Friedrich Schiller

Wallensteins Tod


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Ich seh, wie alles kommen wird. Der König

       Von Ungarn wird erscheinen, und es wird sich

       Von selbst verstehen, daß der Herzog geht;

       Nicht der Erklärung wird das erst bedürfen.

       Der König wird die Truppen lassen schwören,

       Und alles wird in seiner Ordnung bleiben.

       An einem Morgen ist der Herzog fort.

       Auf seinen Schlössern wird es nun lebendig,

       Dort wird er jagen, baun, Gestüte halten,

       Sich eine Hofstatt gründen, goldne Schlüssel

       Austeilen, gastfrei große Tafel geben,

       Und kurz ein großer König sein—im Kleinen!

       Und weil er klug sich zu bescheiden weiß,

       Nichts wirklich mehr zu gelten, zu bedeuten,

       Läßt man ihn scheinen, was er mag; er wird

       Ein großer Prinz bis an sein Ende scheinen.

       Ei nun! der Herzog ist dann eben auch

       Der neuen Menschen einer, die der Krieg

       Emporgebracht; ein übernächtiges

       Geschöpf der Hofgunst, die mit gleichem Aufwand

       Freiherrn und Fürsten macht.

      Wallenstein. (steht auf, heftig bewegt)

       Zeigt einen Weg mir an aus diesem Drang,

       Hilfreiche Mächte! einen solchen zeigt mir,

       Den ich vermag zu gehn—Ich kann mich nicht,

       Wie so ein Wortheld, so ein Tugendschwätzer,

       An meinem Willen wärmen und Gedanken—

       Nicht zu dem Glück, das mir den Rücken kehrt,

       Großtuend sagen: Geh! Ich brauch dich nicht!

       Wenn ich nicht wirke mehr, bin ich vernichtet;

       Nicht Opfer, nicht Gefahren will ich scheun,

       Den letzten Schritt, den äußersten, zu meiden;

       Doch eh' ich sinke in die Nichtigkeit,

       So klein aufhöre, der so groß begonnen,

       Eh' mich die Welt mit jenen Elenden

       Verwechselt, die der Tag erschafft und stürzt,

       Eh' spreche Welt und Nachwelt meinen Namen

       Mit Abscheu aus, und Friedland sei die Losung

       Für jede fluchenswerte Tat.

      Gräfin.

       Was ist denn hier so wider die Natur?

       Ich kann's nicht finden, sage mir's—oh! laß

       Des Aberglaubens nächtliche Gespenster

       Nicht deines hellen Geistes Meister werden!

       Du bist des Hochverrats verklagt; ob mit

       —Ob ohne Recht, ist jetzo nicht die Frage—

       Du bist verloren, wenn du dich nicht schnell der Macht

       Bedienst, die du besitzest—Ei! wo lebt denn

       Das friedsame Geschöpf, das seines Lebens

       Sich nicht mit allen Lebenskräften wehrt?

       Was ist so kühn, das Notwehr nicht entschuldigt?

      Wallenstein.

       Einst war mir dieser Ferdinand so huldreich;

       Er liebte mich, er hielt mich wert, ich stand

       Der Nächste seinem Herzen. Welchen Fürsten

       Hat er geehrt wie mich?—Und so zu enden!

      Gräfin.

       So treu bewahrst du jede kleine Gunst,

       Und für die Kränkung hast du kein Gedächtnis?

       Muß ich dich dran erinnern, wie man dir

       Zu Regenspurg die treuen Dienste lohnte?

       Du hattest jeden Stand im Reich beleidigt;

       Ihn groß zu machen, hattest du den Haß,

       Den Fluch der ganzen Welt auf dich geladen,

       Im ganzen Deutschland lebte dir kein Freund,

       Wei du allein gelebt für deinen Kaiser.

       An ihn bloß hieltest du bei jenem Sturme

       Dich fest, der auf dem Rgenspurger Tag

       Sich gegen dich zusammenzog—da ließ er

       Dich fallen! Ließ dich fallen! Dich dem Bayern,

       Dem Übermütigen, zum Opfer fallen!

       Sag nicht, daß die zurückgegebne Würde

       Das erste, schwere Unrecht ausgesöhnt.

       Nicht wahrlich guter Wille stellte dich,

       Dich stellte das Gesetz der herben Not

       An diesen Platz, den man dir gern verweigert.

      Wallenstein.

       Nicht ihrem guten Willen, das ist wahr!

       Noch seiner Neigung dank ich dieses Amt.

       Mißbrauch ich's, so mißbrauch ich kein Vertrauen.

      Gräfin.

       Vertrauen? Neigung?—Man bedurfte deiner!

       Die ungestüme Presserin, die Not,

       Der nicht mit hohlen Namen, Figuranten

       Gedient ist, die die Tat will, nicht das Zeichen,

       Den Größten immer aufsucht und den Besten,

       Ihn an das Ruder stellt, und müßt sie ihn

       Aufgreifen aus dem Pöbel selbst—die setzte dich

       In dieses Amt und schrieb dir die Bestallung.

       Denn lange, bis es nicht mehr kann, behilft

       Sich dies Geschlecht mit feilen Sklavenseelen

       Und mit den Drahtmaschinen seiner Kunst—

       Doch wenn das Äußerste ihm nahe tritt,

       Der hohle Schein es nicht mehr tut, da fällt

       Es in die starken Hände der Natur,

       Des Riesengeistes, der nur sich gehorcht,

       Nichts von Verträgen weiß und nur auf ihre

       Bedingung, nicht auf seine, mit ihm handelt.

      Wallenstein.

       Wahr ist's! Sie sahn mich immer, wie ich bin,

       Ich hab sie in dem Kaufe nicht betrogen,

       Denn nie hielt ich's der Mühe wert, die kühn

       Umgreifende Gemütsart zu verbergen.

      Gräfin.

       Vielmehr—du hast dich furchtbar stets gezeigt.

       Nicht du, der stets sich selber treu geblieben,

       Die haben Unrecht, die dich fürchteten

       Und doch die Macht dir in die Hände gaben.

       Denn Recht hat jeder eigene Charakter,

       Der übereinstimmt mit sich selber, es gibt

       Kein andres Unrecht als den Widerspruch.

       Warst du ein andrer, als du vor acht Jahren

       Mit Feuer und Schwert durch Deutschlands Kreise zogst,

       Die Geißel schwangest über alle Länder,

       Hohn sprachest allen Ordnungen des Reichs,

       Der Stärke fürchterliches Recht nur übtest

       Und