in meine Haut. Nicht stark, aber genug, dass ich es bemerken muss. Mich überkommt ein Schauer. Ich nehme erneut die Vibrationen im Zuginnern wahr. Den Kies. Die kleinen, flachen Steine, auf denen die Schienen liegen, über die wir nun fahren, zittern mit mir. Ich spüre die Steine, den Berg, seine gesamte Existenz, durch den dunklen, schmutzigen Stahl. Er erreicht meine Haut durch die Dunkelheit, wie ihre Hand mich durch den Stoff meiner Hose erreicht.
Das Licht erhellt den Waggon, dass es fast wehtut. Einige Sekunden bin ich geblendet und denke an alles, was ich über das Licht am Ende des Tunnels gehört habe. Einige Passagiere richten sich auf, genau wie ich von dem schnellen Stimmungswechsel gestört. Wir sind ein Stück weiter den Berg hochgekommen, aber bevor wir den Abstieg auf der anderen Seite angehen können, müssen wir noch ein Stück fahren. Von meinem Platz aus sehe ich über einen See, der so glatt und unberührt aussieht, als wäre ein Stück Himmel auf die Erde gefallen. Die weitere Steigung bedeutet, dass wir in die Regenwolke fahren müssen und ein Teil der Nässe und Dunkelheit werden. Ich frage mich, wie viele Schafe dort unterwegs sind, ob es regnet und wie schwer in dem Fall ihre Wolle wird. Ich würde gern einmal auf einem Bauernhof arbeiten, und wenn es nur dafür ist, das Regenwasser aus der öligen Schafswolle zu wringen und den Geruch zusammen mit dem Duft der Natur nach dem Regen zu riechen. Der Duft der Wetterniederkunft, von Äckern und Erde, die erwachen. Aber bisher scheint kein richtiger Regen über dem Tal zu fallen. Das Licht verschwindet wieder, und schon sehe ich das Tal nicht mehr. Die zweite Dunkelheit kommt mit einer deutlicheren Vorwarnung über uns. Ein paar Hundert Meter im Tunnel ist das Gleis von Lampen erhellt, wahrscheinlich wegen Bauarbeiten. Im Halbdunkel wage ich wieder, einen Blick auf die Frau zu werfen. Sie könnte noch lesen, das tut sie aber nicht. Sie lächelt über etwas, woran ich nicht teilhabe. Ich suche in ihrem Gesicht nach einem Zeichen, woran sie denkt. Sieht sie mich? Sieht sie auch sich selbst, ohne Kleidung in meinen Gedanken?
Ich habe mittlerweile angefangen, ihr Lächeln zu jagen, und es gibt mir immer einen kleinen Kick, wenn ich es hervorrufen kann. Sie hat einen kleinen Haken an mir befestigt und zieht ihn näher zu sich, und ich frage mich, ob nur ich das merke, oder ob sie es mit Absicht tut. Als die Lichter im Tunnel verschwinden, kann ich ihr Lächeln nicht mehr sehen, aber ich spüre es an meiner Wange. Ihr warmer Atem sucht sich seinen Weg durch die kühle Luft und legt sich wie eine Bestätigung über mein Gesicht, breitet sich wie ein Stromfeld aus. Sie beugt sich vor, ich spüre sie durch die Dunkelheit auf mich zukommen. Sie legt ihre Lippen am meinen Kiefer und macht einen kleinen Abdruck. Ich sitze ganz still, während ihre Lippen einen schmalen Weg aus kleinen, leichten Küssen zu meinem Ohr bauen. Die unglaubliche Sanftheit und die Langsamkeit ihrer Bewegungen hypnotisieren mich. Sie bewegt sich kontrolliert und durchdacht in der Dunkelheit und ich kann nur still dasitzen und warten. Sie saugt an meinem Ohrläppchen, lässt ihre Zunge darüber wandern, flüstert etwas, das ich nicht verstehe. Draußen surrt es im Tunnel, oder befindet sich der Tunnel vielleicht in mir drin? Ein kleiner Biss ins Ohrläppchen und etwas in mir wird gespannt und entspannt sich; ein Punkt tief in meiner Brust, der nach mehr verlangt. Sie lehnt sich von mir weg, ändert ihre Position im Sitz. Erst da bemerke ich die Hitze, die sich wie eine Decke über unsere Sitze gelegt hat. Der Rest des Zuges ist kalt und zugig, aber wir haben uns eine eigene Blase vibrierender warmer Feuchtigkeit geschaffen. Sie hängt über uns wie die Wolken über den Bergen, droht, sich zu öffnen. Ich erhasche ihren Blick in der Dunkelheit, das Weiß der Augen und die dunkle Iris darin. Die Pupillen sind nicht zu erkennen, aber trotzdem merke ich, dass sie mich mit ihrem Blick fixiert.
Ohne die Sache wirklich durchdacht zu haben, stehe ich aus meinem Sitz auf und gehe in ihre Richtung, an ihren Augen vorbei und weiter wie in Trance zur Toilette am Ende des Waggons. Als ich gerade die Tür schließe, höre ich, wie das Rauschen vom Zug ablässt und wir kommen wieder ans Licht. Ich stehe weiterhin in der dunklen, schmutzigen Zugtoilette, die Stirn an die wacklige Schiebetür gelehnt. Ich mache das Licht nicht an. Das Pulsieren des Zuges ist in mir drin und ich kann es nicht von meinem eigenen Herzschlag unterscheiden. Mein Ohrläppchen kitzelt noch etwas von ihrem Biss, den sie mir noch nicht gegeben hat, und ich führe meinen Finger dorthin. Denke an die Frau auf ihrem Platz, an die Person in der Bar letzten Winter, wie es sich anfühlte, angefasst zu werden. Ich drücke die Stirn härter an die Tür und schließe die Augen, öffne den obersten Knopf meiner Jeans und dann den Reißverschluss. Meine Finger sind warm, als ich sie einen nach dem anderen in mein Höschen führe, und ich stöhne auf, ehe ich mich daran hindern kann. Ich hoffe, dass man das im Waggoninneren nicht hört. Meistens, wenn ich auf der Arbeit auf der Toilette masturbiere, ist es reine Routine, ich spiele ein altbekanntes Stück wie einen Filmausschnitt im Kopf ab, oder etwas, was ich gelesen habe, und lass die Finger eine Weile ihre Routine ausführen. Jetzt bin ich feuchter als sonst, und es geht so schnell, dass ich staune. Das Gefühl überwältigt mich, und ich drücke den Daumen fester als sonst an die Klitoris, bis ich einen Krampf im Daumen bekomme und stattdessen meine ganze Spalte gegen meine Knöchel presse. Einer nach dem anderen, wie Perlen an der Schnur, gleiten sie über die Klitoris. Als ich komme, muss ich mich festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Verschwitzt stehe ich da, noch immer fest mit der Tür verankert. Wie lange bin ich hier schon drin? Als ich die Hände gewaschen habe und zurück zu meinem Platz gehe, ist es wieder dunkel, genau wie als ich gegangen bin. Zuerst wage ich nicht, die Frau anzusehen, aus Angst, dass sie mich durchschaut. Aber nach einer Weile entspanne ich mich wieder in der Dunkelheit und schließlich suche ich ihr Gesicht im Dunkeln. Ich sehe ihre Konturen. Ich sehe sie. Und ich möchte, dass sie mich durchschaut.
Es ist wieder hell. Unsere Blicke treffen sich. Der Zug kommt wieder mit so einer Geschwindigkeit aus dem Tunnel, dass niemand so schnell reagieren kann. Sämtliche Seelen im Waggon erstarren da, wo sie gerade waren, ertappt bei dem, was sie im Dunkeln beschäftigte, und mein Blick fixiert den der Frau. Sie sieht zurück, sieht mich an, aber es ist kein unfreundlicher Blick. Ich kann ihn nur schwer deuten, und ich habe es meiner vorteilhaften Haut zu verdanken, dass ich nicht rot werde. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass sie in mich hineinsehen, meine Gedanken lesen, meinen Puls unter dem nun zu warmen Strickpulli spüren kann. Ich denke an die Schafe unten im Tal, die im Regen und untere ihrer nassen Wolle gefangen sind. Ich fühle mich im Griff des Wolfs gefangen, und unter dem Pulli bin ich feucht vom Schweiß, ich bin mir sicher, dass man das merkt. In den Augen der Frau blitzt etwas auf, ein cleverer Funke in dem so freundlichen Gesicht, und ich erschauere vor Wohlbefinden, mit einem vor Spannung trockenen Hals. Keine von uns muss den Augenkontakt unterbrechen, denn schon sind wir wieder im Tunnel. Irgendein Passagier, der lesen wollte, stößt einen mussmutigen Laut aus, aber ich bin erleichtert, wieder in das matte Schwarz gespült zu werden. Diesmal gibt es keine Lampen, die Gleisarbeiten beleuchten, nur kompakte Dunkelheit und rasselnde Zugräder. Ich spüre sie erneut im Körper.
In der dritten Dunkelheit zittere ich. Die Frau legt eine Hand an mein Gesicht. Sie ist noch immer kalt, aber nicht so kalt, wie ich erwartet habe. Vielleicht hat sie sich in unserem gemeinsamen Kraftfeld zwischen unseren Sitzen aufgewärmt. Ihre dünne Hand formt sich wie die linke Seite meines Kopfes, sinkt auf meinen Wangenknochen, unter den Kiefer, in die Augenhöhle unter den Augenbrauen. Die Berührung ist nicht empfindlich, aber auch nicht unempfindlich. Sie beugt sich näher, streicht mit ihrem Daumen über meine Unterlippe. Erst sanft, dann intensiver. Als ob sie mir Lippenstift aufträgt. Sie fährt damit fort, mir über die Oberlippe zu streichen und steckt dann den Daumen in meinen Mund. Ich bin so erstaunt, dass ich zubeiße. Sie ringt nach Atem, kommt aber noch näher zu mir, ihr Gesicht an meinem. Ich sauge an ihrem Daumen und beiße wieder zu, sanfter diesmal. Sie zieht ihn mir aus dem Mund und ersetzt ihn durch ihre Zunge. Sie hat nun ein Feuer in sich, das man auf die Entfernung nicht sehen konnte, einen Biss, der nicht zu ihrem restlichen Auftreten passt. Ihre Lippen öffnen meine, und der Kuss, den ich bekomme, ist intensiv. Normalerweise bin ich draufgängerischer in dieser Art von Situationen, aber sie ist mir immer einen Schritt voraus, denkt immer schon etwas weiter. Ich hinke hinterher. Sie greift nach meinem Strickpulli und zieht ihn mir über den Kopf, ohne, dass er in meinen Ohrringen hängenbleibt, und zieht mir ohne weitere Umschweife das Unterhemd herunter, das ich darunter trage. Ohne unterstützenden BH habe ich keinen Schutz, und mit einer Bewegung hat sie meine rechte Brust entblößt. Sie streichelt an ihr nach oben, über die Brustwarze, die sofort hart wird. Ich klappe die Armlehne, die wie eine Grenze zwischen unseren Körpern lag, nach oben, und ziehe die Frau näher zu mir. Ihr nackter Schenkel zwischen meinen