Simone Janson

Strategien gegen Mobbing


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      Übersetzt man Social wirklich mit sozial?

      Daher möchte ich dazu einladen, das schwierige Thema differenzierter zu betrachten. Im Sinne des Duden bezeichnet Mobbing eben auch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe.

      Wer über Social Media als Oberbegriff von sozialen Netzwerken nachdenkt, der kann eins nicht leugnen: Social kann, muss aber nicht sozial heißen.

      Kontakt von Konten?

      Zwar widmen sich Crowdsourcingprojekte auch sozialen Zwecken in erster Linie heißt das neue Sozial jedoch etwas anderes: Social im Sinne von Social Media bedeutet der Kontakt unter Konten.

      Insofern ist die Wortbedeutung von sozial weniger auf das Zusammenleben und – wirken von Menschen oder sogar dem Gemeinwohl dienend denn viel eher auf ein Verständnis von Gesellschaft, welches sich an den unterschiedlichen Verbindungen der Nutzer von computergestützten Netzwerken orientiert.

      Mobbing als Teil von sozial?

      Führt man diesen Gedanken nämlich weiter, erklärt sich auch, wieso Mobbing zu sozialen Netzwerken irgendwo dazugehört. Entbindet man die Definition nämlich von der Gebundenheit an Arbeit und versteht sie als andauernde Ausgrenzung von bestimmten Personen, dann ist die Abgrenzung von Anderen eine Form davon, welche man eher als Benachteiligung bezeichnen würde.

      Wie ich zu dieser These komme, die auf den einen oder anderen etwas provokativ wirken mag, das möchte ich morgen im zweiten Teil des Textes erklären.

      Mobbing – eine zwangsläufige Folge von Social Media?

      Insofern gehört Mobbing zwar nicht zu Social Media, aber gleichsam nimmt man durch das Verbinden mit bestimmten und nicht mit allen Nutzern, die Beimessung von Berechtigungen für bestimmte Inhalte natürlich auch eine Ausgrenzung bestimmter Nutzer vor.

      Dessen muss keine negative Absicht vorausgehen oder eine geplante Ausgrenzung als Motiv zugrunde liegen, sondern es liegt im natürlichen Handeln von Menschen sich mit den Menschen zu beschäftigen, die ihnen wichtig sind.

      Mobbing immer noch ein ernstes Phänomen

      Im Unterschied zum Arbeitsleben besitzen soziale Netzwerke ein ernsthaftes Problem, was den Umgang mit Mobbing angeht: Die Inhalte sind schwer aufzuspüren, da sie durch Einstellungen zu Privatsphäre, Nicknames und dergleichen verbogen werden. Gleichzeitig kann ich als Betroffener die Inhalte zwar melden – löschen kann sie jedoch neben dem Urheber lediglich der Plattforminhaber und das kann dauern.

      Zuletzt ist es natürlich auch nicht unrelevant die Arbeitsweise von Suchmaschinen und sozialen Netzwerken zu berücksichtigen. Dazu gehört – neben anderen Dingen – das regemäßige Auslesen und Sichern von Daten. Dadurch reicht das reine Löschen auf der Plattform nicht mehr aus, um Inhalte dauerhaft zu entfernen.

      4 Tipps gegen Mobbing

      1 Wer ein Mobbingopfer ist, sollte zunächst das Gespräch mit dem Urheber suchen und im Kompromissweg die Beilegung des Streits erwägen. Dieses Vorgehen ist vor allem deshalb besser, weil es die zukünftige Suche nach weiteren Inhalten, die einem selbst schaden, überflüssig macht.

      2 Wer diesen nicht kennt oder keine Möglichkeit zur Kontaktaufnahme hat, muss sich sofort und ohne Abstriche an den Plattformbetreiber wenden und seine Kritik dort ausführlich begründet vortragen. Meistens gibt es dafür im Hilfebereich ein extra Formular. Letzteres kann etwas versteckt sein, aber die Suche lohnt sich.

      3 Wenn dieser nicht reagiert, sollte man in Erwägung ziehen, eine Anzeige zu stellen. Die Polizei kann nach einer Anzeige mit entsprechenden Nachweisen – hier eignen sich beispielsweise Screenshots – die Ermittlungen aufnehmen. Spätestens mit einer IP Adresse kann der Urheber eingegrenzt werden und gleichzeitig können die angrenzenden Strafverfolgungsbehörden wie Staatsanwaltschaft die Arbeit aufnehmen.

      4 Im Kern gilt jedoch: Deeskalierend wirken und entschlossen Handeln. Nicht auf Versprechen verlassen, sondern Taten fordern. Wer dies beherzigt kann den mittelfristigen Folgen von Mobbing gut begegenen.

      Emotionen im Management: Angst ist der größte Leistungskiller

      // Von Anne M. Schüller

      Die Gehirnforschung weiß längst, dass Menschen mit Glücksgefühlen über sich hinauswachsen und ihre Leistungsfähigkeit um bis zu 100 Prozent steigern können. Umgekehrt sinkt die Performance von Menschen mit Dauerstress auf unter 50 Prozent. Deshalb muss die Angst aus den Unternehmen verschwinden.

      Angst ist der Feind des Erfolgs

      Angst kommt in vielen Schattierungen daher. Sie kann eine freundliche Warnerin sein, die uns schützt. Sie kann uns auch kurzzeitig zu Höchstleistungen führen. Dauerangst hingegen versetzt den Körper in permanente Alarmbereitschaft, sie mindert seine Leistungskraft und ruiniert unsere Gesundheit.

      "Kern aller menschlichen Motivation ist es, zwischenmenschliche Anerkennung, Wertschätzung, Zuwendung oder Zuneigung zu finden und zu geben", schreibt der Psychoneuroimmunologe Joachim Bauer in seinem wunderbauen Buch ‚Prinzip Menschlichkeit‘.

      Ausgehend von neuesten neurowissenschaftlichen Befunden postuliert er das Bild eines auf Kooperation ausgerichteten Menschen. "Die Motivationssysteme schalten ab, wenn keine Chance auf soziale Zuwendung besteht, und sie springen an, wenn das Gegenteil der Fall ist, wenn also Anerkennung oder Liebe im Spiel ist", schreibt er auch.

      Wenn Arbeit also mit Angst besetzt ist, verstößt dies gegen grundlegende Erkenntnisse der Hirnforschung. Mit Angst im Nacken laufen wir zwar schneller, aber nur ein ganz kurzes Stück. Danach sind wir völlig ausgepowert. Und nichts will mehr gelingen.

      Die Amygdala: unser Gefahrenradar

      Die Amygdala untersucht alle Ereignisse, die auf uns einwirken, höchst wachsam auf emotional wichtige Faktoren. Sie ist unser Frühwarnsystem, unser neuronales Radar für bedrohliche Situationen und potenzielle Gefahren. Sie registriert jede Bewegung und hört das schier unhörbare Rascheln im Gebüsch. Sie interpretiert die Bedeutung nonverbaler Mitteilungen und jede Veränderung in der Stimme.

      Sie sucht nach freundlichen Gesten und finsteren Gestalten. Sie sondiert unaufhörlich die Mimik Anderer und decodiert vermeintliche Absichten. Denn jede Stimmungsschwankung macht sich mehr oder weniger hauchzart durch Mikrobewegungen der Gesichtsmuskeln bemerkbar.

      Eine gut trainierte Amygdala schöpft rechtzeitig Verdacht. Sie entlarvt Falschheit und Manipulation. Sie spürt Bedrohungen kommen und sorgt blitzschnell für die passende Reaktion: panikartige Flucht, dosierter Angriff oder atemloses Erstarren – je nachdem, was gerade die passendste Lösung ist.

      Langsames Denken ist im Angesicht der Gefahr wenig hilfreich. Deshalb werden die Verbindungsstellen zwischen den einzelnen Hirnzellen, die so genannten synaptischen Spalten, blockiert. Dort können die Hirnströme dann nicht mehr ungehindert fließen, und wir können nicht mehr klar denken. Die Folge: ein Blackout. Nur simple Routinen können daraufhin noch abgespult werden.

      Angst lähmt, zerstört und macht dumm

      Angst kann uns kurzzeitig aus der Reserve locken und an die Grenzen unserer Möglichkeiten führen. Doch sie paralysiert auch und zerstört. Dauerangst versetzt den Körper in permanente Alarmbereitschaft, sie mindert seine Leistungskraft und führt am Ende in den Burnout. Wer Angst hat, reduziert auch seine Lernfähigkeit und macht Fehler.

      Übellaunige, einschüchternde, herumkommandierende, machtbesessene, pathologische Manager stellen für Mitarbeiter eine permanente Bedrohung dar. Sie signalisieren dem Gehirn: Lebensgefahr. Dies führt zu einer Explosion der Stresshormone. Und die Autoritätsangst, die Rambo-Chefs produzieren,