»Vielleicht.« Chet schob das Becken nach vorn. Sein halb steifer Schwanz drückte sich an Cris' Oberschenkel. »Vielleicht warte ich auch einfach ab und zeige dir ein paar dieser Sachen persönlich.«
Ja, bitte und danke.
Cris löste die Hände von Chets Taille, um seinen Hintern zu umfassen. »Ich bin dabei. Ich bin auch dabei, wenn es um Jakes Fantasie geht, wie du mich über die Rückenlehne der Couch fickst. Jeder Couch.«
»Ich glaube, das kriegen wir hin.«
Die Worte schossen Cris quer durchs Rückgrat bis in seine Eier. Er wollte, dass Chet ihn vornüberbeugte und fickte, bis ihm Hören und Sehen verging. Dass er all seine Zweifel und Ängste verscheuchte. Jede Erinnerung an die gelöschte E-Mail verjagte. Dass sie sich in den harten Stößen von Chets Schwanz in seinem Arsch verloren, während ihre Orgasmen in weiter Ferne lockten. Vielleicht all das, während Jake ihnen zusah. Und sich ihnen anschloss.
»Fuck.« Cris verschloss Chets Mund mit seinem eigenen. Er brauchte den Kontakt. Den vertrauten Druck von Lippen und das Streicheln der Zunge. Hände vergruben sich in Cris' Haar, hielten ihn still und sorgten dafür, dass Chet den Kuss kontrollierte. Chet stieß die Zunge in Cris' Mund, forderte Zugang. Er nahm sich, was immer er wollte, und Cris schmolz angesichts seiner Stärke und Dominanz. Er stöhnte und Chet verschluckte auch diesen Laut, machte ihn zu seinem Eigentum. Cris vertraute Chet voll und ganz, mit Herz und Körper.
Aber er kann mir nicht trauen.
Cris wollte den Gedanken verscheuchen, aber er blieb ihm trotz der Freude, die seinen Körper durchflutete, erhalten und hatte verheerende Auswirkungen auf seine Erregung, denn so gern er es auch ignoriert hätte, hatte er Geheimnisse. Er log. Und er konnte nicht zulassen, dass Lügen mit ihnen im Bett lagen, wenn Chet und er endlich die letzte Hürde nahmen und miteinander schliefen.
Er zog sich aus dem Kuss zurück und drückte seine Stirn an Chets. Ihr keuchender Atem vermischte sich miteinander. »Fuck, ich kann nicht. Nicht jetzt gerade.«
Chet stieß ein leises, grollendes Geräusch aus, das Cris' Widerstand beinahe ins Wanken gebracht hätte. »Du machst mich verrückt, Cristian, weißt du das?«
»Es tut mir leid. Es ist nur… dieses Projekt. Ich muss das… ähm… erst mal beenden. Verschieben wir's?«
»Ich verstehe.« Chet richtete sich auf und leckte sich vielsagend die Lippen. »Ich freue mich darauf, zu einem anderen Zeitpunkt weiterzumachen. Heute Abend?«
»Ja, tut mir leid.«
»Entschuldige dich nicht. Ich bin derjenige, der dich bei der Arbeit gestört hat, um mich nach dem Mittagessen zu erkundigen, und zugelassen hat, dass das in Sex ausartet.«
»Fast Sex.«
Chet lachte, bevor er sich zurechtrückte. »Wie wäre es mit Mittagessen ohne Sex?«
»Ich könnte etwas essen.« Vielleicht. Ein bisschen. Falls es seinem Magen gelang, sich zu entknoten.
Cris folgte Chet nach unten, um die verbliebenen Enchiladas zu essen. Dank des weißen Rauschens in seinem Kopf, bestehend aus der Sorge um Jakes unbekannten Aufenthaltsort und Agent Bookers Motiven für seine Kontaktaufnahme, schmeckte er kaum etwas. Chet konnte Cris' anhaltendes Schweigen als Sorge um Jake abschreiben und gerade das ließ Cris' derzeitige Täuschung umso schwerer wiegen.
Ich muss das in Ordnung bringen. Sobald wie möglich, bevor die Lüge zu groß wird, um sie zu vergeben. Ich muss das noch heute in Ordnung bringen.
Kapitel Fünf
Jake kam in dem Augenblick an, in dem Cris es aufgab, die verbliebene Enchiladas auf seinem Teller aufessen zu wollen. Sein Anblick, echt und greifbar, nahm Cris einen Teil seiner Unruhe – aber nicht den Teil, der sein Herz in eisiger Faust umklammert hielt. Chet stand auf, um sich einen Kuss und eine Umarmung von Jake abzuholen, der zwar müde, aber glücklich aussah.
»Ich wollte nicht so lange schlafen«, sagte er, als er zu Cris' Platz am Tresen hinüberkam. »Tut mir leid, dass ich euch Sorgen gemacht habe.«
»Schon gut, das passiert«, sagte Cris. Er küsste Jake auf den Mund. Er sehnte sich verzweifelt danach, den jüngeren Mann in seine Arme zu ziehen und genüsslich und lange zu küssen, aber er konnte nicht. Noch nicht.
»Manchmal wissen unsere Körper besser, wann sie Ruhe brauchen als unser Kopf«, sagte Chet. »Mittagessen? Eine Portion ist noch übrig.«
»Eindeutig.« Jake sprang auf den Stuhl neben Cris. Seine Gegenwart war wie ein Stromschlag, der über Cris' Haut kitzelte. »Alles klar?«
»Ja, hab heute nur keinen Hunger, schätze ich«, sagte Cris. »Hat absolut nichts mit dem Essen oder den Küchenchefs zu tun.«
»Solche Tage haben wir alle.« Jake mopste sich Cris' Teller und aß die restliche Enchiladas auf. »Bist du heute hier?«
»Bin ich, aber ich habe noch einiges an Arbeit zu erledigen, bevor ich Zeit habe. Ich gebe mir Mühe, schnell fertig zu sein.«
Jake warf ihm ein verdorbenes Grinsen zu. »Gut.«
Cris bemühte sich, sich ruhig und normal zu verhalten, als er sich entschuldigte, doch sobald er den ersten Fuß auf die Treppe gesetzt hatte, rannte er nach oben. Direkt in sein Büro, sodass er die Tür schließen konnte. Er verbarrikadierte sich vor seinen Freunden und auch vor den Geheimnissen, die er vor ihnen hatte. Er hatte Chet versprochen, dass es keine Geheimnisse mehr zwischen ihnen geben würde, keine Lügen, und nur ein paar Wochen später war Cris sein größtes Geheimnis um die Ohren geflogen.
Ich muss das in Ordnung bringen.
Sein Handy lag noch auf dem Schreibtisch und zeigte einen verpassten Anruf und eine Sprachmitteilung von Strahm an.
Ich konnte nicht viel darüber herausbekommen, was Booker vorhat, da er sich sehr bedeckt hält. Aber angeblich steht er kurz vor einer Verhaftung. Meine Vermutung ist, dass dein Vater Informationen hat und Booker auf der Suche nach einem Hebel ist, den er bei ihm ansetzen kann. Sei vorsichtig.
Cris' Brust schmerzte. Er ließ sich in seinen Schreibtischstuhl fallen und rettete augenblicklich die gelöschte E-Mail aus dem Mülleimer. Er starrte sie an. Las sie zwei weitere Male. Mit zitternden Fingern tippte er Bookers Nummer in sein Telefon. Sein Finger schwebte über der Anrufen-Taste. Die halbe Enchilada lag ihm schwer im Magen.
Er drückte auf Anrufen und schaffte es irgendwie, das Handy an sein Ohr gedrückt zu halten.
Nach dreimaligem Klingeln sagte eine harsche Stimme: »Special Agent Booker.«
Cris schluckte mühsam. »Ähm, hier ist Cr… ähm, Vincent Maroni.«
»Mr. Maroni, hallo.« Bookers Stimme wurde weicher und freundlicher. »Ich freue mich sehr, von Ihnen zu hören, Söhnchen.«
»Nennen Sie mich nicht Söhnchen.« Cris scherte es nicht, wie grob das klang. Er schuldete diesem Mann nichts. »Was wollen Sie?«
»Ich mag direkte Menschen. Was ich möchte, ist ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht und zehn Minuten Ihrer Zeit.«
»Warum können wir nicht am Telefon miteinander sprechen?«
»Ich habe mich extra auf die lange Reise begeben, um dem Gespräch eine persönliche Note zu geben. Zehn Minuten an einem öffentlichen Ort. Ihrer Wahl.«
Cris wollte mit diesem Kerl nicht in der Öffentlichkeit gesehen werden, aber er weigerte sich auch, sich privat mit ihm zu treffen. Er schielte zur Uhr, seine Gedanken wirbelten. »Gut. Auf der State Street gibt es eine Kaffeebar. Wir sehen uns dort um halb zwei.«
»Halb zwei.«
»Wie erkenne ich Sie?«
»Weißes Hemd und rote Krawatte. Und Sie?«
»Vergessen Sie es. Sie wollen sich mit mir treffen? Dann zu meinen Bedingungen.«
»In Ordnung. Ich sehe