Фиона Грейс

Verbrechen im Café


Скачать книгу

Lacey.

      „Habe ich doch schon gesagt“, schnauzte sie. „Ich bin hier, um etwas zu kaufen.“

      „Du?“, erwiderte Lacey etwas zu schnell, um ihren Unglauben zu verbergen.

      „Ja, tatsächlich“, antwortete Taryn trocken. „Ich brauche eines von diesen Kohlefadenlampen-Dingern. Du weißt schon. Hässliche Dinger mit großen Glühbirnen auf Bronzeständern? Du stellst sie immer in deinem Schaufenster aus.“

      Sie begann, sich umzusehen. So, wie sie ihre schmale Nase in die Luft hielt, erinnerte sie Lacey an einen Vogel.

      Lacey konnte nicht anders, als misstrauisch zu werden. Taryns Laden war schlicht und einfach gehalten, mit Scheinwerfern, die klinisch weißes Licht auf alles warfen. Wozu brauchte sie eine rustikale Lampe?

      „Gestaltest du die Boutique um?“, fragte Lacey vorsichtig, kam hinter dem Schreibtisch hervor und bedeutete Taryn, ihr zu folgen.

      „Ich möchte der Boutique nur ein wenig Charakter verleihen“, sagte die Frau, während ihre Absätze hinter Lacey klackerten. „Und soweit ich das beurteilen kann, sind diese Lampen im Moment sehr angesagt. Ich sehe sie überall. Beim Friseur. Im Café. In Brookes Teestube gab es etwa eine Million von den Dingern…“

      Lacey erstarrte. Ihr Herz begann zu klopfen.

      Allein die Erwähnung des Namens ihrer alten Freundin erfüllte sie mit Panik. Kaum ein Monat war vergangen, seit ihre australische Freundin sie mit einem Messer verfolgt und versucht hatte, Lacey zum Schweigen zu bringen, nachdem sie herausgefunden hatte, dass sie einen amerikanischen Touristen ermordet hatte. Laceys Blutergüsse waren inzwischen verschwunden, aber die seelischen Narben waren noch frisch.

      Deshalb fragte Taryn also nach einer Kohlefadenlampe? Nicht, weil sie eine wollte, sondern weil sie eine Ausrede gebraucht hatte, Brookes Namen zu erwähnen und Lacey zu verärgern! Sie war wirklich eine widerliche Person.

      Da sie jeglichen Enthusiasmus verloren hatte, Taryn zu helfen, selbst wenn sie eine vermeintliche Kundin war, zeigte Lacey schlaff hinüber zu ihrer „Steampunk-Ecke“, dem Bereich des Ladens, in dem sich ihre Sammlung von Bronzelampen befand.

      „Dort drüben“, murmelte sie.

      Sie beobachtete, wie Taryns Gesichtsausdruck verdrießlich wurde, als sie die Sammlung von Fliegerbrillen und Spazierstöcken sowie den lebensgroßen Aquanauten-Anzug betrachtete. Um fair zu sein, war Lacey auch nicht so sehr an diesen Gegenständen interessiert. Aber es gab eine ganze Reihe von Leuten in Wilfordshire – die Sorte mit langen schwarzen Haaren und Samtumhängen –, die ihren Laden regelmäßig besuchten, sodass sie diese Artikel speziell für sie besorgte. Das einzige Problem war, dass die neue Abteilung ihr den bisher uneingeschränkten Blick über die Straße auf Toms Konditorei versperrte, sodass Lacey nicht mehr verträumt zu ihm hinübersehen konnte, wann immer ihr der Sinn danach stand.

      Da Taryn beschäftigt war, nutzte Lacey die Gelegenheit, über die Straße zu blicken.

      In Toms Laden war so viel los wie eh und je. Er war durch die steigende Zahl an Touristen sogar noch belebter als sonst. Lacey konnte seine 1,80 Meter große Gestalt erkennen, die in Höchstgeschwindigkeit daran arbeitete, alle Bestellungen abzuarbeiten. Das einfallende Licht der Juni-Sonne ließ seine Haut noch goldener aussehen.

      In diesem Moment erblickte Lacey Toms neue Assistentin, Lucia. Er hatte die junge Frau erst vor ein paar Wochen eingestellt, damit er mehr freie Zeit mit Lacey verbringen konnte. Aber seit das Mädchen dort zu arbeiten begonnen hatte, war in seiner Konditorei mehr los, als jemals zuvor!

      Lacey beobachtete, wie Lucia und Tom beinahe zusammenstießen, dann machten beide einen Schritt nach rechts, einen weiteren nach links, versuchten, einen Zusammenstoß zu vermeiden, führten aber letztlich nur witzige Synchronbewegungen aus. Diese Slapstick-Nummer endete damit, dass Tom sich theatralisch verbeugte, sodass Lucia links von ihm vorbeigehen konnte. Dabei lächelte er sie breit an.

      Laceys Magen verkrampfte sich beim Anblick der beiden. Sie konnte nicht anders. Eifersucht. Misstrauen. Diese beiden Gefühle waren Lacey völlig neu, sie schien sie sich erst im Zuge ihrer Scheidung angeeignet zu haben, gerade so, als hätte ihr Ex-Mann sie den Scheidungsunterlagen beigelegt, um sicherzustellen, dass ihre zukünftigen Beziehungen so angespannt wie möglich waren. Es waren hässliche Gefühle, aber sie konnte sie nicht kontrollieren. Lucia verbrachte wesentlich mehr Zeit mit Tom als sie selbst. Und in der Zeit, die sie mit ihm verbrachte, lief er zu seiner Höchstform auf, war energiegeladen, kreativ und produktiv, anstatt gemütlich auf einer Couch fernzusehen. Alles fühlte sich unausgeglichen an, als teilten sie sich Tom und als wären die Verhältnisse massiv zu Gunsten der jungen Frau verschoben.

      „Hübsch, nicht wahr?“, tönte Taryns Stimme in Laceys Ohr, wie ein Teufel auf ihrer Schulter.

      Lacey sträubte sich. Taryn streute nur Salz in die Wunde, wie immer.

      „Sehhhhhr hübsch“, fügte Taryn hinzu. „Es muss dich verrückt machen zu wissen, dass Tom den ganzen Tag da drüben mit ihr verbringt.“

      „Sei nicht dumm“, schnappte Lacey.

      Aber Taryns Einschätzung war, um eines von Ginas Lieblingsworten zu verwenden, „exakt“. Das hieß, sie hatte völlig Recht. Und das frustrierte Lacey nur noch mehr.

      Taryn lächelte kaum merklich. Ein bösartiges Funkeln erschien in ihren Augen. „Ich will dich schon länger etwas fragen. Wie geht es deinem Spanier? Xavier, richtig?“

      Lacey sträubte sich noch mehr. „Er ist nicht mein Spanier!“

      Aber noch bevor sie sich mit ihr darüber zanken konnte, bimmelte die Türglocke laut und Chester fing an zu kläffen.

      Gerade noch mal gutgegangen, dachte Lacey und eilte fort von Taryn und ihren schlangenhaften Andeutungen.

      Aber als sie sah, wer auf sie wartete, fragte sie sich, ob sie damit nur vom Regen in die Traufe kam.

      Carol aus dem Bed & Breakfast stand mitten im Geschäft und in ihrem Gesicht spiegelte sich klägliches Entsetzen wider. Sie schien panisch zu sein und keuchte, als ob sie den ganzen Weg hierher gerannt wäre.

      Lacey spürte, wie ihr Magen sich zusammenzog. Ein schreckliches Déjà-vu überkam sie. Etwas war geschehen. Etwas Schlimmes.

      „Carol?“, sagte Gina. „Was ist los, Liebes? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.“

      Carols Unterlippe begann zu zittern. Sie öffnete den Mund, als wollte sie sprechen, schloss ihn dann aber wieder.

      Von hinten hörte Lacey das klackende Geräusch von Taryns Absätzen, die vermutlich herbeieilte, um das bevorstehende Drama aus nächster Nähe mitzuerleben.

      Die Vorahnung machte Lacey verrückt. Sie konnte es nicht ertragen. Furcht schien durch jede Faser ihres Körpers zu strömen.

      „Was ist los, Carol?“, forderte Lacey. „Was ist passiert?“

      Carol schüttelte heftig den Kopf. Sie holte tief Luft. „Ich fürchte, ich habe schreckliche Nachrichten…“

      Lacey rüstete sich.

      KAPITEL ZWEI

      Was konnte geschehen sein?

      Ein Unfall?

      Ein… Mord?

      Gott bewahre, nicht noch einer!

      „Carol?“, fragte Lacey. Sie fühlte sich, als würde sie keine Luft bekommen.

      Der ängstliche Blick in Carols Augen, während sie auf dem Fußboden des Ladens hin und her marschierte, versetzte Lacey fast selbst in Panik. Ihr Magen fing an, Purzelbäume zu schlagen, als hätte sie ihren gebrauchten Volvo über eine Klippe gelenkt und stürzte jetzt auf den Ozean unter sich zu. Sie spürte, wie ihre Hände zu zittern begannen, als eine Abfolge von Erinnerungen ihre Gedanken vereinnahmte: Iris’ Leiche, die auf dem Boden ihres Herrenhauses lag; Bucks mit Sand verschmierter Mund, wie er tot am Strand lag. Dann gesellte sich zu den aufblitzenden Bildern das plötzliche Heulen der Polizeisirenen in ihren Ohren und das schrecklich raschelnde Geräusch der silbernen Decke, die ihr die Sanitäter