Victory Storm

Blutige Verlockung


Скачать книгу

bis Fuß musterte, als wenn er nach einem Zeichen einer möglichen Verschlechterung meines Gesundheitszustandes oder nach etwas anderem suchen würde.

       Bei ihm hatte ich immer Eindruck, als wenn irgendetwas nicht bei mir stimmen würde, auch wenn er versuchte, es vor mir zu verbergen.

       Obwohl wir uns schon so viele Jahre kannten, hatte er mir jedoch noch niemals irgendeine Zuneigung gezeigt, so wie Pater Dominick.

      „ Gut, danke.“

      „ Deine Tante erzählte mir, dass du deine Hämodose immer noch alle drei Wochen nimmst."

      „ Ja, gewiss.“

      „ Das ist gut. Du musst immer tun, was deine Tante dir sagt und wenn es dir nicht gut geht, musst du es sofort dagen.“

      „ Das werde ich.“

      „ Gut. Du nimmst immer noch an den Katechismuskursen von Pater Dominick teil, nicht wahr?"

       Ich seufzte. Das Verhör machte mich langsam ärgerlich.

       Jedes Mal dasselbe.

       Ich hasste es, wenn meine Gesundheit zu einer Staatsaffäre wurde.

      „ Sieh mal, ich mache mir doch nur Sorgen um dich.“

      „ Ja, ich weiß. Aber es geht mir doch gut, deshalb verstehe ich den Grund all dieser Fragen nicht.“ brach es ärgerlich aus mir heraus.

       Der Priester runzelte die Strin.

      „ Viele Leute sorgen sich um dich und unternehmen alles, damit du am Leben bleibst. Viele wichtige Leute kümmern sich um deine Gesundheit, wie die Kardinäle Montagnard und Siringer. Du müsstest ein wenig freundlicher sein und das anerkennen!“ flüsterte er mahnend.

       Montagnard und Siringer? Schon wieder diese Namen.

       So eine Gelegenheit durfte ich mir nicht entgehen lassen.

      „ Bitte entschuldigen Sie. Ich wusste nicht, dass ich die Aufmerksamkeit so wichtiger Leute auf mich gezogen habe aber… wer sind die Kardinäle Montagnard und Siringer?“ versuchte ich, mit unschuldiger Stimme zu fragen.

       Tante Cecilia hatte ein ganz blasses und angespanntes Gesicht, aber schließlich gelang es ihr, mir zu antworten.

      „ Das ist meine Schuld. Sieh mal Vera, in Wirklichkeit habe ich dir eines nie erzählt. Als meine Cousine Annie, also deine Mutter, zu mir kam, war sie schon in den letzten Monaten ihrer Schwangerschaft. Ich war zu der Zeit leider in einem Kloster in Portugal und wusste nichts von ihr. Wir hatten schon viele Jahre nichts mehr voneinander gehört. Es war Kardinal Montagnard, der dann den Kontakt zu uns hergestellt hat, und er war es auch, der sich um dich gekümmert hat, als du geboren wurdest, bevor ich nach Irland zurückkehrte. Leider war deine Mutter bereits begraben worden, als ich in der Klinik ankam, in der ihr ward. Niemand hat jemals den Namen deines Vaters in Erfahrung gebracht, trotz der Nachforschungen von Kardinal Siringer", erklärte Tante Cecilia schwser atmend.

       Ich war bestürzt.

      „ Warum hast du mir das nie gesagt?“, fragte ich flüsternd.

      „ Bitte entschuldige, ich wollte dir nicht noch mehr Schmerz bereiten, Kleines,“ murmelte meine Tante, während ihre Augen sich mit Tränen füllten.

       Ich merkte, dass das Thema sie traurig stimmte.

       Ich umarmte sie fest und lächelte ihr zu.

      „ Mach dir keine Sorgen.“

       Pater August trank in der Zwischenzeit seinen Kaffee aus.

       Er war nervös. Wahrscheinlich hatte er gemerkt, dass er zu viel gesagt hatte und beschloss, zu gehen. Vor allem auch, um weitere Fragen zu vermeiden.

       Ohne noch etwas hinzuzufügen näherte er sich der Tür.

      „ Es ist spät geworden. Ich muss gehen.“ verabschiedete er sich von uns.

       Wir erwiderten seinen Gruß und begannen, das Abendessen vorzubereiten, ohne das Thema meiner Mutter und meiner Geburt noch einmal zu berühren, obgleich meine Tante von ihren Enthüllungen noch immer ziemlich erschüttert schien.

       Eine Woche verging ohne besondere Neuigkeiten.

       Es war ein eisiger Wind aufgekommen und alle blieben lieber zu Hause.

       Auch Patty schien sich beruhigt zu haben.

       Und ich hatte eine weitere gute Note in Biologie bekommen.

       Am Wochenende legte sich der Wind und die herbstliche Sonne kam wieder hervor.

       Ich verbrachte den ganzen Samstag damit, Ahmed bei den übliche Hofarbeiten zu helfen. Ich war eigentlich eher sein Hilfsarbeiter.

       Wir ölten das Tor, reparierten meine Schranktür und beendeten die Reparatur des Zauns.

      „ Kommst du mit, das Hühnerfutter von Kevin zu holen?“ fragte mich Ahmed, der mich ärgern wollte.

       Er wusste, dass ich schrecklich in Kevin Moore verknallt war, den Lehrling, der bei John McKaine's Agricenter arbeitete.

       Blond, blaue Augen, ein strahlendes und intelligentes Lächeln. Er sah einfach umwerfend gut aus.

       Er war sechs Jahre älter als ich und auch verlobt und war seiner schönen Clara Shue treu, Pattys nicht ganz so unausstehlichen Schwester.

       Und das sollte die Gerechtigkeit der Welt sein?

       Aber trotzdem lief ich ihm nach, in der Hoffnung, dass er mich irgendwann bemerken würde.

       Und für ihn wollte ich meinen ersten Kuss aufbewahren. Ich wusste, wie lächerlich das war, aber ich konnte nicht anders.

       Ich war gerade dabei, mit Ahmed ins Auto zu steigen, als Pater Dominick aus dem Bus stieg.

       Er stieg mühsam aus den Fahrzeug und kam schaukelnd auf uns zu.

       Ich musste lächeln. Wenn er ging, sah er aus wie ein Pinguin.

      „ Guten Tag. „Wo wollt ihr denn hin?“ fragte er uns mit funkelnden Augen.

      „ Hühnerfutter kaufen.“ antwortete ich sofort.

      „ Ich kann mir vorstellen, dass dieser Wunsch, zum Agricenter zu fahren, auf der Tatsache beruht, dass du an das Wohlergehen deiner Tiere denkst und nicht an einen gewissen Schönling namens Kevin.“

       Ich wurde rot bis an die Haarwurzeln.

       Weshalb nur hatte ich ihm davon erzählt? Wieso konnte ich vor den anderen keine Geheimnisse haben?

      „ Anstatt dich mit diesen Dingen zu befassen, weshalb gehst du nicht lieber ins Haus und leistest Tante Cecilia Gesellschaft, die Konserven macht, während wir in den Ort fahren? Sag Tante, dass wir gleich wieder da sind, ok?“

      „ Übrigens, wie geht es deiner Tante? Sie klang so merkwürdig am Telefon, als sie mich bat, zu kommen.“

      „ Eben. Sie hat sich noch nicht richtig wieder von dem Gespräch mit Pater August erholt.“

      „ Pater August?“

      „ Ja. Diese ganze Geschichte meiner Geburt und der Kardinäle Siringer und Montagnard“ schnitt ich ab, um so schnell wie möglich loszukommen

       Bei diesen Worten erblasste Pater Dominick zusehends. Ich konnte ihn gar nicht fragen, ob es ihm gut ging, weil er bereits eilig auf das Haus zustrebte.

       Ich wusste nicht, ob ich ihm folgen oder zu Kevin gehen sollte.

       Ich entschied mich für die zweite Möglichkeit und nahm mir vor, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen um zu verstehen, was da vor sich ging.

       Eine Viertelstunde Fahrt und da war er, nur ein paar Schritte von mir entfernt, während er einige Bündel Pressholz in den Lastwagen eines alten Mannes lud.