Amy Blankenship

Todeswunsch (Blutsbündnis-Serie Buch 12)


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Menge der Dinge, von denen sie dachten, dass er sie gestohlen hatte, mächtig genug waren, um sie gegen sie zu verwenden, sollten sie ihn angreifen.“

      „Ein Tarnschild“, wiederholte Gypsy mit großen Augen. „Wie der Umhang, der Harry Potter unsichtbar macht?“

      „Ich weiß es nicht… ich habe ihn nie gesehen, weil er verschwunden ist, bevor wir beide geboren wurden“, antwortete Lacey. „Ich schätze, jemand anders war ein noch besserer Dieb als Opa.“

      „Kein Wunder, dass alles, was von der Familie noch übrig ist, aus der Stadt weggezogen ist, und uns davor gewarnt hat, in Opas Nähe zu bleiben. Ich dachte, das war nur, weil sie meinten, dass er verrückt war, weil er an übernatürliche Dinge glaubte, und einen Laden wie diesen hatte.“ Gypsy schüttelte ihren Kopf, als sie an all die Male dachte, wo sie ihn verteidigt hatte. Doch sie würde das nicht bereuen. Sie hatte ihn geliebt, und das war alles, was für sie zählte.

      „Oh nein“, widersprach Lacey. „Die Familie hatte keine Ahnung. Er wollte es so. Er hat sich in ihrer Gegenwart absichtlich immer merkwürdig benommen… damit sie dachten, dass er verrückt war, und sich von ihm fernhalten würden. Er wollte niemanden von ihnen in Gefahr bringen, falls jemand es auf ihn abgesehen hatte.“

      Laceys Gesicht wurde traurig, als sie daran dachte, wie sie damals bei Opa eingezogen war… genau hier in diesem Laden. Als sie neun Jahre alt gewesen war, waren ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen und ihr Großvater war wenige Stunden später gekommen, um das Sorgerecht für sie zu beanspruchen. Er wusste nicht, ob der Unfall wirklich ein Unfall gewesen war oder nicht und teilte diese geheime Sorge später mit ihr, als sie die Wahrheit über ihn erfuhr.

      Es war die Theorie, dass ihre Eltern im Streit um irgendein paranormales Spielzeug ermordet worden waren, die schließlich dazu geführt hatte, dass sie Rache an allen, die irgendwelche paranormalen Gegenstände besaßen, üben wollte, in der Hoffnung, dass sie denjenigen treffen würde, der sie umgebracht hatte. Doch sie hatte nie irgendwelche Hinweise darauf erhalten, sondern war stattdessen süchtig geworden nach dem Adrenalin, das mit ihrer Arbeit kam. Das… und die Bezahlung war auch nicht schlecht.

      „Es war meine Idee gewesen, seine Arbeit zu übernehmen, und er war von Anfang an dagegen gewesen“, erinnerte sie sich. „Aber nach einer Weile gab er nach, weil ich begann, alleine auf Diebeszüge zu gehen, und dabei darauf achtete, dass er mich erwischte, sodass er keine Wahl hatte, als mich zu lehren, wie man unbemerkt aus- und einbrechen konnte. Es war nie seine Idee gewesen, ich habe ihn indirekt dazu gezwungen. Es war die einzige Möglichkeit, zu verhindern, dass ich alleine und unerfahren loszog und dabei letztendlich sterben würde.“

      „Ich verstehe.“ Gypsy schüttelte ihren Kopf über ihre teuflische Cousine und hatte fast Mitleid mit ihrem Großvater. „Armer Opa, er hatte keine Wahl.“

      „Nun ja… mein letzter Auftrag ist mir ein wenig über den Kopf gewachsen“, gab Lacey zu. „Es war meine Schuld, Opa hätte sich keine Vorwürfe machen sollen. Er wusste, dass ich dickköpfig war, und er hatte getan, was er konnte.“

      „Oh nein“, flüsterte Gypsy und verzog das Gesicht. „Du warst über ein Jahr lang verschwunden. Was ist dir wirklich passiert?“ Sie hob ihre Hand und berührte mit ihrem Daumen Laceys Wange, wischte ein wenig Schmutz dort weg. „Bist du deshalb wie ein Straßenjunge verkleidet und schleichst dich hier ein? Läufst du vor etwas weg… oder vor jemandem?“

      „Beides irgendwie, fürchte ich. Ich sollte eigentlich überhaupt nicht hier sein, und je weniger du darüber weißt, was vor sich geht, umso besser.“ Sie schielte hinüber zur Tür, wusste, dass sie dem Vorbild ihres Großvaters folgen und ihre Familie beschützen sollte, indem sie Abstand hielt. „Ich wollte eigentlich hier wieder verschwinden, bevor jemand bemerkt, dass ich überhaupt hier war, aber dein Wachhund musste natürlich all meine Pläne durchkreuzen.“

      Gypsy bemerkte, wie Lacey zu zappeln begann und sehnsüchtig Richtung Tür schielte, als wollte sie weggehen. Nachdem sie wollte, dass sie blieb, sagte Gypsy schnell: „Es gibt da eine Klausel in Opas Testament… er hat die Hoffnung nie aufgegeben, dass du nach Hause kommst.“

      Lacey lächelte liebevoll. „Er hat sich immer um uns gekümmert.“

      Gypsy nickte ernst. „Ja, das hat er, deshalb hat er dir den halben Laden vermacht. Das Hexenbräu gehört halb dir und halb mir. Obwohl du nicht hier warst, habe ich dafür gesorgt, dass sie die Papiere genauso ausstellen, wie Opa es wollte. Wir sind jetzt Geschäftspartnerinnen und wir können den Laden gemeinsam führen, wenn du bleibst.“

      „Ich weiß es nicht“, flüsterte Lacey. Ihre Tage waren gezählt. Selbst wenn sie das Zauberspruchbuch bekommen hätte und die Dämonenmarkierung unwirksam machen könnte… würden sie sie irgendwann doch finden und das wäre ihr Ende. Sie wollte ihre Hand aus der von Gypsy lösen, aber ihre Cousine hielt sie fest. „Du weißt nicht, was du von mir verlangst. Wenn ich hierbleibe… würde ich uns beide in Gefahr bringen… nicht nur mich.“

      „Ich habe jetzt sehr mächtige Freunde und sie können dir helfen… können dich vor was auch immer es ist, vor dem du wegläufst, beschützen“, sagte Gypsy und hob ihr Kinn an. „Nach allem, was hier vorgefallen ist… bin ich ein wenig stärker als früher und ich kann damit umgehen.“

      Lacey schloss ihre Augen und holte tief Luft. Der Laden, den sie immer geliebt hatte, gehörte halb ihr… gesegnet sei Opas Seele. Er hatte immer gesagt, dass sie ihn an sein jüngeres Selbst erinnerte, und letztendlich hatte er einen Stolz für sie entwickelt, anstatt das als negativ zu sehen. Natürlich konnte sie sich auch an seine langen Vorträge erinnern, in denen er sie davor warnte, sich nicht umbringen zu lassen. Ja… wenn er sie jetzt sehen könnte, wären seine ersten Worte: siehst du, habe ich es doch gesagt,

      Gypsy erkannte, dass sie gewann und fügte hinzu: „Du kannst mir sogar sagen, was du aus dem Safe haben wolltest, und ich bitte Ren darum, es zu holen, wenn du dich dann sicherer fühlst.“ Sie war so einsam gewesen, seit Lacey verschwunden und Opa gestorben war. Sie war überzeugt gewesen, dass Lacey tot war und hatte sogar um sie getrauert. Wenn sie sie jetzt hier sah… war das Allerletzte, was sie wollte, sie wieder zu verlieren.

      Laceys Gedanken überschlugen sich. Sie wollte so gerne bleiben, aber sie durfte den Dämon, der sie jagte, nicht unterschätzen und musste wachsam bleiben. Und zudem kam noch die Tatsache, dass einer von Gypsys Freunden ein Dämon war… oder ein Übermensch, oder etwas, und dieses Wissen erzeugte ein mulmiges Gefühl in ihrem Magen. Da fiel ihr wieder etwas ein, was Gypsy gesagt hatte, und ein teuflisches Lächeln erschien auf ihren Lippen.

      „Gypsy“, begann sie nachdenklich“, du sagtest, der Zauber, den sie an dem Laden angewendet haben… dass nur der Besitzer Leute einladen kann… richtig? Ich bin Teilinhaberin des Ladens, also wenn ich jemanden auslade… muss er gehen?“

      „Stimmt, du kannst sagen, wer hereinkommen darf und wer nicht, wenn sie nicht völlig menschlich sind“, bestätigte Gypsy mit einem schnellen Nicken, dann atmete sie scharf ein, als Lacey sich plötzlich nach vor beugte, um sie fest in die Arme zu schließen.

      „Das bedeutet, ich kann jedem, der mich nervt, sagen, dass er gehen soll, auch deinem übereifrigen Leibwächter“, sagte Lacey kichernd, fühlte sich nervös, jetzt, wo sie entschieden hatte, dass das Klügste, was sie tun konnte, genau hier zu bleiben, wo sie einen Dämonenschutzschild um sich hatte. Vielleicht würde sie einfach eine Einsiedlerin werden, oder zumindest würde sie es immer im Vorhinein wissen, wenn es an der Zeit war, sich den Dämonen zu stellen.

      „Oh bitte wirf die Jungs nicht hinaus“, sagte Gypsy und zog sich aus der Umarmung zurück, wobei sie fast lachte über das enttäuschte Schmollen auf Laceys Gesicht. „Ohne Ren und Nick wäre ich entweder tot oder die Sklavin eines Dämons und du hättest keinen Laden, in dem du bleiben kannst. Ich verdanke ihnen beiden mein Leben. Und was Ren betrifft, du kannst den Zauber, bei dem er geholfen hat, ihn zu erzeugen, nicht gegen ihn verwenden.“ Sie verbarg ein peinliches Lächeln, wusste, dass sie das schon gemacht hatte, als sie den Zauber getestet hatte.

      Lacey verdrehte ihre Augen, aber nickte, um ihrer Cousine zu sagen, dass sie sich benehmen würde… so gut sie konnte zumindest. „Kannst du wenigstens mein Geheimnis für dich behalten?