Horst-Joachim Lüdecke

Energie und Klima


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target="_blank" rel="nofollow" href="#fb3_img_img_0e525320-e873-5352-8176-49c2f13c66fe.png" alt=""/>Bild 9:

       Ausdehnung des arktischen Meer-Eises in Abhängigkeit von der Jahreszeit, Bildquelle 78 .

      Beliebte Bilder in den Medien, in denen entweder Meereisflächen unterschiedlicher Jahreszeiten miteinander verglichen werden, oder man umgekehrt die dünnen, ebenfalls von der Jahreszeit abhängigen Oberflächen-Schmelzen des Grönländischen Festlandgletschers zeigt79, grenzen an Irreführung der Öffentlichkeit. Mit einer „Nordpolschmelze“ hat dies alles nicht das Geringste zu tun. Früher Wintereinbruch eines bestimmten Jahres erzeugt eine große Meereisbedeckung, in einem anderen Jahr mit spätem Wintereinbruch ist die Meereisbedeckung sehr viel kleiner. Greift man zu den entsprechenden Bildern in passenden Jahren, kommt man zum verschwindenden Nordpoleis. Hätte man andere Jahre genommen, hätte man ebensogut anwachsendes Nordpoleis nachgewiesen. Um mit dieser Methode überhaupt sinnvolle Aussagen zu erhalten, müssten schon über viele Jahrzehnte alle Jahresmonate miteinander verglichen und statistisch ausgewertet werden, was, wie oben erwähnt, vor 1990 nicht möglich ist.

      Wetterbedingte und klimabedingte Meereisänderungen können tatsächlich dramatisch sein. In den kühlen Jahren um 1910 war das Meereis schon einmal so weit ausgebreitet, dass die Eisbären buchstäblich zu Fuß vom Nordpol nach Island hätten wandern können80. Auf der anderen Seite gab es „Rekord-Arktiseisschmelzen“ seit Beginn des vorigen Jahrhunderts bereits viele81. Aus den angegebenen Quellen stellvertretend folgende Beispiele, die bis ins Jahr 1906 zurückreichen:

      Russische Berichte des Jahres 1940:

      „Der gerade aus der Arktis zurückgekehrte norwegische Kapitän Viktor Arnesen behauptet, eine im Umfang 12 Meilen große Insel nahe Franz-Joseph-Land entdeckt zu haben, auf einer Breite von 80,40 Grad. Er meinte, dass die Insel zuvor von einem 19 m bis 24 m hohen Eisberg verdeckt gewesen wäre, der nun geschmolzen sei. Dies zeige die außergewöhnliche Natur des jüngsten Abtauens in der Arktis“.

      Im Jahre 1947:

      „Führende Arktisexperten stellten fest, dass die Temperaturen in Polnähe im Durchschnitt sechs Grad höher sind, als Nansen vor 40 Jahren gemessen hat. Die Eisdicken betragen im Durchschnitt nur 1,95 m im Vergleich zu 3,90 m“.

      Im Jahr 1952:

      „Der Arktis-Experte Dr. William S. Carlson sagte heute Abend, dass die Eiskappen am Pol in einem erstaunlichen und unerklärbaren Tempo schmelzen würden und die Seehäfen durch ansteigende Pegel zu überschwemmen drohten“.

      Im Jahre 1952:

      „Dr. Ahlman drängte auf die Einrichtung einer internationalen Agentur für das Studium der globalen Temperaturbedingungen. Die Temperaturen hätten sich um 10°C seit 1900 erhöht. Die Schiffbarkeitssaison entlang der Westküste Spitzbergens würde nun acht, anstatt drei Monate währen“.

      Im Jahre 1953: Führende Experten lassen verlauten

      „Die Gletscher in Norwegen und Alaska haben nur noch die Hälfte ihrer Größe von vor 50 Jahren. Die Temperatur um Spitzbergen hat sich so verändert, dass die Schiffbarkeit von drei auf acht Monate im Jahr angestiegen ist“.

      2.3.5 Meeres-Versauerung, Korallensterben, Golfstrom und weiteres Seemannsgarn

      Der pH-Wert, der vom dänischen Biochemiker Dr. Søren Sørensen 1909 eingeführt wurde, gibt die Stärke einer sauren oder basischen Wirkung in einer wässerigen Lösung an. Er wird als logarithmische Größe im Skalenfeld von 0–14 definiert. Der Mittelwert pH = 7 von Wasser bei 25 °C wird als neutral bezeichnet. Die Werte < 7 kennzeichnen den sauren und die Werte > 7 den basischen Bereich. Meerwasser ist mit einem Wert von 7,9 bis 8,25 basisch, vonVersauerung“ zu reden ist daher falsch.

      Das im Meerwasser gelöste Kohlendioxid verbindet sich mit Wasser zu Kohlensäure. Ein Teil zerfällt in Wasserstoff-Ionen und Hydrogenkarbonat-Ionen. Diese dissoziieren in weitere Wasserstoff-Ionen und Karbonat-Ionen. Der Anteil der Wasserstoff-Ionen bestimmt dabei unmittelbar den Säuregehalt des Wassers. Durch diese chemischen Prozesse steigt die Karbonat-Kompensationstiefe nach oben. Diese gibt an, ab welcher Meerestiefe sich Kalzit (CCD, Calcite Compensation Depth) und Aragonit (ACD, Aragonite Compensation Depth) zersetzen, welche z.B. in den Kalkgehäusen von Meereslebewesen eingelagert werden. Die CCD liegt im Atlantik bei 4.500–5.000 m, im Pazifik bei 4.200–4.500 m. Die ACD liegt im Atlantik bei 3.000–3.500 m. Die ACD liegt deswegen höher, weil die Löslichkeit von Aragonit höher ist. Aragonit und Kalzit sind die beiden Mineralformen von Kalk. Die Löslichkeit von Kalk hängt wesentlich mit der Konzentration von Karbonat-Ionen zusammen und damit indirekt vom pH-Wert ab. Die Meeresbereiche, in denen sich Kalk auflöst, werden als untersättigt bezeichnet und durch die CCD und ACD bestimmt.

      Es wird nun befürchtet, dass sich durch den zunehmenden Eintrag von CO2 in die Atmosphäre und der damit verbundenen vermehrten Aufnahme im Meer die CCD und ACD angehoben wird, was zur Zerstörung der Kleinstlebewesen und Korallenbänke führt. Wie sieht die Realität aus? Der pH-Wert des Wassers wird nicht nur von der Löslichkeit des CO2 bestimmt, sondern auch noch vom Salzgehalt und der Temperatur. Somit puffert eine steigende Temperatur des Meerwassers – diese wird ja immer von den Verfechtern des anthropogenen Klimawandels angeführt – den Rückgang des pH-Wertes. Des Weiteren kann der pH-Wert auch dadurch fallen, dass die Menge basischer Substanzen im Wasser abnimmt. Der Salzgehalt der Meere unterliegt bereits in Zeitabständen von wenigen Jahren erheblichen Schwankungen und hängt zudem von der Tiefe ab. Entsprechend haben die globalen Meere keinen konstanten Salzgehalt, sondern dieser schwankt stark mit der Fläche und Tiefe.

      Das Mittelmeer hat z.B. einen mittleren Salzgehalt von 3,8 %. Der niedrigste Salzgehalt findet sich mit 3,2% vor Alaska, der höchste im roten Meer mit 4,0 %. Das Tote Meer hat sogar einen Salzgehalt von 24 %. Ähnlich, wie auch bei der Globaltemperatur, gibt es keinen globalen pH-Wert. Er schwankt in weiten Bereichen. Die Aussage, der pH-Wert hätte um 0,1 abgenommen82, ist daher unzutreffend. Spektrum der Wissenschaft gibt an, dass vor der Küste Mittel- und Südamerikas der pH-Wert bei ca. 7,9, im Nordmeer bei 8,2 liegt83. Dies entspricht einer natürlichen Spanne von 0,3. In keinen Gewässern, weder mit einem hohen noch mit niedrigem pH-Wert, hat dies schädliche Auswirkungen auf den Fischreichtum oder die Ausbildung von Kalkschalentieren.

      Im Übrigen ist zu beachten, dass die wesentliche Quelle für den Eintrag von CO2 in den tiefen Ozean der bakterielle Abbau von organischem Kohlenstoff, also Biomasse und kein anthropogenes CO2 ist. Mit zunehmender Erwärmung steigt die Bioproduktion, was den pH-Pegel dort senkt. Mit einsetzender Abkühlung nimmt die Bioproduktion ab, wodurch der pH-Pegel wieder steigt, eine klassische Gegenkoppelung der Biologie, die keinen Raum zur Panikmache lässt. Des Weiteren wirken Bodenbakterien der Tiefsee der Versauerung entgegen. Die Wechselwirkungen, die durch die Aufnahme von CO2 ablaufen, sind weitaus komplexer, als es nur die singuläre Betrachtung einer fiktiven Reduzierung des pH-Wertes infolge zunehmenden atmosphärischen CO2 anzeigt.

      Die folgenden Ausführungen sind auszugsweise dem Blog zum Buch „Die Kalte Sonne“ entnommen84: Ein Blick zurück in die geologische Vergangenheit belegt die Unschädlichkeit höherer CO2-Konzentrationen für Meereslebewesen. Zu den meisten Zeiten war die CO2-Konzentration der Atmosphäre deutlich höher als heute (s. Bild 10 unter 2.4.1), und trotzdem existierte eine üppige kalkige Lebewelt in den Ozeanen, z.B. während der Jura- und Kreidezeit vor 180 bis 65 Millionen Jahren. Es war das Dorado ozeanischen Lebens. In diese Zeit fällt z.B. auch der Höhepunkt der Entwicklung der Korallenriffe. Das CO2 hat augenscheinlich hier keine schädliche Wirkung ausüben können. Eher ist, wie sich gleich zeigen wird, das Gegenteil erfolgt. Einige Forscher vermuteten, dass ein Teil der CO2-Säurewirkung auf lange Sicht in der geologischen Vergangenheit durch verstärkte Silikatverwitterung an Land abgepuffert worden sein könnte, deren Verwitterungsprodukte den pH-Wert im Ozean stabilisiert hätten. Reduziert sich nämlich der pH-Wert des Meerwassers, so wird aus den Bodenschichten Kalk gelöst, der den pH-Wert umgekehrt