Joe Barry

Privatdetektiv Joe Barry - Eiffeltürme für Paris


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Achseln.

      „Ich glaube nicht, daß er irgend etwas mit dieser Geschichte zu tun hat.“

      „Mag sein, aber die Tatsachen sprechen gegen ihn.“

      Joe lächelte.

      „Ich kenne die Spielregeln, Antony. Ich habe Stanley versprochen, mich um seinen Fall zu kümmern, und ich werde das tun, bis ich Gewißheit habe. Wenn ihr ihn festnehmt, werde ich Entlastungsmaterial heranschaffen – es sei denn, er ist schuldig.“

      „Privatdetektiv Joe Barry, der Rächer der Enterbten“, sagte Antony mit ironischem Grinsen.

      „Eure Geschichte steht auf schwachen Füßen“, fuhr Joe ungerührt fort. „Ich werde euch beweisen, daß Stanley erst gestern nach New York gekommen ist.“

      „Du wirst dir noch mal selbst beweisen, daß du gar nicht du bist!“

      Joe grinste.

      „Wie wär’s mit einem Geschäft, Häuptling? Ihr laßt Stanley unter meiner Obhut frei umherlaufen, und dafür teile ich euch mit, was ich hierausfinde.“

      „Die New Yorker Polizei ist unbestechlich“, schnaubte der Captain. „Im übrigen will ich mir die Sache mal überlegen.“

      Sie kehrten in die Halle zurück. Dort hatten inzwischen die Leute vom Erkennungsdienst ihre Arbeit beendet. Es gab nicht viel festzustellen.

      Der Polizeiarzt sagte, der Hausmeister wäre höchstens eine Stunde tot.

      Eine Weile mühte sich der Captain damit ab, in der Nachbarschaft Leute zu suchen, die den Schützen gesehen hatten. Dann überließ er diese Aufgabe Leutnant Mahonny, der bald danach am Tatort eintraf.

      Damit war in Minor Beach nichts mehr zu tun. Joe stieg in seinen Sportwagen und fuhr gemeinsam mit Stanley nach New York zurück.

      Sie durchquerten die endlosen Vorstädte im Süden der Millionenstadt. Ab und zu warf Joe Stanley einen forschenden Blick zu. Es war offensichtlich, daß Stanley sich mit einem Problem herumschlug.

      „Schieß los!“ ermunterte Barry ihn schließlich, „Woran denkst du gerade?“

      Stanley schreckte hoch.

      „Nichts! Mir fällt gerade ein Vorfall ein, der, gestern geschah. Aber es war sicher bedeutungslos.“

      „Was bedeutungslos ist, bestimme ich“, wandelte Joe den Wahlspruch gewisser Diktatoren ab.

      „Okay“, sagte Stanley. „Es war gestern nachmittag, nachdem ich in deiner Wohnung war. Ich ging zu Fuß die Straße vor deinem Haus entlang, um mir ein Taxi zu suchen.“

      „Die Gun-Hill-Road?“

      „Ja. An der Ecke zu dem Park in der Nähe deiner Wohnung ist ein Fußgängerüberweg!“

      Joe nickte.

      „Das ist die Ecke Jerome-Avenue – Bronx-Park.“

      „Schon möglich. Ich betrat den Fußgängerüberweg, als ich grünes Licht hatte. Um diese Zeit näherte sich von deinem Appartementhaus her ein grüngestrichener Truck.“

      Joe hörte gespannt zu.

      „Der Wagen kam in langsamer Fahrt näher. Ich dachte, er würde halten, aber plötzlich heulte der Motor auf, und der Truck schoß auf mich zu. Ich konnte mich gerade noch in Sicherheit bringen. Er fuhr um Haaresbreite an mir vorbei.“

      „Hast du die Nummer des Trucks erkannt?“ erkundigte sich Joe.

      „Nein, Auf den Gedanken, sie mir einzuprägen, kam ich erst, als es zu spät war. Ich hielt den Vorfall nicht für wichtig, aber jetzt sehe ich die Sache anders.“

      „Gewißheit haben wir erst, wenn wir wissen, was mit Walsh los ist“, brummte Joe.

      Er setzte Stanley in der 38. Straße vor dem Hotel „California“ ab.

      „Sieh dich vor, wenn du Besuch erhältst!“ rief er ihm nach.

      „Denkst du, ich bin wirklich in Gefahr?“

      „Man kann nie wissen!“

      Joe gab Gas und brauste davon.

      Er fuhr die Lexington-Avenue entlang und bog in die 54. Straße ein. Nach einigem Suchen fand er das Haus, in dem die „Transglobe Inc.“ ihr Büro hatte, Es war ein großes Bürohaus.

      Dieses Terrain hatte die Polizei schon abgegrast, ohne einen brauchbaren Hinweis zu bekommen. Trotzdem wollte Joe sich selbst ein Bild verschaffen.

      Der Expreßlift transportierte ihn in die fünfzehnte Etage. Zwischen den Namensschildern von Anwaltskanzleien und Grundstücksmaklern fand er das Schild der „Transglobe“ auf dem langen Korridor.

      Er klopfte und trat sofort ein.

      Eine brünette Schönheit sah von einem Magazin auf. Es war die typische New Yorker Sekretärin: ein Wirklichkeit gewordenes Titelbild von „Life“.

      Ohne besonderen Scharfsinn war zu erkennen, daß der Chef nicht zugegen war. Die Schreibmaschine ruhte noch unter ihrer Wachstuchhülle. Im Hintergrund spielte leise Radiomusik. Auf dem Tisch surrte ein Tauchsieder in einem verchromten Topf. Daneben stand eine Dose Maxwell-Kaffee.

      „Hallo!“ sagte Joe. „Ist Mr. Bristol zu sprechen?“

      „Mr. Bristol ist in seiner Wohnung. Ich bin die Sekretärin, Patricia Randall.“

      Sie hatte eine ruhige, klare Stimme. Joe trat näher und geriet in den Einflußbereich ihres Parfüms.

      „Mein Name ist Barry. Ich komme im Auftrag von Stanley Fisher, der ein Neffe von Mr. Walsh ist.“

      Ihre Augen verrieten Interesse. Sie wies auf den Besuchersessel.

      „Bitte, Mr. Barry. Ich hatte gleich den Eindruck, daß Sie kein Kunde sind.“

      Joe betrachtete sie mit unverhohlener Neugier. Eine Sekretärin läßt eine Menge Rückschlüsse über ihren Chef zu. Joe kam zu dem Ergebnis, daß Walsh – oder Bristol – einen guten Geschmack haben mußte.

      „Ich nehme an, daß Sie über die jüngsten Ereignisse unterrichtet sind“, sagte Joe zögernd. „Vielleicht können Sie mir ein paar Fragen beantworten.“

      „Sie kommen sehr schnell zum Thema.“

      „Ich bin nicht privat hier, Miß Randall.“

      „Also bitte – fragen Sie!“

      „Mr. Walsh wird seit vorgestern vermißt. Soviel ich weiß, waren vorgestern einige wichtige Kunden hier. Wer hatte sie herbestellt? Mr. Walsh oder Mr. Bristol?“

      „Mr. Walsh.“

      „In welchem Verhältnis standen Mr. Walsh und Mr. Bristol zueinander?“

      „Sie sind Partner. Aber was heißt ,standen‘?“

      „Es muß befürchtet werden, daß Mr. Walsh etwas zugestoßen ist.“

      „So etwas deutete die Polizei schon an.“

      Joe betrachtete sie nachdenklich.

      „Ich nehme an, daß die Polizei Ihnen eine Menge Fragen über die Lebensgewohnheiten und die Freunde von Mr. Walsh gestellt hat. Ich möchte Sie nicht mit Wiederholungen langweilen. Mich würden ein paar Auskünfte über ihre Firma interessieren.“

      Sie sah ihn belustigt an.

      „Bitte – wenn Sie glauben, daß das Ihnen hilft!“

      „Sie machen Export- und Importgeschäfte. Mit welchen Waren handeln Sie?“

      „Wir sind nicht spezialisiert, aber im wesentlichen handeln wir mit Metallen. Wir arbeiten mit europäischen Firmen zusammen und beliefern vor allem die Entwicklungsländer.“

      „Seit wann besteht die Firma?“

      „Seit einem Vierteljahr.“