ihr hatte sich entfernt, nur eine Erinnerung daran, wie hilflos sie hier war. Zum ersten Mal hatte Angelica Angst.

      „Wenn du meinen Sohn ganz verführt hättest, dann hätte er nicht versucht von hier nach Ishjemme zu kommen“, sagte die Witwe in einem ruhigeren Ton. „Was ist in Ishjemme, Angelica?“

      Angelica schluckte und antwortete aus Reflex. „Sophia ist da.“

      Das entfachte die Wut der anderen Frau noch.

      „Mein Sohn hat also genau das getan, von dem ich dir gesagt habe, dass du ihn davon abhalten sollst“, sagte die Witwe. „Ich habe dir gesagt, dass der ganze Sinn deiner Existenz war, ihn davon abzuhalten, dieses Mädchen zu heiraten.“

      „Sie haben mir nicht gesagt, dass sie die älteste Tochter der Danses ist“, sagte Angelica, „oder dass man sie als die rechtmäßige Herrscherin dieses Königreichs bezeichnet.“

      Dieses Mal hielt Angelica dem Schlag der Witwe stand. Sie würde stark sein. Sie würde einen Weg hier rausfinden. Sie würde einen Weg