G.M. Berrow

My Little Pony - Prinzessin Twilight Sparkle und die verschollenen Bücher des Herbstes


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finden konnte.

      „Es ist ein fantastisches Buch über Zaubersprüche und Wahrsagungen. Wenn ich mich recht erinnere, hat Primrose einen Schutzzauber speziell für das geschriebene Wort entwickelt. Er ist wahnsinnig anspruchsvoll, aber ich wollte ihn schon seit ewigen Zeiten einmal ausprobieren. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür.“ Twilight blieb kurz stehen, und Sweetie Belle, die in die andere Richtung schaute, stieß erneut mit der Prinzessin zusammen – zum zweiten Mal an diesem Tag!

      Sweetie Bell errötete vor Scham. „Rarity hatte Recht. Ich bin zurzeit ein bisschen neben der Hufe.“ Sie blickte den Gang der Bibliothek entlang und seufzte. Großwerden war manchmal echt anstrengend.

      Twilight schenkte dem Zwischenfall keine Beachtung. Sie war viel zu konzentriert auf ihre Aufgabe, intensiv suchte sie das oberste Regal ab. „Hier ist es! Das dritte von links.“ Twilight Sparkle lächelte, als sie sich ihrer Magie bediente. Ein Schuss leuchtende Energie ging glitzernd von ihrem Einhorn aus. Sie umgab das goldene Buch, zog es aus dem Regal und brachte es behutsam zu den beiden Ponys nach unten.

      In kürzester Zeit fand Twilight Sparkle das, wonach sie in den vergilbten Seiten gesucht hatte. „‚Der Schild der Weisheit ...’“, murmelte sie und überflog die Seite. „‚Wichtig, um Wissen, das einem lieb und teuer ist, zu schützen ...’ Oh. Das bedeutet, dass die Bücher in Ponyville auf jeden Fall dazuzählen!“

      „Wird es funktionieren? Kannst du das andere Buch reparieren?“, fragte Sweetie Belle und sah sie erwartungsvoll an. Sie wollte, dass diese Schuldgefühle, weil sie das Buch ruiniert hatte, aufhörten, sie zu quälen.

      „Ich glaube schon.“ Auf den ersten Blick erschien der Zauberspruch kompliziert, aber Twilight näherte sich mittlerweile einer Stufe der Magie an, die ihr erlaubte, es zu versuchen. Viele, viele Stunden hatte sie mit Zauber-Übungen beim Unterrichten von Starlight Glimmer verbracht. Twilight hatte ihr viel über Freundschaft beigebracht und dabei nicht nur ihre Qualitäten als Lehrerin entwickelt, sondern auch ihre Fähigkeit verfeinert, ihre Magie auf eine ganz andere, neue und aufregende Art und Weise zu konzentrieren.

      „Ich gehe es nur noch einmal durch.“ Twilight trabte zum Lesepult und legte das aufgeschlagene Buch darauf. Golden leuchtende Sonnenstrahlen strömten durch die hohen Bogenfenster und illuminierten das Geschriebene.

      Twilight bewegte ihren Huf über die Seite, während sie im Kopf den Zauberspruch wiederholte und dabei an den Zweck des Ganzen dachte. Um einen Zauberspruch korrekt auszuführen, reichte es nicht aus, dass ein Pony ihn laut aufsagte und dann erwartete, dass umgehend alles wie am Schnürchen lief. Das Problem bei magischen Fähigkeiten, und das verstanden die meisten Ponys nicht, war, dass sie Zeit brauchten. Ein Zauberer musste die Zaubersprüche verstehen und sich einverleiben, bevor er erwarten konnte, dass sie funktionieren.

      Nachdem sie den Spruch mehrmals geflüstert hatte, um den Rhythmus der Worte aufzunehmen, kam es Twilight so vor, als fehlte noch etwas. Der Tonfall der Verse und der Sprachfluss fühlten sich noch befremdlich an.

      Hmmm...“ Twilight blätterte um. Sie heftete ihren Blick auf die Seite und musste dann dramatisch nach Luft schnappen.

      „Hat es geklappt, Twilight?“ Sweetie Belle beugte sich über Twilights Schulter, um besser sehen zu können. „Ist das Wissen von Ponyville nun in Sicherheit?“

      „Nein, ich fürchte, das ist es nicht.“ Niedergeschlagen schüttelte Twilight den Kopf. „Der Schild der Weisheit muss bei Tagundnachtgleiche, dem Herbstanfang, vollendet werden ...“

      „Aber das ist doch bald, oder?“, überlegte Sweetie Belle. Sie biss sich auf die Lippe und zählte im Kopf die Tage. „Genau vor dem Laub-Lauf! Da machen wir’s.“

      „Leider hat die Sache noch einen Haken.“ Twilight deutete auf die Seite. Überall war Tinte verlaufen, die meisten Worte konnte man nicht mehr lesen! „Es ist wohl so, dass das Buch, das uns helfen kann, ein anderes zu retten, selbst gerettet werden muss.“

      „Oje, das nennt man wohl Ironie“, war Sweetie Belles Kommentar, als sie den großen Tintenfleck sah. Er er schimmerte und flackerte in den Farben des Regenbogens. „Was sollen wir jetzt tun?“

      „Es gibt nur eine Lösung.“ Twilight schloss das Buch und schob es in eine Satteltasche. Sie sah aus dem Fenster, über Ponyville hinweg zu den grünen Hügeln am Horizont. „Ich muss einfach eine andere Ausgabe von Primroses Buch über den Schutz und die Weissagungen des Sehers ausfindig machen ... bevor es zu spät ist.“

      Sweetie Belle dachte daran, wie unheimlich der schillernde Tintenfleck wirkte. Vielleicht war es ja schon jetzt zu spät.

      Kapitel 3

       Kommt Hilfe von Prinzessin Celestia?

      Normalerweise liebte Spike das Fliegen über alles. Der kleine Drache krallte sich mit seinen Klauen an Twilights Rücken, während sie in Richtung Canterlot sausten. Er wusste, dass ihm die frische Luft eigentlich gut tat, die durch seine Schuppen fuhr. Aber er machte sich große Sorgen.

      Die Pegasi hatten Equestria wieder einmal einen herrlichen Tag beschert. Der Himmel war blau und wolkenlos, es bot sich freie Sicht auf das, was unter ihnen lag. Die beiden gewannen an Höhe, um einen Hain großer Bäume zu umfliegen. Spike winselte leise.

      Aua!“, rief Twilight. „Sei doch vorsichtig mit deinen Klauen, Spike! Wir sind schon fast da.“

      „Entschuldige, Twi.“ Spike atmete tief durch und lockerte seinen Griff. „Wenn du mir noch einmal genau erklären könntest, warum wir es so eilig haben, nach Canterlot zukommen, würde mich das etwas beruhigen!“

      „Wir statten der Canterlot-Bibliothek einen Besuch ab. Die haben bestimmt eine Ausgabe von Primroses Buch! Dann können wir jedes Buch in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzen und es vor künftigem Schaden bewahren.“ Am Horizont zeichnete sich verschwommen die Silhouette von Schloss Canterlot ab. Twilight gab noch einmal Gas.

      „Aha. Aber ich verstehe immer noch nicht, warum ein paar Bücher mit Tintenflecken einen solchen Notfall darstellen. Du hast doch noch so viele andere!“

      „Wenn wir den Zauberspruch nicht exakt bei der herbstlichen Tagundnachtgleiche vollenden, müssen wir einen ganzen Mondzyklus abwarten, bis wir es wieder versuchen können! Deshalb! Kein Pony weiß, welche tragischen Unglücksfälle meinen geliebten Büchern bis dahin widerfahren könnten!“

      Spike schüttelte kichernd den Kopf. „Wie du meinst, Twilight. Wie du meinst...“

      Als Twilight ein Fohlen war, hatte sie Prinzessin Celestias Schule für hochbegabte Einhörner besucht. Den ganzen Tag lang lernte sie, unterbrochen lediglich durch den Gang übers Schulgelände hinüber zur Königlichen Bibliothek (die viel besser ausgestattet war als eine normale Schulbibliothek). Twilight kannte die Kopfsteinpflasterstraßen von Canterlot wie ihre eigene Satteltasche.

      „Hier lang, Spike!“, rief Twilight und trabte in Richtung Schloss. „Beeil dich!“ Sie bahnte sich einen Weg durch die gaffenden Hauptstadtbewohner, die leise flüsternd darüber rätselten, was denn der Grund für den Überraschungsbesuch der Prinzessin sein könnte.

      „Ich komm ja schon ...“, maulte Spike und rieb sich wegen des holprigen Flugs den Rücken vor Schmerz. Er verbeugte sich leicht und winkte einer Gruppe von Einhörnern, die beim Anblick eines kleinen Drachens die Augen weit aufrissen. „Schönen guten Tag! Freut mich auch, euch zu sehen!“

      Als Spike endlich die Schlosstreppe erreicht hatte, hätte er erwartet, dass Twilight und Prinzessin Celestia sich über Primroses Buch über den Schutz und die Weissagungen des Sehers unterhielten. Stattdessen redete seine beste Freundin aufgeregt mit einer Schlosswache.

      „Was soll das heißen, es gibt eine Krise in Monacolt und Prinzessin Celestia sei fort? Ich hatte angenommen, dass Herzogin Diamond Waves in ihrer Akademie mittlerweile alles unter Kontrolle hat ...“

      Twilight biss sich auf die Lippe vor Verwirrung. „Wann wird Celestia zurück sein?“

      „Die