G.M. Berrow

My Little Pony - Rainbow Dash und die Daring-Do-Doppelgängerin


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hinter sich her, den man selbst am Nachthimmel sehen konnte. Alles ging so schnell, es war nur ein Wimpernschlag.

      „Hey, wo ist sie hin?“, fragte Apple Bloom und zeigte in den Himmel. „Ich kann sie nirgendwo sehen!“ „Dort ist sie!“, quietschte Sweetie Belle mit ihre zarten Fohlenstimme. „Sie steuert auf die Tür zu!“ Oben am Himmel konnte Rainbow Dash sehen, wie das Schild umgedreht wurde. GEÖFFNET. Zwar war die Tür noch immer verschlossen, aber wenn sie alles richtig berechnet hatte, würde das perfekt funktionieren. Sie wäre die Erste, die das Buch in den Hufen halten würde – und sie hätte ihren großen Auftritt. „Daring Do, hier komme iiiicccchhhh!“, rief Rainbow, während sie eine perfekte dreifache Rolle vollführte und dabei eine Regenbogenspirale hinterließ. Rainbow Dash stürzte sich hinunter wie ein Kamikazepilot. Alle Ponys in der Reihe hielten den Atem an. Sie war schon gefährlich nahe an der Buchhandlung. Würde sie gegen die Tür krachen? Apple Bloom und Sweetie Belle bedeckten ihre Augen mit den Hufen.

      Viele Ponys schnappten nach Luft, als Rainbow vorwärtsraste und der Zusammenstoß drohte. Und dann, in der allerletzten Sekunde, schwang die Tür auf!

      „Ich koooommmmmeeeee!“, rief Rainbow Dash, als sie in die Buchhandlung förmlich eintauchte und Plot Twist, die die Fans begrüßen wollte, nur knapp verfehlte. Bang! Boom! Crash! Als der Staub sich gelegt hatte, war alles, was vom Tempelnachbau übrig war, ein riesiger Berg Bücher mit einem Regenbogen-Pegasus mittendrin. Obwohl Rainbow mit ihrem Flugmanöver die ganze Dekoration zerstört hatte, hatte sie großes Glück. All die Bücher hatten ihre Landung abgebremst. Das sagte sich auch Rainbow, während sie auf das Ausmaß der Zerstörung blickte. Manchmal war es so befriedigend, etwas Eindrucksvolles zu tun, dass es das alles wert war. Plot Twist schaute finster drein. Sie war offensichtlich anderer Meinung.

      „Meine Deko ist ruiniert!“, schimpfte Plot Twist und warf verzweifelt die Hufe in die Luft. Rainbow lächelte schwach. Als sie aufstand, fielen weitere Bücher auf sie. „Hoppla, das tut mir leid. Ich weiß, es sah fantastisch aus.“ Rainbow schnappte sich ein Buch, legte ihr Geld auf den Tresen und verschwand nach Cloudsdale, um die ganze Nacht durchzulesen.

      Kapitel 2

      Geduld ist eine Tugend

      „Und dann durchbricht Daring die Barrikade, die Dr. Caballerons Handlanger errichtet haben! Ich konnte es kaum glauben. Obwohl sie den Weg zum Stein blockiert hatten, der die geheimen Tore versperrt, die zur Straße hinauf zum Vulkan des Schicksals führt“, rief Rainbow Dash. Vor Aufregung breitete sie ihre blauen Schwingen aus. Sie sprach so laut, dass jedes Pony im Umkreis von einem Kilometer zum Ponyville-Park sie gehört haben musste. Das gelang ihr sonst nur, wenn sie flog, den Ultraschallrainboom vorführte oder sie sah, dass die Flugakrobaten-Truppe Wonderbolts einen neuen Flugtrick zeigte.

      „Achtung, Spoiler! La, la, la …“, sang Twilight, während sie sich mit den Hufen die Ohren zuhielt. Als Zeichen des Protests schüttelte sie dabei den Kopf. „Ähm Twilight … was tust du da?“, fragte Rainbow Dash und hob skeptisch die Augenbraue. „Willst du nicht darüber sprechen, wie absolut grandios dieses Buch ist? Besonders der Teil, wo …?“ „Nein!“, schrie Twilight. Leiser fügte sie hinzu: „Entschuldige. Nein, meinte ich. Bitte sei keine Spielverderberin.“

      „Bist du etwas noch nicht fertig?“, fragte Rainbow, bevor sie eine Drehung vollführte und sich dramatisch auf den Boden fallen ließ. „Das ist ja unglaublich! Ich dachte, von allen Ponys in Equestria wärst du das erste, das das Buch in Nullkommanichts durchgelesen hätte. Eierköpfe wie du müssen ein Buch doch nur anschauen, um zu wissen, was drinsteht, oder?!“, stöhnte sie.

      Twilight musste schmunzeln. Manchmal klangen Rainbows Komplimente wie eine Beleidigung. Wann immer sie Twilight Eierkopf nannte, spielte sie darauf an, wie schlau Twilight war. „Ich kann schnell lesen, ja. Aber ich möchte dieses Buch genießen.“ Twilight hielt ihre Ausgabe hoch. „Wie du weißt, kommt nicht jeden Tag ein neues heraus.“ Und ob Rainbow das wusste! Auf dieses Abenteuer von Daring Do hatte sie wie lange gewartet? Monate?!

      „Hey! Was ist das und warum habe ich so etwas nicht bekommen?“ Rainbow zeigte auf das Lesezeichen, das zwischen den Seiten von Twilights Ausgabe steckte. Sie hatte gerade ein Drittel gelesen. Es hatte die Form des Saphir-Steins, einer Reliquie aus dem ersten Teil der Serie. Und es sah wirklich hübsch aus.

      „Das verkaufen sie in der Buchhandlung. Du kannst das hier haben, wenn du magst“, bot Twilight an. Sie reichte es Rainbow und war bemüht, ihre Enttäuschung zu verbergen. „Nein, schon okay“, sagte Rainbow und gab das Lesezeichen zurück. Das war zwar eine nette Geste, aber Rainbow Dashs größtes Problem war damit nicht gelöst. Sie musste ein Pony finden, das das Buch ebenfalls schon ausgelesen hatte und mit dem sie über die spannende Geschichte sprechen konnte. Und zwar jetzt! „Mit wem soll ich mich denn über die coolen Stellen in der Geschichte unterhalten, wenn kein Pony das Buch bisher zu Ende gelesen hat?“, seufzte Rainbow.

      „Tut mir leid, Rainbow“, sagte Twilight und nahm auf ihrer Lieblingsbank im ganzen Ponyville-Park Platz. „Aber ich werde mir Zeit lassen.“ Dann schlug sie ihr Buch auf und machte sich bereit für eine entspannte Lesestunde. „Vermutlich ist das Lesen nur ein weiteres Zeichen dafür, wie schnell ich bin und wie langsam alle anderen Ponys sind“, murmelte Rainbow Dash und hob ab Richtung Himmel. „Das ist einfach die Geschichte meines Lebens.“

      Fluttershy, die gerade eine Gruppe Entenküken zum Teich im Ponyville-Park führte, kam vorbei, als Rainbow Dash abhob. Fluttershy bemerkte den verschreckten Ausdruck in Twilights Gesicht und schlug einen kleinen Umweg ein. „Wartet kurz hier, ihr kleinen Lieblinge“, gurrte das gelbe Pegasus-Pony ihren gefiederten Freunden zu. „Ich bin gleich zurück und dann gehen wir eine Runde paddeln, wie versprochen.“ Die Entenküken antworteten mit fröhlichem Gequake.

      „Hi, Fluttershy“, sagte Twilight und schaute besorgt Richtung Himmel. Dort oben trat Rainbow frustriert gegen eine Wolke, die mit einem Puff! verschwand. Rainbow runzelte die Stirn und hielt Ausschau nach einer weiteren Wolke, an der sie ihren Ärger auslassen konnte. „Stimmt etwas nicht mit Rainbow Dash?“, fragte Fluttershy und blickte ebenfalls nach oben. „Sie scheint etwas … verärgert zu sein.“

      „Sie möchte sich über das neue ‚Darin Do‘-Buch austauschen, aber kein Pony außer ihr hat es schon ausgelesen“, erklärte Twilight und runzelte besorgt ihre Stirn. „Oh, ich habe gerade erst angefangen es zu lesen“, sagte Fluttershy. „Aber ich musste es beiseitelegen, um mich um meine Entenküken zu kümmern. Bisher finde ich es ziemlich gut!“

      „Ich wünschte, wir könnten ihr irgendwie helfen. Es ist schön zu sehen, dass ein Pony so viel Freude am Lesen hat“, seufzte Twilight. „Wenn es nach mir ginge, würden alle Ponys die ganze Zeit lesen! Dann würden wir uns treffen und darüber diskutieren, was wir gelernt haben, und Ideen austauschen.“

      „Und warum machen wir das nicht?“, fragte Fluttershy. „Das klingt lustig.“ „Fluttershy, das ist großartig!“, entgegnete Twilight und erhob sich. „Wir gründen einen ‚Daring Do‘-Buchclub. Wir können uns in der Bibliothek treffen. Dann kann Rainbow so viel über das Buch sprechen, wie sie will.“ Rainbow kam so schnell angeflogen, dass Fluttershy und Twilight sie überhaupt nicht kommen sahen. „Genau DAVON rede ich doch die ganze Zeit!“, strahlte sie und machte vor Freude einen Rückwärtssalto. „Übrigens habe ich euer ganzes Gespräch mitangehört.“

      Kapitel 3

      Die Lesegesellschaft der Golden Oak-Bibliothek

      Ein paar scheinbar endlose Tage später wurde Rainbow Dashs Traum endlich wahr. Die Nacht des Buchclubs stand bevor! Sie würden den ganzen Abend über nichts anderes als Daring Do sprechen! Als Rainbow ankam, platze Twilight Sparkles Zuhause schon aus allen Nähten vor lauter Ponys, die „Daring Do und der Vulkan des Schicksals“ gerade ausgelesen hatten. Alle Ponys waren bestens auf das erste Treffen der Lesegesellschaft der Gold Oak-Bibliothek vorbereitet. Eins nach dem anderen kam in die Bibliothek, unterm Huf eine Ausgabe des Buches. Aufgeregt unterhielten sie sich über die Geschichte. Rainbow Dash nahm ganz vorn Platz und beobachtete, wie der Raum sich füllte. Das würde ein großartiger Abend