Gericht über sie ist tödlich und passend: „Mit den Spöttern treibt er Spott“ (3,34). „Den Hochmütigen stellt sich Gott entgegen, aber wer gering von sich denkt, den lässt er seine Gnade erfahren“ (1. Petrus 5,5). Das größte Vorbild ist hier Gott selber, der nicht als stolzer Spötter in die Welt kam, sondern als jemand, der „gütig und von Herzen demütig“ war (Matthäus 11,29).
Haben Sie Freunde oder Bekannte, für die Sie Bewunderung empfinden, weil sie Zyniker sind? Ist es dieser Zynismus, der sie Ihnen attraktiv macht?
Gebet: Herr, die Welt sagt uns, dass die Selbstsicheren und die, die sich vordrängen, die sind, die von allen geachtet werden, aber das ist nur vorübergehend. Tatsache ist, dass wir das ernten, was wir säen: Der Liebende wird geliebt, der Spötter verspottet. Hilf mir, das heute nicht zu vergessen; ich brauche es! Amen.
Wie wird man weise?
17. Januar
Verlange nach Einsicht und bitte um Verstand, suche nach ihnen wie nach Silber, forsche nach ihnen wie nach verborgenen Schätzen. Wenn du auf mich hörst, dann wirst du verstehen, was Ehrfurcht vor dem HERRN ist, und du wirst Gott erkennen. Denn der HERR schenkt Weisheit, von ihm kommen Erkenntnis und Urteilsvermögen. (2,3-6)
Lohn oder Geschenk? In Kapitel 2 bis 4 der Sprüche erfahren wir viel darüber, wie die Weisheit in uns wächst. Am Anfang werden wir mit einem Paradox konfrontiert. Die Weisheit ist etwas, was man suchen muss. So wie die Weisheit uns laut zuruft (1,20-21), sollen wir nach ihr rufen (2,3 wörtlich: „Erhebe nach Verstand deine Stimme“). Aber nach der Aufforderung, die Weisheit mit aller Kraft zu suchen (2,3-4), informiert uns 2,6, dass Weisheit letztlich ein Geschenk Gottes ist. Dies ist einer der roten Fäden der Bibel; Philipper 2,12-13 ruft uns auf, „alles daranzusetzen, dass eure Rettung sich in eurem Leben voll und ganz auswirkt“, nur um fortzufahren: „Gott selbst ist ja in euch am Werk und macht euch nicht nur bereit, sondern auch fähig, das zu tun, was ihm gefällt.“
Dieses Paradox ist selber ein Stück Weisheit. Wenn wir alles selber schaffen müssten, würden wir unter dem Stress zerbrechen, und wenn es alles nur an Gott läge, würden wir uns zur Ruhe setzen. Das Paradox gibt uns den nötigen Anreiz und die nötige Gelassenheit, um das ganze Leben lang Gott zu suchen.
Suchen Sie die Weisheit? Und wenn ja, haben Sie genügend Geduld mit Gott? Er gibt sie uns zur rechten Zeit.
Gebet: Herr, du gibst uns die Gelegenheit und den Wunsch, selber etwas zu tun – damit wir anschließend zugeben müssen, dass es alles von dir kommt. Aber du rufst uns auch auf, alle unsere Kräfte zu mobilisieren, und indem wir dies tun, werden wir deinem Sohn, Jesus, ähnlicher. Gott, du bist wirklich genial! Amen.
18. Januar
Darum geh zusammen mit den guten Menschen deinen Weg und lebe wie die Rechtschaffenen. Denn die Aufrichtigen werden das Land bewohnen, und die Unbescholtenen werden darin bleiben. Doch die Gott verachten, werden aus dem Land geschafft, und die treulosen Menschen werden aus ihm herausgerissen. (2,20-22)
Sei rechtschaffen. Wenn die Sprüche von den Rechtschaffenen und den Gottlosen sprechen, denken wir an Menschen, die moralisch gut bzw. böse sind. Das stimmt nur teilweise. Die hebräischen Wörter für „rechtschaffen“ – tzedeq und mishpat – haben einen starken sozialen Aspekt. Bruce Waltke schreibt: „Die Rechtschaffenen sind bereit, Nachteile auf sich zu nehmen, um der Gemeinschaft zu dienen; die Gottlosen belasten die Gemeinschaft, um sich selber zu dienen.“27
Der Rechtschaffene sagt: „Ein Gutteil meines Eigentums gehört eigentlich den Menschen um mich herum, denn es kommt ja alles von Gott, und der will, dass ich meinen Nächsten liebe.“ Der Gottlose sagt: „Mit dem, was mir gehört, kann ich machen, was ich will.“ Gehen Sie, mit dieser Definition im Hinterkopf, einmal das Buch der Sprüche durch, und Sie werden es mit neuen Augen lesen. Es wird Sie motivieren, ein echt rechtschaffenes Leben zu führen – ein Leben, das nicht nur persönlich „anständig“, sondern auch der sozialen Gerechtigkeit verpflichtet ist. Und es wird Ihnen den zeigen, der nicht kam, „um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele hinzugeben“ (Markus 10,45).
Was setzen Sie an Zeit und Geld für das Wohl der Gesellschaft ein, in der Sie leben?
Gebet: Herr, ich habe mir mein Geld mit den Talenten und Gelegenheiten verdient, die du mir gegeben hast. Hilf mir, meine Zeit, Geld und Beziehungen als Geschenke zu sehen, die du mir zum Besten der Menschen um mich herum anvertraut hast. Das wird nicht einfach sein, denn meine Kultur möchte mir einreden, dass ich doch nichts habe und niemand etwas schuldig bin. Lass mich das nicht glauben. Amen.
19. Januar
Mein Sohn, wenn Verbrecher dich verführen wollen, dann lass dich nicht darauf ein! Sie könnten zu dir sagen: „Komm mit uns! Wir verstecken uns und lauern darauf, dass wir Blut vergießen können. Lasst uns Jagd auf Unschuldige machen! …“ Mein Sohn, lass dich nicht darauf ein und tu nicht dasselbe wie sie! (1,10-11.15)
Es kommt in den besten Familien vor. Hier warnen Eltern ihren Sohn vor einem Leben der Gewalt (1,8-19). Wer zur gutbürgerlichen Mittelschicht gehört, findet vielleicht, dass seine Kinder hier nicht gemeint sein können. „Kann sein, dass eine Mutter in dem Problemviertel XY so etwas sagen muss, aber doch nicht ich …“ Das Buch der Sprüche weiß es besser: Jeder kann auf die schiefe Bahn geraten. Über so manchen Amokläufer oder Terroristen sagen die Nachbarn hinterher im Fernsehen: „Aber er kam aus einer so guten Familie!“
Für die Bibel ist die Herkunft keine Versicherung gegen das Böse. Sie lehrt auch nicht, dass die Bösen meistens aus den armen Schichten kommen. Gerade die Wohlhabenden treten (oft ganz legal) „den Kopf der Armen in den Staub“ (Amos 2,6-7). Auch Kinder aus bester Familie können versucht sein, bei einem Unternehmen zu arbeiten, „das seine Profite mit der Ausbeutung ihrer Arbeiter, der Zerstörung der Umwelt oder auf Kosten von Gerechtigkeit und Wahrheit macht.“28 Gehen Sie besser nicht davon aus, dass eine gute Herkunft ein anständiges Leben garantiert.
Könnte es sein, dass Sie gerade bei einer Sache mitmachen, von der Sie profitieren, aber die einem anderen Menschen Schaden zufügt?
Gebet: Herr, wie gerne bilden wir uns ein, dass unsere Freunde oder Verwandten so etwas niemals machen könnten. Sie können das sehr wohl – und ich auch. Hilf mir, mitzuarbeiten an einer Gemeinschaft von Menschen, die „einander täglich ermahnen“, damit wir „nicht verhärtet werden durch das betrügerische Wesen unserer eigenen Sünde“ (Hebräer 3,13).29 Amen.
20. Januar
Die Weisheit ruft laut auf der Straße, auf den Plätzen lässt sie ihre Stimme erschallen. Sie übertönt den Lärm und hält an den Stadttoren ihre Reden. (1,20-21)
Probier es aus. Hier lädt die Weisheit die Menschen ein, von ihr zu lernen, doch sie tut dies nicht im Elfenbeinturm, sondern draußen, auf der Straße und den Plätzen. Weisheit lernt man nur in der Praxis: Egal, wie viel Theorie sie gelernt haben – Mediziner, Juristen und Wirtschaftswissenschaftler werden erst „draußen“, im realen Leben, wirkliche Experten werden.
Die Sprüche sind kein „Ratgeber“ mit schnellen, einfachen Lösungen, die einem sofort in die Augen springen. Weisheit lässt sich nicht auf einem Wochenendseminar lernen. Wer zu beschäftigt für ihre Methode ist, findet keinen Zugang zu ihr. Man bekommt sie nur durch Erfahrung und das gründliche, ehrliche Nachdenken über diese Erfahrung. Sie wächst durch Fragen: Wo habe ich dies das letzte Mal in meinem Leben (oder im Leben eines anderen) beobachtet? Wo muss ich das in die Tat umsetzen? Was würde dadurch in meinem Leben anders? Was wird in meinem