Petra Pansch

War das ein Leben


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Schwester ihr wieder grünes Licht fürs Nähzimmer gibt. So verschwindet sie mit der Katze im Schlepptau und verbringt die Zeit bis zur Dämmerung wieder an der geliebten Nähmaschine. Nur die Katze fordert ab und zu weitere Streicheleinheiten ein.

      Zum Abendbrot gibt es dann Grützwurst mit Sauerkraut und Pellkartoffeln, die lecker mit viel Kümmel gekocht sind. Das mag Frida gern und sie langt kräftig zu. Am langen Tisch geht es laut zu und viele Bier- und Schnapsflaschen machen die Runde. Fleischer Schulz ist von der Arbeit und dem vielen Alkohol ziemlich erschöpft und Ernas Schwiegermutter bittet Magda, ihm das freie Bett in Petkos Kammer zu richten. Dort soll er übernachten und sich erst am Sonntag mit seinem halben Schwein auf den Heimweg begeben.

      Herr Schulz und seine Helfer stehen rauchend und diskutierend vor der Tür und verschwinden nach und nach in die eigentlich verbotene gute Stube. Das entlockt Ernas Schwiegermutter ein erbostes Stirnrunzeln und sie holt eine Flasche süßen Likör aus dem Wandschrank für sich und Erna. Frida und Magda bekommen einen heißen Kakao und gehen dann den langen Weg durch die Scheune zu ihrem Zimmer.

      Nach einem reichlichen Frühstück mit in frischem Schweineschmalz gebratenen Eiern, muss Frida sich wieder von allen verabschieden. Es wurde umentschieden, sie fährt bereits gleich mit Fleischer Schulz zurück in die Stadt. Schnell werden ihre Sachen ins Bündel gepackt; ihre neugewonnene Freundin Magda hat das schon gemacht. Das Mädchen drückt Frida an sich und bedeutet ihr, doch bald mal wieder vorbei zu schauen. Schwester Erna, Theo und alle, die hier leben, sagen liebevoll „Adieu“ und drücken ihr zum Abschied noch einen Henkelkorb mit leckeren Würsten, frischem Schmalz und frischen Eiern in die Hand. Dann steigt sie zu Herrn Schulz auf den Kutschbock. Hinten im Wagen liegt die in einem weißen Tuch verpackte Schweinehälfte und ein Säckchen mit Schweineborsten. Ab geht die Fahrt nach Naugard. Aber das dunkelbraune Pferd trottet, trotz Peitschenknall, unwillig in Richtung Stadt. Der rotgesichtige und noch ziemlich verkaterte Kutscher gibt auf, überlässt dem Pferd die Führung und zündet sich sein Pfeifchen an. Mit Frida spricht er nicht, der Wind bläst ihr nur den Pfeifenqualm ins Gesicht. Der stinkt, Emils Tabak hingegen duftet nach Vanille. Nach gefühlt ellenlanger Fahrt steigt sie froh vom Kutschbock. Natürlich nimmt sie ihr Bündel und den Henkelkorb mit, wie sollte sie auch die leckeren Sachen vergessen.

      Hiltrud und Emil freuen sich über die Grüße und noch viel mehr über die deftigen Leckereien. Nachmittags zu schönstem Sonnenschein spazieren die drei durch die Stadt, um sich Appetit fürs Abendbrot zu holen, das heute dank der Mitbringsel vom Schlachtfest, sehr üppig ausfällt. Frida ist so glücklich, dass sie sogar für einen Moment nicht daran denkt, was die Zukunft ihr bringen wird. Doch Emil holt sie noch an diesem Sonntagabend auf den Boden der Tatsachen zurück.

      Nach dem Abendbrot sitzt er wie immer pfeifenrauchend im Lehnstuhl und ruft Frida zu sich. Er bedeutet ihr, sich an den Tisch zu setzen. Das ist ungewohnt für das Mädchen und sie zittert vor dem, was jetzt kommt. Sie erfährt in kurzen Worten, dass Emil sein Mündel vermittelt hat. In drei Tagen wird Frida in Stellung gehen. Die Adelsfamilie von Goedicke besitzt einen großen Gutshof in der Nähe von Hohen Schönau, inmitten von Feldern, nahe einem See und ausgedehnten Wäldern. Emil meint, dass Frida großes Glück hat, bei so einer Familie eine Stellung zu bekommen. Da kann sie viel lernen, alles das, was sie eines Tages braucht, um eine gute Ehefrau und Mutter zu sein, wenn sich ein passender Mann findet. Wenn nicht, dann kann sie dort bis zum Lebensende ihr Auskommen haben, denkt ihr Schwager, aber sagen tut er ihr das natürlich nicht. Dann darf Frida zurück in ihr Zimmer. Hiltrud kommt zu ihr und versucht sie zu trösten, doch eigentlich hat sie andere Sorgen. Sie muss ihre Schwangerschaft diesmal gut hinter sich bringen, Emil hofft so sehr auf einen Stammhalter. Sie drückt ihre Schwester und gibt ihr einen Kuss. Frida erfährt auch, dass sie ab Morgen nicht mehr zur Schule muss, Emil sagt Lehrer Tetzlaw selbst Bescheid.

      Frida kniet sich vors Bett und lässt ihr ganzes Herzeleid in das Abendgebet einfließen, das heute mehr einem Erlebnisbericht über das ganze Wochenende ähnelt. Der liebe Gott und ihre verstorbenen Eltern sollen alles erfahren, das Gute und auch das Schlechte erzählt sie ihnen. Am Ende rollen Tränen aus ihren Augen, die finden gar kein Ende und das Nachthemd wird nass und fleckig. Frida, der auf einmal ganz kalt wird, legt sich immer noch schluchzend ins Bett du zieht sich die Bettdecke über den Kopf, solange bis sie keine Luft mehr bekommt. Dann stößt sie die Decke weg und ballt ihre Fäuste. Sie schwört sich, es Emil zu beweisen, dass sie kein kleines Mädchen mehr ist, dass sich hin und her schubsen lässt. Wehmütig denkt sie an die Zeit mit ihrer Mutter, als sie Pläne für Fridas Zukunft schmiedeten; sie sich schon als Schneiderin oder sogar als Modistin sah. Und jetzt das; kann sie Emil doch noch umstimmen? Die Tränen versiegen und mit diesem Gedanken schläft sie ein. Doch der nächste Tag zeigt ihr, es bleibt so, wie es ihr Vormund entschied. Emil nimmt Hut und Stock geht zur Arbeit und kündigt an, dass es heute später wird, denn er will noch auf ein Gespräch zu Lehrer Tetzlaw, um Frida abzumelden.

      Frida ist traurig, der Tag ist heute besonders lang für sie, ihr fehlt die Schule. Deshalb schickt Hiltrud sie zu Besorgungen ins Städtchen. Hinterher wird Fridas Wäsche gerichtet, um alles für ihren Umzug ins neue Leben vorzubereiten. Nur noch der nächste Tag und dann muss sie weg, zu ganz fremden Menschen, zu feinen Herrschaften.

      Sie räumt ihre Habseligkeiten auf und ordnet sie. Ihr Schmuckkästchen steht auf dem Bett und nachdenklich schaut sie auf ihre wenigen, aber für sie so wertvollen Erinnerungen. Sie nimmt den Ring mit dem blauen Stein und dreht ihn zwischen ihren Fingern, streift ihn über und streicht träumerisch darüber. Sie meint die Hand ihrer Mutter zu spüren, die doch so viel Wärme und Zärtlichkeit geben konnte. Dabei schaut sie zum Fenster und bemerkt an der Kehrleiste etwas. Neugierig springt sie auf, um nachzuschauen. Sie jauchzt, als sie ein kleines Garnröllchen mit weißem Faden aufhebt. Das muss heruntergefallen sein als die Nähmaschine vor einigen Tagen verkauft wurde. Sie verstaut diesen wertvollen Fund neben dem Ring und den anderen ihr wichtigen Kleinigkeiten im Schmuckkästchen. Irgendwie macht es dem Mädchen den Abschied etwas leichter, denn noch etwas, was sie an alte Zeiten erinnert, kommt mit ihr mit ins neue, noch so Unbekannte.

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