des heutigen Ungarn durch die Magyaren. <<<
3 Die dritte Schlacht auf dem Amselfeld fand zwischen dem 17. und dem 20. Oktober 1448 auf dem Kosovo Polje (Amselfeld) zwischen dem Königreich Ungarn, das eine römisch-katholische Koalition unter Johann Hunyadi gegen das Osmanische Reich unter Sultan Murad II. anführte, statt. Die Schlacht zog sich über drei Tage hin. <<<
4 Woiwode ist ein slawischer Herrschertitel. <<<
5 Kampfplatz; Schlachtfeld <<<
6 Mohács ist eine ungarische Stadt am rechten Donauufer, in der Nähe der Grenze zu Kroatien und zu Serbien. Die Stadt ist Grenzrevisionsstelle für Schiffe. <<<
Jonathan Harkers Tagebuch
(Fortsetzung)
Ich erwachte in meinem eigenen Bette. Wenn ich nicht alles geträumt habe, hat mich der Graf hierher getragen. Ich versuchte, mir über diese Sache Rechenschaft zu geben, konnte aber zu keinem unzweifelhaften Resultate kommen. Übrigens hatte ich doch einige kleine Anzeichen dafür, so z.B., dass meine Kleider in einer Weise gefaltet und neben mein Bett gelegt waren, die ich nicht mein eigen nenne. Meine Uhr war nicht aufgezogen, und es ist doch eine von mir stets peinlich genau eingehaltene Gewohnheit, dies zu tun, ehe ich ins Bett gehe; und noch mehrere solche Details. Aber all diese Dinge sind noch keine vollgültigen Beweise, denn sie könnten ebenso gut die Vermutung bestätigen, dass mein Geist eben nicht in normaler Verfassung war und dass ihn aus diesem oder jenem Grunde irgendetwas in Unordnung gebracht habe. Ich muss auf einen Beweis warten. Über eines jedoch bin ich recht froh: wenn es der Graf war, der mich hierher brachte, so muss es mit sehr großer Eile geschehen sein, denn meine Taschen waren unberührt. Ich bin sicher, dass er von dem Tagebuch keine Ahnung hatte, denn er hätte es nicht geduldet, sondern es mir bei dieser günstigen Gelegenheit entwendet und dann vernichtet. Wenn ich mich in diesem Zimmer umsehe, das bisher für mich so voll von Schrecken war, so ist es mir doch jetzt eine Art Asyl, denn es kann nichts Entsetzlicheres geben als jene drei unheimlichen Frauen, die darauf warteten – und noch warten – mein Blut zu trinken.
18. Mai. – Ich war wieder drunten, um das Zimmer im Lichte des Tages zu sehen; ich muss der Wahrheit auf den Grund kommen. Als ich die Türe am Ende des Stiegenhauses probierte, war sie verschlossen. Ich drückte so heftig dagegen, dass Holzteile wegsplitterten. Ich konnte bemerken, dass der Riegel nicht vorgeschoben war, aber das irgendetwas von innen her das Öffnen unmöglich machte. Ich glaube nun doch, es war kein Traum, und werde aufgrund dieser Mutmaßung handeln.
19. Mai. – Ich bin tüchtig an der Arbeit. Letzte Nacht bat mich der Graf in der höflichsten Weise, ich möchte drei Briefe schreiben; einen, dass meine Arbeit hier nahezu getan sei und ich in wenigen Tagen die Heimreise antreten werde, den zweiten, dass ich am folgenden Tage abzureisen gedenke, und den dritten, dass ich das Schloss verlassen hätte und in Bistritz angekommen sei. Ich wollte erst protestieren, fühlte aber, dass bei der gegenwärtigen Lage der Dinge es Wahnsinn wäre, offen gegen den Grafen zu kämpfen, in dessen absoluter Gewalt ich doch war; und eine Nichterfüllung seiner Bitte hätte nur seinen Zorn und seinen Argwohn erregt. Er weiß, dass ich zu viel von seinen Geheimnissen kenne, und ich darf nicht lebend davon kommen, da ich ihm gefährlich werden könnte; das einzige, was ich tun kann, ist Zeit zu gewinnen. Vielleicht bietet sich mir doch irgend eine Gelegenheit zur Flucht. Ich sah in seinen Augen einen Widerschein des Grimmes, der in ihnen gelodert hatte, als er die schöne Frau von meinem Leibe wegtrieb. Er erklärte mir seinen Wunsch damit, dass die Posten selten und unregelmäßig gingen und dass meine Freunde meine Nachrichten leichter erhielten, wenn ich gleich jetzt schriebe; und er versicherte mir mit seiner ganzen Beredsamkeit, dass mein letzter, von Bistritz datierter Brief dort bis zur fälligen Zeit aufbewahrt würde und dass man ihn dann eben nicht abgehen ließe, wenn ich etwa meinen Aufenthalt noch zu verlängern gedächte. Ich konnte ihm nicht widersprechen, wollte ich ihm nicht neue Verdachtsgründe gegen mich geben. Ich sagte daher, ich sei vollkommen seiner Ansicht, und fragte ihn, welche Daten ich auf die Briefe setzen sollte. Er rechnete einen Augenblick nach, dann antwortete er:
»Auf den ersten Brief 12. Juni, auf den zweiten 19. Juni und auf den dritten 29. Juni.«
Ich weiß nun, wie lange ich noch zu leben habe. Gott sei mir gnädig!
28. Mai. – Es gibt doch eine Möglichkeit, zu entkommen oder wenigstens ein paar Worte nach Hause wissen zu lassen. Eine Bande Sziganys1 ist ins Schloss gekommen und hat im Hofe Lager bezogen. Diese Sziganys sind Zigeuner; ich habe einige Notizen über sie in meinem Buche. Sie sind eine Eigentümlichkeit dieses Landstriches, aber verwandt mit den anderen Zigeunern, die über die ganze Welt zerstreut sind. Tausende von ihnen nomadisieren in Ungarn und Transsylvanien und sind fast vollkommen rechtlos. Sie stellen sich daher in der Regel unter den Schutz eines Edelmannes oder Bojaren, dessen Namen sie dann annehmen. Sie sind unerschrocken und ohne Religion, außer ihrem Aberglauben, und sprechen fast ausschließlich ihr eigenes Idiom der Zigeunersprache.
Ich will einige Briefe schreiben und versuchen, diese durch sie aufgeben zulassen. Ich habe schon durch mein Fenster mich mit ihnen in Verbindung gesetzt und Bekanntschaft mit ihnen angeknüpft. Sie nahmen ihre Hüte ab, verbeugten sich und machten mir Zeichen, die ich aber ebenso wenig verstand wie ihre Sprache.
Die Briefe habe ich nun geschrieben. Der an Mina ist stenografiert, und Herrn Hawkins bat ich nur, sich mit ihr ins Einvernehmen zu setzen. Ihr habe ich meine Lage klar geschildert, ohne der Schrecken Erwähnung zu tun, die ich mir vielleicht doch nur einbilde. Es würde sie zu Tode entsetzen, wenn ich ihr mein ganzes Herz ausschütten wollte. Sollten die Briefe nicht befördert werden, so soll der Graf wenigstens nicht mein Geheimnis und den ganzen Umfang meiner Erfahrungen wissen.
Ich habe die Briefe abgegeben; ich schob sie zusammen mit einem Goldstück den Zigeunern zu und machte ihnen Zeichen, dass die Briefe aufgegeben werden sollten. Der Mann, der sie an sich nahm, drückte sie ans Herz, verbeugte sich und steckte sie dann in seine Mütze. Mehr konnte ich nicht tun. Ich schlich mich ins Lesezimmer und begann zu studieren. Da der Graf nicht da ist, schreibe ich hier weiter…
Der