passiert in der Regel unmittelbar nach oder kurz vor dem Penetrieren, allerhöchstens ein paar armselige Minuten später. Diese kurze Zeitspanne zwischen Penetration und Ejakulation reicht aber bei weitem nicht aus, um die sexuelle Temperatur der Frau ausreichend anzuheizen, sodass sie zum Orgasmus kommen kann.
Wenn die Frau lernt, beim Sex ihrer weiblichen Seite mehr Raum und Ausdruck zu geben und mit mehr Gelassenheit und Rezeptivität präsent zu sein, so wird sie zu ihrer eigenen Überraschung feststellen, dass dadurch die Wahrscheinlichkeit einer vorzeitigen Ejakulation des Mannes abnimmt. Sie vermag auf diese Weise erheblichen Einfluss zu nehmen und das Liebesspiel von Minuten auf Stunden auszudehnen. Sie kann ganz bewusst eine empfindsame, aufmerksame innere Atmosphäre kreieren: Dadurch hat sie es in der Hand, die gesamte Qualität der sexuellen Vereinigung zu verändern – und sie stärkt damit die eigentliche männliche Stärke. Die durch Stress entstehenden männlichen Sexualprobleme – wie Impotenz und vorzeitiges Ejakulieren – sind Symptome der herrschenden sexuellen Verwirrung und des sexuellen Informationsnotstandes, speziell was den weiblichen Körper angeht.
Wenn die Frau die Fähigkeit entwickelt, zu ihrem inneren weiblichen Pol umzuschalten und ihre rezeptiven Kräfte einzusetzen, können viele dieser sexuellen Störungen und Ursachen für Unbefriedigtsein geheilt werden. Zunächst werden die meisten Frauen das Gefühl haben, dass sie wenig Ahnung haben, wie sie zu ihrem weiblichen Pol umschalten können bzw. was das eigentlich bedeutet. In Wahrheit ist es ganz einfach, wenn man erst einmal den Dreh heraus hat, und es ist etwas absolut Natürliches. Wenn wir uns mit unseren ureigensten weiblichen Qualitäten verbinden, können wir so sein, wie wir wirklich sind, ohne etwas erzwingen oder vortäuschen zu müssen. Wir sind einfach bereit, Liebe zu empfangen.
Entspanntheit, Offenheit, Anmut und liebevolle Spontaneität sind wesentliche Qualitäten der weiblichen Energie. Die Frauen in meinen Seminaren beschreiben dieses Umschalten zu sich selbst oft als ein „Nach-Hause-kommen“ zu etwas, das sie schon immer intuitiv wussten. Einige Frauen zeigten mir ihre Trauer darüber, dass sie erst jetzt, oft viele Jahre nach einem ersten Aufblitzen der Wahrheit, erkannt haben, wie wenig Vertrauen sie in sich selbst hatten, um ihrem intuitiven Wissen zu folgen und es in Erfahrung umzusetzen.
Die intuitive Weisheit der Frau ist wie ein Diamant, den die Natur tief in ihrem Inneren verborgen hat. Die kommenden Seiten dieses Buches sind der Versuch, den Frauen zu helfen, etwas wiederzuentdecken, was sie schon immer in sich trugen – einen Kristall, der darauf wartet, das Licht der inneren Intelligenz widerzuspiegeln.
TANTRISCHE INSPIRATION
Energie kann zwei Dimensionen haben: Die eine hat eine Absicht, eine Richtung, ein Ziel. Dieser Augenblick ist nur Mittel zum Zweck, um das Ziel zu erreichen, das irgendwo anders liegt. Dies ist die eine Dimension der Energie, zielorientiert, die Dimension der Aktivität. Alles ist nur Mittel zum Zweck und muss irgendwie getan werden, damit das Ziel erreicht wird – erst dann kann man sich entspannen. Aber mit dieser Art von Energie wird das Ziel nie erreicht, denn eine solche Energie macht aus jedem gegenwärtigen Augenblick ein Mittel zu einem Zweck, der in der Zukunft liegt. Das Ziel bleibt immer am Horizont. Man läuft ihm ständig hinterher, aber die Distanz bleibt immer gleich.
Dann gibt es noch die andere Energiedimension: das unmotivierte Feiern. Hier und jetzt ist das Ziel, nicht irgendwo anders. Tatsächlich bist du das Ziel. Tatsächlich gibt es keine andere Erfüllung als diesen Augenblick – sieh die Lilien! Wenn du das Ziel bist und es kein Ziel in der Zukunft gibt, wenn es nichts zu erreichen gibt und du einfach alles feierst, dann bist du schon am Ziel, bist du bereits angekommen. Das bedeutet Entspannung – Energie ohne Absicht.
Osho, Tantra – Die höchste Einsicht
TRAINING FÜR BEWUSSTHEIT UND SENSIBILITÄT
Ruhe- und Entspannungsposition
Die ideale horizontale Position zum Entspannen geht so: Kopf, Hals und Wirbelsäule bilden eine gerade Linie, die nicht einmal ein paar Millimeter von der Achse abweichen sollte; der Kopf sollte keinesfalls zur Seite gedreht werden. Die Beine sind ausgestreckt und leicht geöffnet, die Fußknöchel nicht gekreuzt. Am besten legst du dir ein etwa 40 mal 80 Zentimeter großes, weiches Kissen oder eine eingerollte Decke unter beide Kniekehlen, damit die Knie leicht gebeugt und ganz entspannt daliegen können. Platziere ein kleines, flaches, festes Kissen oder ein gefaltetes Handtuch unter deinem Kopf. Ziehe das Kinn ein wenig in Richtung Brust, um den Nacken lang zu machen, ehe du das Kissen in Position bringst.
Es sollte dazu dienen, dass die Wirbelsäule möglichst lang gedehnt wird und der Hals nicht zu stark gekrümmt ist. Falls das Kinn zu sehr nach oben zeigt und nicht zur Brust hin geneigt ist, kannst du ein etwas dickeres Kissen nehmen oder das Handtuch stärker falten, um den Hinterkopf noch ein wenig höher zu legen. Das verlängert den Nacken und reduziert die Krümmung des Halses. Lege deine offenen Hände mit den Handflächen nach unten auf die Leistengegend, zu beiden Seiten des Schambeins. Ruhe still mit geschlossenen Augen etwa zwanzig Minuten oder länger und spüre deinen Körper von innen.
TANTRISCHE MEDITATION
Erweiterung des Bewusstseins
Während du in der oben beschriebenen Position daliegst, kannst du deine Erfahrung noch vertiefen, indem du die Augen schließt und dir vorstellst, in deinen Körper hineinzuschauen. Stelle dir vor, du würdest den Blick umkehren und mit den Augen nach innen in den Körper hinunterschauen, bis zu den Genitalien. Atme tief und langsam in den Bauch, sodass der Atem dein Inneres massiert und bis zu den Genitalien geht.
Bringe die Aufmerksamkeit immer wieder in den Körper und seine Empfindungen zurück. Wenn ablenkende Gedanken auftauchen, schiebe sie bewusst beiseite. Lass sie einfach davonschweben und kehre wieder zum Körper zurück. Tauche ein in deinen Körper, sodass sich das Gefühl einstellt, dass du tief im Körper ruhst, in deinem Selbst badest. Lass deine Aufmerksamkeit innerlich zu jenen Stellen wandern, wo du warme, prickelnde Empfindungen und feine Vibrationen spürst, und verschmelze damit.
Wenn sich dieses Eintauchen in die Sinne in dir verankert, wirst du an einem bestimmten Punkt das Gefühl für deine körperlichen Grenzen verlieren. Vielleicht erlebst du dich leicht wie eine Feder, in goldenes Licht getaucht, dahinschwebend im Meer des Bewusstseins. Du bist, und gleichzeitig bist du nicht. Auf diese Weise kannst du dein Bewusstsein immer weiter ausdehnen, bis es alle deine Zellen durchdringt. Wenn die Zellen vom Bewusstsein berührt werden, verändern sie sich; ihre Beschaffenheit verändert sich.
Du kannst dir den Wecker stellen, um die Zeit festzulegen, die du dieser Erfahrung widmen willst, kannst es aber auch deiner inneren Uhr überlassen, die dich nach einer gewissen Zeit zum normalen Bewusstsein zurückholen wird. Du wirst sehen, dass du jedes Gefühl für die Zeit verlierst. Nach dieser Erfahrung wirst du dich erfrischt und verjüngt fühlen, als hättest du direkt von der Quelle des Lebens getrunken. Diese Meditation ist vor allem abends vor dem Einschlafen sehr heilsam, aber auch jederzeit während des Tages, wenn du Energie auftanken möchtest.
2. Kapitel
Orgasmus als spirituelle Erfahrung
WAHRSCHEINLICH HABEN SICH DIE MEISTEN von uns noch keine allzu großen Gedanken gemacht, woher das Wort „Orgasmus“ kommt und was es eigentlich bedeutet. Das Wort stammt vom lateinischen Wort orgia, mit dem eine heidnische religiöse Zeremonie bezeichnet wurde, bei der die Menschen in einen ekstatischen Zustand gelangten. Sie wurden dabei so ekstatisch, dass ihre Körper von überströmender göttlicher Energie erfüllt waren und sie in zeitloser Glückseligkeit aufgingen.
Das Wort „Orgasmus“ erinnert uns also auf der sprachlichen Ebene an unsere eigenen, bis in die Frühzeit zurückreichenden Wurzeln, als die Menschen in großen Gruppen zusammenkamen, um in gemeinsamen Ritualen einen Zustand der Ekstase herbeizuführen. Das Zelebrieren von orgia war ein Weg, um Mutter Erde zu huldigen, ihr die Dankbarkeit zu erweisen und das Wunder ihrer Schöpfung zu feiern. Mit einfachen Tanzschritten und Gesängen zum rhythmischen Schlagen der Trommel wurde tagelang ohne Unterbrechung gefeiert, bis alle trunken waren von