B. J. Hermansson

Voller Geilheit und 12 andere erotische Erzählungen


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mit Glut und ihr ganzes Schlafzimmer wird in schwere Atemzüge versetzt. Die Fensterscheiben beschlagen. Die Bettlaken werden feucht, um schließlich von unseren Körperflüssigkeiten überspült und vollkommen nass zu werden. Ich streiche über ihre Haut, sowohl mit meinen Händen, als auch mit meinem Körper. Ich lecke ihr Geschlecht. Meine Erektion pocht allein dadurch, sich in ihrem Gefilde zu befinden. Bei ihr zu sein, lässt es in mir winden und stechen. Es fühlt sich an, als ob ich tausend Kämpfer in einer Schlacht um Leben und Tod beherberge, die alle heraus und um jeden Preis befreit werden wollen. Sie reitet mein Geschlecht und umschließt mich mit einer solchen Intensität, dass ich nicht weiß, wohin mit mir. Ich küsse ihre fülligen, schweren Brüste, die außer Takt über meinen Körper wirbeln. Ich streichle ihre Schultern und küsse gleichzeitig ihren Hals. Unsere Zungen schreien nacheinander. Der Speichel ertränkt unsere Körper, befeuchtet uns mit der Nässe unserer Münder bis zu dem Punkt, an dem es sich anfühlt, als badeten wir im Meer der Erotik.

      Die Ekstase kommt. Griselda schreit mit einer solchen Hingebung, dass die Fensterrahmen zittern. Der ganze Boden schwankt. Ihr Orgasmus wird zu einer Fontäne aus Befriedigung. Und ich liebe mehr und höher und länger, als ein Mensch es vermag.

      Gott singt mit mir im Takt.

      Alek ist jung. Seine Eltern sind konservativ und er kommt ursprünglich aus einem Land, wo es gesetzlich verboten ist, dass sich Körper desselben Geschlechts nackt berühren. Wenn nackte Haut auf andere nackte Haut trifft, die dieselben Genitalien trägt, dann soll man, am besten ohne jedes Zögern, in den Tod geschickt werden. Alek weiß das. Seine Eltern haben ihm erklärt, dass es so ist. Ihre Eltern haben es ihnen erklärt. Von Generation zu Generation haben sie ein Erbe der Verachtung weitergegeben.

      Alek will mir zuhören. Er sagt es. Aber als wir miteinander sprechen, kommen seine Eltern und fragen mich mit einem Unterton der Verachtung, was ich wolle. Ich erzähle es ihnen, denn ich sehe keinen Sinn darin, über etwas zu lügen, woran ich mit Inbrunst glaube und wonach ich lebe. Sie sagen, ich solle gehen. Ich solle gehen, bevor etwas passiert. Sie können nämlich aufbrausen, sagen sie, und drohen, etwas zu holen, das wehtun kann. Ich sage, dass ich meines Weges gehen werde. Dass ich respektiere, dass Menschen nicht derselben Meinung sind, wie ich. Sage, dass ich nicht komme, um Uneinigkeiten zu suchen oder zu überreden, wenn der Kopf an so etwas nicht interessiert ist. Aber bevor ich gehe, stecke ich Alek meine Visitenkarte zu. Die Eltern sehen es nicht.

      Bald sucht Alek mich auf. Wir sprechen lange miteinander. Er erzählt, dass er niemanden hat, dem er seine Gedanken oder seine Lust anvertrauen kann, die da ist und in seinem Körper zieht und zerrt. Es ist, als ob es heraus müsste, sagt er. Das Verlangen. Er sagt, er sei so scharf, dass er nicht wüsste, wie lang er diese Kraft noch zurückhalten könne, diesen Orkan, dieses schwindelnde und harte und singende und schallende und schmachtende Gefühl in sich. Es verlangt danach, befreit zu werden.

      Und ich brauche wirklich deinen Körper, sagt er mit vorsichtiger Stimme.

      Was ich also tue, ist, mich ihm hinzugeben. Für ihn ist es das erste Mal und ich tue es mit Vorsicht. Ich lasse ihn denjenigen sein, der die Kontrolle hat, der handelt, der wählt. Voll und ganz gebe ich meinen Körper, meinen Willen, meine Bewegungen ihm hin. Alek bekommt die Erlaubnis, mit mir zu tun, was er will. Wie er will. Wann er will. Auf diese Weise lasse ich ihn sowohl mich und ihn selbst entdecken. Sein Innerstes.

      Am Anfang ist er behutsam und bescheiden. Er weiß nicht, wo er anfangen soll. Wir haben unsere Kleider an, es dauert lange, bis nur das erste Kleidungsstück von seiner Haut gelöst wird. Freundlich und gut erzogen fragt er mich, ob er mich ausziehen darf. Ich bin dein, sage ich. Mein Körper ist dein. Ich tue, was du willst. Und all das tue ich, weil ich will, dass du genießen sollst und spüren, was der Körper ist und was das Geschlecht vermag zu erschaffen, wenn man nur die Begierde allen Fesseln entlässt.

      Daraufhin zieht Alek mich aus. Langsam, aber schließlich bin ich nackt. Ich liege entblößt vor ihm, auf dem Rücken. Er beginnt damit, mich von Kopf bis Fuß zu küssen, mit Lippen, die sich bei jedem Kuss sorgfältig schließen. Seine Lippen sind schön, füllig und langsam in ihren Bewegungen. Ich schaudere. Mein Körper wird weich. Danach entledigt er sich seiner Hose und entblößt ein hungriges Geschlecht vor mir. Er führt meine Füße zu seinem Ständer, der schön ist, unschuldig, aber gleichzeitig hungernd. Ich beobachte es mit einem steigenden Puls. Ich will ihn haben. Nichts will ich lieber als ihn haben. Er führt meine Füße zu einem Glied, das förmlich brennt und verlangt. Läutet. Mit einem festen Griff um mich beginnt er, sowohl die Spitze dieses Penis zu massieren und reiben, die Eichel, aus der schon bald ein süßer Saft sickert, als auch dessen Körper, den steifen, harten, schönen Stab.

      Es siedet in mir. Die Feuer brennen, der Orkan heult und die Haut ächzt. Mein Brustkorb formt sich im Takt mit meinem Puls, meine Atemzüge werden hitzig und mein Geschlecht wird von einem Sog erfüllt, der völlig in mir kocht. Ich genieße. Alek genießt.

      Seine Erektion fühlt sich eher an wie Stein, als wie Haut an meinen zarten Füßen. Er lässt mich ihn stimulieren, bis er in einer weißen und cremigen Explosion kommt. Er füllt meinen ganzen Brustkorb, mein Becken, meinen Hals und meine Schenkel. Wie mit Milch malt er mit seinem Zeigefinger über meinen ganzen Körper, vollendet. Und er sagt, dass er jetzt, von diesem Moment an, den Weg gehen will, von dem alle sagen, dass er ihn nicht gehen darf. Denn jetzt weiß er, dass dieser Weg alles wert ist.

      Und noch mehr.

      Inzwischen versuchen viele, mich zurecht zu weisen. Je mehr ich von meiner Überzeugung predige, desto mehr erfahren davon. Viele sagen mir, dass meine Moral genauso verirrt ist wie der Wind. Sie sagen, dass ich das Falsche tue, indem ich tue, was ich tue. Und vielleicht tue ich das, zumindest manchmal. Ich stelle mich auf die falsche Seite der moralischen Linie dessen, was gerechtfertigt ist. Aber der Mensch, dessen Körper ich berühre, er sagt, dass es das Beste ist, was ihm passieren konnte. Manchmal sagt er sogar, dass ich sein Leben rette. Und was wiegt da schwerer, wenn es mit gelingt, das Leben eines armen Menschen zu retten, verglichen damit, den moralischen Zeigefinger gezeigt zu bekommen?

      Wir können ein Beispiel nehmen, eine Frau, die mir absolut nicht ihren Namen verraten will. Ich sagte, dass ich gern zumindest ihren Vornamen wüsste, damit ich sie auf eine aufrichtige Weise anreden könne. Denn ich wolle alles über sie wissen, um zu versuchen, ihr und der Lust so nah zu kommen wie möglich. (Ich bin nämlich des Glaubens, dass je mehr man über einen Menschen weiß, desto intensiver wird die Kraft, die zwischen uns geschaffen wird.) Aber sie wollte ihren Namen nicht sagen und nach einer Weile hörte ich auf zu fragen. Am Ende erzählte sie mir, dass es daran lag, dass sie verheiratet sei. Und ich fragte sie, warum sie dann bei mir sein wolle, wenn sie schon in einer Beziehung mit jemand anderem ist. Denn in meiner Welt ist man nicht Teil einer Beziehung, die sich nicht richtig anfühlt, dann beendet man sie. Da erzählte sie, dass sie sich mit der Zweisamkeit nicht wohl fühle. Dass sie sich fortsehne. Aber wenn sie die Beziehung beenden würde, würde das bedeuten, dass er, ihr Partner, dahinsiechen und sterben würde. Das könnte ihr Gewissen nicht aushalten, sagte sie. Stattdessen trifft sie ab und zu einen anderen Mann. Wie, um diesem Willen und dieser Lust freien Lauf zu lassen, die ihr Partner ihr ihrem Empfinden nach verweigert und ihr damit nimmt. Er sei nämlich der Ansicht, dass der Geschlechtsakt lediglich ein notwendiges Übel sei, genau wie die Leute in meiner früheren Gemeinde. Die Frau sagte mir, es sei ihr vollkommen bewusst, dass ihr Handeln falsch sei, aber dass sie letztendlich dennoch spüre, dass ihr Gewissen dies aushalten müsse.

      Sie brauche das, sagte sie. Und so lange sie niemandem schade, sah sie keinen Grund dazu, damit aufzuhören.

      Es steht mir nicht zu, zu beurteilen, ob das, was diese Frau tat oder tut, richtig ist oder nicht. (Wir treffen uns nicht mehr, also weiß ich tatsächlich nicht, ob sie immer noch andere trifft, obwohl ich glaube, und für sie hoffe, dass sie es tut.) Aber ich sage dies, um ein Beispiel dafür zu geben, wie die Realität aussehen kann. Was für den Einen moralisch falsch sein kann, kann für den Anderen Leben und Rettung bedeuten. Und manchmal nehme ich diese Konsequenzen in Kauf. Ich stehe dafür gerade, dass ich manchmal etwas Falsches tue, um etwas anderes richtig zu machen. Vielleicht könnte man das einen Kompromiss mit der Gerechtigkeit der Moral nennen? Das eine antasten, aber nicht alles. Ich versuche jedoch nicht allzu sehr, mich damit aufzuhalten, was laut anderen als mir