Schluss noch etwas Wichtiges: Sehen Sie auch auf die Erfolgsfaktoren für eine gute Führung, die mit Intro- und Extroversion nichts zu tun haben. Zielorientierung, Ehrgeiz, das Streben nach Einfluss mit der eigenen Leistung, das Bedürfnis nach Akzeptanz im Team und die Fähigkeit, anderen Impulse zu geben: All dies kann eine leise Spitzenpolitikerin ebenso wie ein extrovertierter Konzernchef leisten – mit ihren jeweils eigenen Mitteln. Fest steht eines: Typische Extro-Eigenschaften wie eine charismatische Persönlichkeit oder Begeisterungsfähigkeit wurden offensichtlich lange überschätzt.
Regeln der Macht für Frauen: Macht durch klare Haltung
// Von Isabel Nitzsche
Wenn Frauen im System der Geltungshierarchie gefangen sind, müssen sie sich persönliche Kritik zu Herzen nehmen. Wenn sie dagegen erkennen, dass die Spielregeln einer Dominanzhierarchie gelten, können sie überlegen, wie der nächste Punkt an sie geht.
Wer nicht gemocht werden will, wird handlungsfähiger
Oder einfach ausgedrückt: Die Männer müssen eine Chefin nicht mögen, nicht als Frau, nicht als Person, sie müssen und sollen sie nur in ihrer Position respektieren. Das ist etwas völlig anderes.
Wenn Sie diesen Blickwinkel einnehmen, werden Sie merken, dass Sie sehr viel handlungsfähiger werden. Genau das, was die Gegenseite mit ihrer Diskreditierung bewusst oder unbewusst zu vermeiden sucht.
Die Konkurrenz ausschalten
Bei Männern wird ebenso um die Rangfolge gekämpft, nur mit anderen Mitteln und Argumenten. Das fällt Frauen durch ihre Sachorientierung aber oft gar nicht auf. Sie registrieren zuerst den vermeintlich persönlichen Angriff gegen sich selbst.
Doch das Persönliche daran ist vor allem, dass die Männer eine mögliche Konkurrentin erst gar nicht mitspielen wollen lassen. Das ist aus ihrer Sicht die beste Lösung. Und funktioniert auch oft, weil sich die Frauen beleidigt, verschreckt, verärgert zurückziehen und den Männern das Terrain überlassen.
So funktioniert das Anti-Quoten-Argument
Eine gute Methode, merken die Männer, und machen so weiter. Auch das Anti-Quoten-Argument funktioniert so: „Dann kämen ja schlechte Frauen, oje, oje.“ Und das, obwohl Quote nur bei gleicher Qualifikation greift.
Aber das Spiel funktioniert, hochrangige Frauen äußern sich sogar öffentlich: „Nein, die Quote wollen wir nicht.“ Anstatt zu sagen: „Netter Versuch, ich weiß sowieso, was ich leiste.“
Das Spiel hat bislang gut funktioniert
Für die Männer hat das Spiel bis jetzt gut funktioniert. Auch wenn es in letzter Zeit heftig diskutiert wird: Bis heute gibt es kein Gesetz, das den Unternehmen die Quote vorschreiben würde.
Interessant ist, dass die Frauen sich so sehr vom kritischen Blick abhängig machen und ständig auf Bestätigung warten, anstatt sie sich erst einmal selbst zu geben und darauf zu setzen, dass durch gutes Selbstmarketing ihr Gegenüber früher oder später diesen Eindruck auch teilen wird.
Je klarer die Haltung, desto einfacher ein hoher Status
Und, keine Sorge, das eigene Verhaltensspektrum clever zu erweitern, bedeutet keinesfalls, deshalb zu „vermännlichen“. Wichtig ist es, immer wieder die eigene Rolle zu reflektieren und das Spielfeld als System zu analysieren. Tom Schmitt und Michael Esser, Autoren des Buches Status-Spiele, wissen: „Je klarer die innere Haltung, desto einfacher ist es, einen hohen Status einzunehmen.“
Männliche Führungskräfte sehen sich eher an der Spitze, organisieren und kontrollieren die Tätigkeit ihrer Mitarbeiter und ordnen an. Frauen hingegen organisieren auch als Führungskräfte ihre Arbeit eher kreisförmig, beteiligen sich gemeinsam mit ihren Mitarbeitern an deren Umsetzung und pflegen in der Regel einen teamorientierten Kommunikationsstil.
Weiblicher Kommunikationsstil: Gut für die Firma, aber schlecht für die Karriere
Entsprechend ihrer ganzheitlichen Einstellung favorisieren Frauen gemeinsame Projektbesprechungen und legen großen Wert auf den Dialog mit ihren Mitarbeitern. Die Kommunikation kann direkt zwischen den einzelnen Aufgabenbereichen fließen und ist nicht auf Anordnungen von oben beschränkt.
Ein solcher weiblicher Kommunikationsstil hat viele Vorteile fürs Unternehmen – wird aber bisher noch in den wenigsten Fällen beim Aufstieg gewürdigt. Frauen scheitern vor allem an mangelnder „Aufstiegseffizienz“, meint die Bonner Managementtrainerin Monika Henn.
Mangelnde Aufstiegseffizienz
Sie stellte in einer empirischen Untersuchung fest, dass sich männliche Führungskräfte von ihren Mitarbeitern in Durchsetzungsstärke und Belastbarkeit unterscheiden, während weibliche Führungskräfte es in Flexibilität und hoher Teamorientierung tun.
Diese Eigenschaften sind zwar hilfreich für eine Führungsrolle. Doch egal, ob beim Selbstmarketing, Netzwerken, strategischen und politischen Kalkül oder Machtstreben: Frauen halten sich stärker zurück als Männer.
Männliche Wettkampf-Orientierung
Das behindert den direkten Weg nach oben. Wettkampforientiertes Verhalten ist Männern schon von ihren Spielen in der Kindheit her vertraut. Sie sind darin von klein auf geübt, Rangordnungen festzulegen und Siegeswillen und Unabhängigkeit zu präsentieren.
Durch ihr Kommunikationsverhalten legen Männer in den unterschiedlichen Gruppen, in denen sich ihr Berufsalltag abspielt, ständig die soziale Hierarchie im Machtsystem fest. Dabei wird geklärt, wer der Platzhirsch ist, wer der Zweite, Dritte usw. Für die meisten Männer ein, wenn auch unbewusster, so doch vertrauter Vorgang.
Der Macht-Code ist ihnen einfach nicht vertraut
Frauen dagegen ist dieser Mechanismus häufig fremd. So sensibel sie für zwischenmenschliches Verhalten in der Regel sind, es entgeht ihnen doch, was auf dieser Ebene abläuft. Der Grund: Der Code ist ihnen einfach nicht vertraut.
Um hierarchische Strukturen zu erkennen, hilft Feldbeobachtung nach dem Motto: „Respekt, aber keine Angst vor Platzhirschen“.
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