Streiten war ihr offensichtlich unangenehm. „Was ist das Uralte Pony?“
„Es ist älter als jedes Pony, das du je gesehen hast“, antwortete Scootaloo. „Und es sucht sein rostiges Hufeisen.“
„So fängt die Geschichte aber gar nicht an!“, stöhnte Apple Bloom. „Zuerst sind da die jungen Ponys, die sich verabredet haben ...“
„Es ist meine Geschichte“, sagte Scootaloo.
„Deine Geschichte? Wieso? Weil du, als du sie das erste Mal gehört hast, Albträume hattest?“, erwiderte Apple Bloom. Scootaloo starrte Apple Bloom mit offenem Mund an. Sie konnte nicht glauben, dass ihre Freundin das gerade gesagt hatte! Kein Pony außer dem Schönheitsfleckenclub und Rainbow Dash wussten, wie viel Angst die Geschichte ihr gemacht hatte, und Apple Bloom verriet es einfach so – vor Lilymoon!
„Vielleicht sollten wir doch ein Spiel spielen? Goblins und Gefangene?“, schlug Sweetie Belle vor, um die Situation etwas zu entspannen.
„Ihr könnt alle machen, was ihr wollt“, sagte Scootaloo. Sie ließ das Tuch fallen und lief zur Zimmertür. „Ich gehe runter. Ich … brauche etwas zu essen.“
„Wollen wir das nicht alle machen?“, fragte Lilymoon.
„Nein“, sagte Scootaloo bestimmt. „Ich komme gut allein zurecht.“ Scootaloo schoss zur Tür hinaus und warf sie mit einem Knall hinter sich zu.
Kapitel zwei
Scootaloo stürmte den dunklen Flur hinunter. Sie, Sweetie Belle und Apple Bloom waren, solange sie denken konnte, schon beste Freundinnen. Die drei hatten so viel zusammen durchgestanden. Aber seit Lilymoon und ihre Familie aufgetaucht waren, schien sich etwas zu ändern und das gefiel Scootaloo so gar nicht. Nicht, dass sie Lilymoon nicht mochte, wenn überhaupt war das Leben in Ponyville ein wenig interessanter geworden, seit Lilymoons Familie in das Haus auf dem Horseshoe Hill gezogen war. Aber zwischen Apple Bloom und Scootaloo hatte sich etwas geändert und sie wusste nicht, was sie dagegen tun sollte.
Scootaloo sprang vor Schreck auf, als im Dunkeln einer Ecke ein Knarren zu hören war. Sie mochte vielleicht Lilymoon, aber bei Lilymoons Haus sah es anders aus. Man hatte immer das Gefühl, als würde man beobachtet werden. Scootaloo sah sich die eingerahmten Bilder an, während sie den Flur entlang ging. Es waren keine Fotos von Lilymoon und ihrer Schwester Ambermoon als kleine Fohlen zu sehen oder fröhliche Familienurlaubsfotos. Stattdessen hingen an den Wänden neben Karten und alten Zeitungsausschnitten Bilder von seltsamen Kreaturen, von denen Scootaloo noch nie gehört hatte. Es ähnelte mehr einem Museum als einem Zuhause.
Wieder knarrte es. Dieses Mal etwas näher.
„Hallo?“, flüsterte Scootaloo. Aber kein Pony antwortete. Sie verdrehte die Augen. „Komm schon, Scootaloo. Das ist nur Einbildung“, murmelte sie vor sich hin.
Sie ging die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Draußen heulte in weiter Ferne etwas auf. Scootaloo trabte zum Fenster hinüber und starrte hinaus in den Garten. Das Haus auf dem Hufeisen-Hügel stand näher am Everfree Forest als jedes andere Haus in Ponyville. Eigentlich stand es quasi im Wald, wenn auch nur fast. Hinter dem Haus befand sich das düstere, riesige Gewächshaus von Lilymoons Familie und dahinter begann die dunkle Wildnis des Everfree Forest. Scootaloo schluckte, als sie den Garten betrachtete. Wer wusste schon, welche Kreaturen gleich hinter dem Fenster lauerten? Kreaturen, die ein kleines Pony – das selbst auf der Suche nach einem Snack war – als Mitternachtshappen verspeisten …
„Was machst du da?“, flüsterte ihr eine Stimme ins Ohr.
„Ahbittefrissmichnicht!“, schrie Scootaloo. Vor Schreck rannte sie, so schnell sie konnte, durch die Hintertür hinaus. Sie achtete nicht darauf, wohin sie lief, sie wollte nur vor dem fliehen, was hinter ihr war. Doch schnell erkannte sie, dass draußen vor dem Haus etwas ebenso Gefährliches lauern konnte und das bedeutete, dass sie hier kein Stück sicherer war als drinnen. Das Glitzern des Mondlichtes in trübem grünem Glas erregte ihre Aufmerksamkeit.
Scootaloo änderte ihre Laufrichtung und eilte zum Schutz versprechenden Gewächshaus. Als sie drinnen war, bahnte sie sich einen Weg vorbei an den Blättern und verworrenen Stielen von seltsamen Blumen in den hinteren Teil des Gewächshauses, um ein sicheres Versteck zu finden. Sie warf einen Blick hinter sich, um zu sehen, ob ihr jemand gefolgt war, doch sie sah kein Pony … oder eine andere Kreatur. Als sie gerade wieder den Kopf drehen wollte, um nach vorne zu sehen, lief sie mit voller Wucht gegen einen riesigen Keramikblumentopf und fiel rücklings hin. Der Blumentopf – samt großer fedriger Pflanze darin – wackelte. Sie wollte ihn gerade packen, um zu verhindern, dass er umfiel, doch es war zu spät. Der Topf krachte zur Seite und die Erde mitsamt fedriger Pflanze fiel auf den Boden.
„Scootaloo“, rief eine genervte Stimme. „Wieso bist du mitten in der Nacht im Gewächshaus meines Vaters?“
Scootaloo erkannte die Stimme. Es war Ambermoon, Lilymoons Schwester. Sie und Scootaloo waren keine Freundinnen.
Kapitel drei
„Was bitte machst du hier draußen?“, rief Ambermoon aus dem vorderen Bereich des Gewächshauses.
Scootaloo sah auf die umgefallene Pflanze. Klasse! Noch ein Grund für Ambermoon, in Zukunft herablassend zu ihr zu sein. Sie stellte den Topf schnell wieder auf und schaufelte ein paar Hufe Erde hinein. Dann packte sie die fedrige Pflanze und stopfte sie wieder in den Blumentopf. In dem Augenblick kam Ambermoon hinter einem großen lila Kaktus hervor und entdeckte sie. Sie starrte Scootaloo zornig an. Also starrte Scootaloo zurück.
„Was hast du vor?“, fragte Ambermoon misstrauisch. „Und wieso bist du aus dem Haus gestürmt, als ich mit dir reden wollte?“
„Du meinst, als du mich erschrecken wolltest?“, antwortete Scootaloo wütend. Ambermoon verdrehte die Augen.
„Ich wollte nur wissen, wieso du mitten in der Nacht durch mein Haus geschlichen bist!“, warf ihr Ambermoon entgegen.
„Ich bin nicht geschlichen. Ich wollte mir einen Snack holen“, erklärte Scootaloo.
„Also stiehlst du Essen, schnüffelst in unserem Haus herum und schläfst gar nicht wirklich?“ Ambermoon warf einen Blick auf die Gewächse neben ihr. „Sollte ich überprüfen, ob du auch wirklich keine der Pflanzen geklaut hast?“
„Bei so einer Einstellung ist es ja kein Wunder, dass du nicht weißt, was man bei einer Übernachtungsparty macht. Wer würde auch schon mit dir Zeit verbringen wollen?“ Scootaloo trabte an Ambermoon vorbei. „Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich gehe in die Küche.“
„Ich auch. Um sicherzugehen, dass du nirgendwo sonst herumstöberst, wo du nichts zu suchen hast.“
„Mir egal“, schnaubte Scootaloo. Während sie beide zurück ins Haus gingen, beobachtete Scootaloo Ambermoon aus dem Augenwinkel. Es war nicht nur so, dass Scootaloo sie nicht mochte, sie vertraute ihr auch nicht. Der Schönheitsfleckenclub war davon überzeugt, dass Ambermoon für die jüngsten Timberwolfprobleme verantwortlich war. In der Schule hatte Twist eine Zuckerstange aus Lilymoons Brotbox genommen. Als Twist sie aß, verwandelte die Zuckerstange sie in ein Werpony! Der Schönheitsfleckenclub und Lilymoon mussten einen Zauber von Zecora holen, um das arme Pony wieder zu heilen. Später hatten sie herausgefunden, dass die Zuckerstange aus Ambermoons Zimmer stammte. Scootaloo fielen ein paar Gründe ein, wieso ein Pony eine Zuckerstange besitzen könnte, die ein anderes Pony in ein Monster verwandelte, doch keiner davon war überzeugend. Doch der Schönheitsfleckenclub wollte noch mehr Beweise sammeln, bevor sie Lilymoon von dem Verdachte erzählen wollten. Bis dahin würden sie die Augen offenhalten und auf alles achten, was ihnen seltsam erschien. Wie Ambermoon, die mitten in der Nacht herumschlich …
„Und“, sagte Scootaloo beiläufig, als sie die Küche betraten, „wieso bist du wach?“
Ambermoon überprüfte den Küchentresen, während sie antwortete. „Mein Zimmer liegt direkt neben Lilymoons. Ihr vier habt mich mit eurem Theater wachgehalten.“
„Oh“,