15, 1—10. a) Sittlich-gut: c. 15, 1. b) Angemessen: c. 15, 2. c) Historisch ähnlich: c. 15, 3. d) Konsequent: c. 15, 4. e) Gegensätze: 15, 5—10. 6. Die verschiedenen Erkennungsarten und ihr Kunstwert: c. 16, 1—5. a) Zeichen: c. 16, 1. (1) Angeborene. (2) Erworbene. (a) Körperliche. (b) Andere äußerliche. b) Vom Dichter erfundene Erkennungsarten: c. 16, 2. c) Vermittelst der Erinnerung: c. 16, 3. d) Vermittelst einer Schlußfolgerung: c. 16, 4. 7. Vorschriften für die Komposition der Tragödie: c. 17—18. a) Der Dichter muß sich die Situation leibhaft vergegenwärtigen c. 17, 1. b) Er muß die Gefühlsstimmungen seiner Personen an sich selbst darstellend erproben: c. 17, 2. c) Er muß erst einen allgemeinen Umriß der Fabel entwerfen und dann Namen und Episoden einfügen: c. 17, 3. d) Die Episoden müssen begrenzt sein: c. 17, 4. e) Schürzung und Lösung des dramatischen Knotens: c. 18, 1—3 f) Die Tragödie darf nicht episch angelegt sein: c. 18, 4—5. g) Der Chor muß die Rolle eines Schauspielers annehmen und eng mit der Handlung verknüpft sein. Daher chorische Intermezzi (Embolima) zu verwerfen: c. 18, 6. 8. Die Gedankenbildung in das Gebiet der Rhetorik verwiesen: c. 19, 1. 9. Der sprachliche Ausdruck: c. 19, 2—c. 22. a) Die Modalitäten der Rede: c. 19, 2. Befehl (Imperativ)—Wunsch (Optativ)—Erzählung (Indikativ)—Drohung, Frage und Antwort. b) Die Bestandteile der Rede: c. 20, 1—8. (1) Buchstabe: c. 20, 1. (2) Silbe: c. 20, 2. (3) Bindewort: c. 20, 3. (4) Artikel: c. 20, 4. (5) Substantiv: c. 20, 5. (6) Verbum: c. 20, 6. (7) Flexion: c. 20, 7. (8) Satz: c. 20, 8. c) Ausdrucksarten: c. 21. (1) Komposita: c. 21, 1. (2) Wortklassen: c. 21, 2. (a) Allgemein gebräuchliche Ausdrücke: c 21, 3. (b) Glosse: c 21, 3. (c) Metapher: c. 21, 4. aa. Von der Gattung auf die Art. bb. Von der Art auf die Gattung, cc. Von der Art auf die Art. dd. Auf Grund einer Proportion. (d) Schmückendes Beiwort: c. 21, 5. (e) Neugebildetes Wort: c. 21, 6. (f) Verlängertes und verkürztes Wort: c. 21, 7. (g) Umgewandeltes Wort: c. 21, 8. (3) Das grammatische Geschlecht: c. 21, 9. d) Die Güte des sprachlichen Ausdrucks: c. 22, 1—8. B. Das Epos: c. 23—c. 24. 1. Einheit und Umfang des Epos. Vorzüge Homers: c. 23-24, 4. 2. Einheitliches Versmaß: c. 24, 5. 3. Weitere homerische Vorzüge: c. 24, 6. 4. Ein wesentlicher Unterschied zwischen Epos und Tragödie in der Behandlung gleichzeitiger Ereignisse: c. 24, 7. 5. Homer als Lehrer der zweckmäßigen Lüge (dichterische Illusion): c 24, 8. 6. Das Vernunftwidrige im Epos: c. 24, 9. 7. Der sprachliche Ausdruck im Epos: c. 24, 10. C.[2] Die fünf Probleme (kritischen Einwendungen) in einem Dichtwerk und deren zwölf Lösungen (Widerlegungen, Rechtfertigungen): c. 25, 1—22. (I.) Das Unmögliche: 1. Es entspricht dem Zwecke der Kunst. 2. Es betrifft Unwesentliches, Zufälliges. (II.) Das Vernunftwidrige oder Unwahrscheinliche. 3. Es hätte so sein sollen (Idealisierung). 4. Es entspricht dem allgemeinen Glauben. 5. Es ist historisch beglaubigt. (III.) Das moralisch Schädliche. 6. Der an das Sittliche zu legende Maßstab ist ein relativer. (IV.) Das Widerspruchsvolle. 7. Auf Grund des dialektischen Verfahrens zu lösen. (V.) Verstoß gegen die Kunstrichtigkeit. 8. Auf Grund der Annahme einer Glosse oder Metapher. 9. Der Prosodie (Akzent und Spiritus). 10. Der Interpunktion. 11. Der Amphibolie (Doppelsinn). 12. Des Sprachgebrauchs. D. Warum die Tragödie vor dem Epos den Vorzug verdient: c. 26, 1—9 Namenverzeichnis Sachverzeignis
EINLEITUNG
1. Die Bedeutung der Poetik.
Es gibt kein Werk gleich geringen Umfangs, das sich auch nur entfernt mit dem Einfluß messen kann, den die aristotelische Poetik Jahrhunderte lang ausgeübt hat. Freilich werden wir heute nicht mehr, wie einst Lessing, deren Lehren für ebenso unfehlbar halten wie die Elemente des Euklid. Im Gegenteil, man wird ohne weiteres zugeben müssen, daß für die Dramatiker der Gegenwart—das Epos kommt nicht in Betracht da es ganz in dem Roman aufgegangen ist—Aristoteles als literarischer Gesetzgeber ein völlig überwundener Standpunkt ist.
Andrerseits ist es aber nicht minder wahr, daß auch heute noch niemand der Kenntnis der Poetik schadlos entraten kann, der auch nur oberflächlich sich mit den Literaturen, namentlich Italiens, Frankreichs und Englands vom 16. bis etwa zur Mitte des 18. Jahrh., beschäftigen will. Und ebensowenig darf der Ästhetiker, der literarische Kritiker oder Literarhistoriker an diesem Büchlein achtlos vorübergehen, sollen seine rein theoretischen Darlegungen über viele in das Gebiet der Dichtkunst einschlägige Probleme nicht von vornherein einer wichtigen Grundlage entbehren. Was vollends dem klassischen Philologen die Poetik des Aristoteles ist und stets sein wird, bedarf keines weiteren Wortes.
2. Die Poetik im Altertum.
Unter diesen Umständen mag es auf den ersten Blick sehr befremden, daß sich im Altertum selbst bisher keine sicheren Spuren einer aus erster Hand geschöpften Kenntnis, geschweige denn eines Einflusses der aristotelischen Poetik haben nachweisen lassen. Dagegen spricht auch nicht eine Anzahl direkter Zitate bei späten Erklärern des Aristoteles, zumal man nicht einmal ohne weiteres annehmen darf, daß jene Stellen nicht einfach den von ihnen ausgeschriebenen, älteren Quellen entlehnt sind.
Zur Erklärung dieser bemerkenswerten Tatsache mag vielleicht folgendes dienen. Zunächst scheint unsere Poetik überhaupt zuerst von Andronikos v. Rhodos, einem Zeitgenossen Ciceros, zusammen mit anderen Werken des Aristoteles in Rom herausgegeben worden zu sein. Horaz, bzw. sein viel älterer Gewährsmann, Neoptolemos v. Parion (c. 260 v. Chr.), zeigt trotz mancher sachlichen Übereinstimmungen keine direkte Benutzung der Schrift und dasselbe gilt von einem uns nur in Bruchstücken erhaltenen, umfangreichen Werke "Über die Dichtungen", dessen Verfasser Philodemos v. Gadara zum Freundeskreise des Horaz gehörte. Sodann brachten die Griechen der römischen Kaiserzeit der Poesie überhaupt nicht das geringste Interesse entgegen. Ist uns doch aus dieser ganzen Epoche keine einzige Tragödie auch nur dem Titel nach bekannt. An die Stelle der Komödie waren der dramatische, aber literarisch wertlose Mimus und der Pantomimus getreten und die wenigen uns meist erhaltenen Epen, wie die des Oppian, Quintus Smyrnaeus, Claudian, Kolluthos, Triphiodor, ja selbst des Nonnos, stammen aus sehr später Zeit und kommen als echte Kunstwerke überhaupt nicht in Betracht, wie sie denn auch von den Lehren des Aristoteles keinen Hauch verspüren lassen. Es darf daher nicht Wunder nehmen, daß eine wissenschaftliche Technik des Dramas und des Epos, wie unsere Poetik, keinerlei Beachtung fand oder finden konnte. Diese der Dichtkunst allenthalben entgegengebrachte Gleichgültigkeit wird es wohl auch zum Teil verschuldet haben, daß zahlreiche andere literargeschichtliche Werke des Aristoteles ganz verloren gingen. So vor allem die "Didaskalien", eine vollständige Liste aller in Athen aufgeführten Dramen, der reichhaltige Dialog "Über die Dichter" in 3 B., von dem uns noch einige Bruchstücke mannigfachen Inhalts erhalten sind, und die "Pragmateia (Untersuchung der Dichtkunst", in 2 B. In dieser wird Aristoteles das, was in dem unvollständig auf uns gekommenen Kollegienheft skizzenhaft entworfen oder zwecks weiterer mündlicher Ausführung nur angedeutet war, erschöpfend, wie wir es