image in epub file]
Julian, 10
Ist Gott ein Mädchen oder ein Junge?
Lieber Julian,
Gott ist kein Mensch, deshalb ist er weder Junge noch Mädchen. Er hat den Menschen als sein Abbild geschaffen. Also beide, der Mann und die Frau, sind Gott ähnlich. Von Anfang an wird über Gott aber immer in der männlichen Form gesprochen. Von Gott heißt es in der Bibel immer: „Er sprach“, und niemals: „Sie sprach.“ Als Jesus, der Sohn von Gott, auf der Erde war, hat er Gott immer wieder als „Vater“ bezeichnet. Deshalb wird Gott traditionell eher als männlich eingestuft, obwohl Gott, wie gesagt, kein Mensch ist und darum weder Mann noch Frau. In der Bibel werden Gott übrigens nicht nur väterliche Eigenschaften zugeschrieben, sondern auch mütterliche. In Psalm 103,13 steht: „Wie ein Vater mit seinen Kindern Erbarmen hat, so hat der HERR Erbarmen mit denen, die ihn ehren.“ Und in Jesaja 66,13 steht: „Ich werde euch trösten, wie eine Mutter tröstet.“ Beides steckt also in Gott.
Viele Grüße
[no image in epub file]
Charlotte, 10
Hat Gott auch böse Leute lieb?
Liebe Charlotte,
in der Bibel finde ich folgende Antworten auf deine Frage: „Gott hat der Welt seine Liebe dadurch gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat und nicht verloren geht“ (Johannes 3,16). „Das Einzigartige an dieser Liebe ist: Nicht wir haben Gott geliebt, sondern er hat uns geliebt“ (1. Johannes 4,10). „Wir lieben, weil Gott uns zuerst geliebt hat“ (1. Johannes 4,19).
An diesen (und anderen) Stellen sehe ich: Gott liebt alle Menschen. Er hat ja jeden Menschen gemacht, weil er ihn liebt. Gott hat jeden von uns zuerst geliebt. Nicht weil wir so toll sind, sondern weil Gott voller Liebe steckt. Wenn ein Mensch böse Dinge tut, findet Gott das Böse noch lange nicht gut. Aber den Menschen, der dahinter steht, liebt er trotzdem. Es ist wie in einer Familie: Normalerweise lieben Eltern ihre Kinder über alles. Auch wenn sie manchmal schimpfen. Wenn Kinder etwas Verbotenes tun, bestrafen die Eltern die Kinder oder weisen sie zurecht. Die Eltern finden schlechtes Verhalten nicht gut. Trotzdem würden sie nie aufhören, die Kinder zu lieben.
Und so ist es mit Gott. Er liebt alle Menschen. Auch die, die Böses tun. Das heißt allerdings nicht, dass jeder machen kann, was er will, und mit dem, was er tut, einfach so davonkommt. Gott hat ja selbst angekündigt, Unrecht zu bestrafen. Darum müssen auch die Menschen, die in dieser Welt Gemeines tun, damit rechnen, dass Gott ihnen für das, was sie getan haben, eine gerechte Strafe gibt. Auch wenn er sie liebt. Wie in der Familie eben. Auch das steht in der Bibel (in 2. Korinther 5,10): „Jeder muss vor Jesus stehen, wenn er Gericht hält. Dann wird jeder Mensch bekommen, was er verdient. Je nachdem, ob er Gutes oder Böses getan hat.“
[no image in epub file]
[no image in epub file]
Lilli, 11
Unsere Religionslehrerin hat uns als Hausaufgabe aufgegeben, dass wir ein Bild von Gott malen sollen, so wie wir ihn uns vorstellen. Aber es gibt doch ein Gebot: ,,Du sollst dir kein Bild von Gott machen.“ Verstoße ich dann nicht dagegen?
Liebe Lilli,
das Gebot, kein Bild von Gott machen zu dürfen, gibt es tatsächlich. Es ist eins der Zehn Gebote und steht in 2. Mose 20,4.
Für das Volk Israel, an das diese Gebote ja als Erstes gerichtet waren, war dies ganz klar die Anweisung, sich keine Götzenfigur zu bauen und anzubeten. Gott ist ganz anders als die Götter, die die Nachbarvölker der Israeliten verehrten. Die nämlich beteten lauter Figuren – Stiere, Männer, Frauen usw. – als Götter an. So etwas hat Gott den Israeliten verboten. Gott hat seinem Volk deutlich gemacht: Er ist ein Gott, den man nicht sehen kann. Ihn kann man nicht in eine Form pressen. Von ihm kann man auch nicht sagen: „So und nicht anders ist Gott.“
„Ich bin, der ich bin – das ist mein Name.“ So hat Gott sich vorgestellt (zum Beispiel in 2. Mose 3,14). Aber er ist nicht einfach so mit einem Bild, einer Figur oder einem Tier auszudrücken.
Heute gibt es unterschiedliche Meinungen. Michelangelo zum Beispiel hat vor etwa 500 Jahren in einer berühmten Kapelle in Rom ein beeindruckendes Bild von der Schöpfung gemalt: Gott liegt im Himmel, streckt seinen Finger aus und will damit gerade Adam anrühren. Michelangelo hat an Gott geglaubt und hat seinem Glauben an Gott dadurch ein Bild gegeben. Hat er also gegen Gottes Gebot verstoßen?
Andere wagen es noch nicht mal, ein Bild von Jesus zu malen. In manchen Kinderbibeln ist Jesus nur von hinten zu sehen, weil die Künstler sagen: „Ich darf kein Bild von Gott machen, und Jesus ist Gott. Also zeichne ich auch kein Bild von Jesus.“
Ich persönlich hätte kein Problem damit, eine Zeichnung von Gott anzufertigen, wenn ich dazu aufgefordert würde. Aber ich würde mich gleichzeitig dabei fragen: Was soll das? Warum soll ich ein Bild von Gott malen? Das würde ich auch gerne deine Religionslehrerin fragen: Was soll dabei rauskommen? Wenn die Hälfte der Klasse einen glatzköpfigen alten Mann auf einer Wolke malt, der ein weißes Nachthemd trägt, und das aber nicht weiter besprochen wird, dann setzt sich in den Köpfen der Schüler dieses Bild von dem schrulligen alten Gott nur noch mehr fest. Und das fände ich schade.
Dir würde ich sagen: Wenn du ein komisches Gefühl dabei hast, eine Zeichnung von Gott anzufertigen, dann hör auf deine innere Stimme. Du siehst ja, dass es da unterschiedliche Meinungen gibt. Und keiner sollte über den anderen sagen: „Ich hab recht und du nicht.“ Vielleicht kannst du das deiner Lehrerin so oder ähnlich erklären, damit sie versteht, warum es dir schwerfällt. Wenn deine Lehrerin fair ist, müsste sie das eigentlich akzeptieren.
[no image in epub file]
Luisa, 12
Wie ist es möglich, dass Gott alles plant und weiß, aber es trotzdem Geschichten in der Bibel gibt, in denen Menschen Gott umstimmen konnten? Und wie kann es sein, dass wir trotzdem selbst Entscheidungen treffen können?
Liebe Luisa!
Über deine Frage grübeln und streiten die Gelehrten schon, seit es die Bibel gibt. Ich würde es so erklären: Ja, Gott weiß alles. Er weiß schon, was du morgen zu Mittag isst, er weiß auch schon, ob du Kinder bekommen wirst, und er wusste auch schon vor tausend Jahren, was du jetzt denkst, während du diese Antwort liest (in Psalm 139,1-4 kannst du das sehr deutlich nachlesen). Das heißt aber nicht, dass er deshalb jede Entscheidung von dir vorherbestimmt hat. Wenn du dich heute dafür entscheidest, etwas Gutes zu tun oder etwas Böses, dann ist das deine ganz persönliche Entscheidung. Gott hat das zwar schon gewusst, aber er hat dich nicht dazu gezwungen, das eine oder das andere zu tun. Andererseits: Weil Gott alles schon im Voraus weiß, kann er hin und wieder – wenn er es will – tatsächlich beeinflussen, was wir tun.
Beispiel: Deine Mitschülerin hat Probleme mit ihren Geschwistern und weiß keinen Rat. Weil Gott ihr helfen möchte, kann er dafür sorgen, dass du gerade am selben Morgen in einer Zeitschrift oder in der Bibel etwas darüber liest, wie sich Geschwister besser verstehen können. Wenn dich dann die Mitschülerin in der Schule auf ihr Problem anspricht, hat Gott schon vorher dafür gesorgt, dass du auf dieses Gespräch vorbereitet bist. So kann er sein Wissen gut einsetzen. Aber wie gesagt: Das tut er nicht immer und wir können auch nicht erwarten, dass Gott für jedes Problem eine schnelle Lösung vorbereitet hat.
Ich