Colas Gutman

Der Stinkehund fährt Ski


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s Gutman

      Der Stinkehund fährt Ski

      Aus dem Französischen von Julia Süßbrich

      Mit Illustrationen von Marc Boutavant

Verlagslogo

      Für meine Freundin Agnès Desarthe und ihren Schneemenschen:

       Abo, der erbärmliche Schneemensch.

      C.G.

      Auf in den Schnee!

      Es ist Winter. Stinkehund und Kater Platti bibbern in ihrer Mülltonne, die Sardinendosen sind eingefroren, und selbst das tiefgekühlte Essen ist gefroren.

      »Oh, guck mal, Platti, es zuckert!«, ruft Stinkehund.

      »Das ist Schnee, Stinkehund. Und wenn davon noch mehr fällt, dann ist unsere Mülltonne gleich auch noch von innen bepudert«, antwortet Platti.

      »Sag ich doch, Puderzucker!«

      Armer Stinkehund, er hat wirklich von nichts eine Ahnung. Um sich aufzuwärmen, stimmen die beiden Freunde ein altes Winterlied an:

      ABC, der Platti lief im Schnee.

      Und als er dann zur Tonne kam,

      da hatt’ er graue Stiefel an!

      ABC, der Platti lief im Schnee.

      »Platti, ich würde so gerne einmal die Pisten hinunterfegen«, seufzt Stinkehund.

      Der frisierte Pudel lacht laut auf: »Du solltest lieber mal flott den Müll wegbringen!«

      Und der Dackel im Mäntelchen protzt: »Wir werden unser erstes Skiabzeichen machen, unser Schnee-Leckerli.«

      »Meine Mama hat mir einen Skikurs geschenkt, einen richtig feinen«, ergänzt der frisierte Pudel. »Tschüss, ihr Schmutzfinken!«

      Armer Stinkehund und armer Platti, sie werden ihre Nachmittagsnascherei nur mit dem Ausblick vom Deckel ihrer Mülltonne genießen können. Doch plötzlich schöpfen sie neue Hoffnung, denn Stinkehund stößt direkt mit der Schnauze auf eine Anzeige im Pariser Hund[1]:

      »Platti, es geht bergauf in unserer Mülltonne! Ich werde Schlittenhund und schleppe den Müll zur Halde!«, freut sich Stinkehund.

      »Mein Freund, eigentlich schaffst du es doch nur so gerade eben, dich selbst irgendwohin zu schleppen.«

      »Sei kein Spielverderber, Platti! Hinternsport, wir kommen!«

      »Wintersport, du Banane!«

      Anorak

      Am Frostbahnhof herrscht riesiger Trubel, denn alle starten in die Ferien. Der Pudel ohne Pudelmütze und der Dackel im zweiteiligen Skianzug kaufen Chips, Zeitschriften und Schoko-Leckerlis. Aber sie sind nicht die Einzigen, die in den Skiurlaub fahren. Ein Kind im Anorak stampft ungeduldig mit seinen Skistiefeln.

      »Papa, sag mal, wann kriege ich mein Goldenes Kamel?«

      »Wenn die Hühner Goldzähne haben«, antwortet der Papa lachend.[2]

      Schrecklich gekränkt, nimmt der kleine Anorak seine Skier in die Hand. Er legt eine Schussfahrt durch die Menge hin und flitzt im Slalom zwischen den Leuten hindurch, um seinem Papa zu entwischen.

      Stinkehund entdeckt ihn am oberen Ende einer Rolltreppe, die er sich gerade hinunterstürzen will.

      »Ist das eine schwarze Piste?«, fragt Stinkehund.

      »Kusch, oller Köter!«, schreit Anorak. »Ich rede nur mit Schlittenhunden, mit richtigen Huskys!«

      »Aber ich bin doch jetzt auch ein Schlittenhund!«, sagt Stinkehund.

      »Dann treffen wir uns unten an der Rolltreppe, Wauwau!«

      Unter den erschrockenen Blicken der Leute springt Anorak auf den Handlauf der Rolltreppe und segelt durch die Luft.

      Er fliegt, also wird er wohl seine Goldene Taube bekommen, denkt Stinkehund.

      Anorak ist irre beweglich: Er macht einen Salto vorwärts und landet auf seinen Skistiefeln.

      »Mein Papa ist der Mann, der die Sterne vergibt. Mir gibt er bestimmt auch einen!«, brüstet sich Anorak.

      »Dein Papa gibt dir vor allem gleich ein paar Backpfeifen, wenn du hier weiter herumkasperst!«, sagt sein Papa, der ihn am Ende der Rolltreppe erwartet.

      »So ist es richtig!«, unterstützt ihn eine böse Dame. »Die jungen Leute von heute meinen, sie könnten sich alles erlauben.«

      »Und Sie, Sie riechen nach einem stinkenden Hund«, erwidert Anorak.

      »Na, hör mal …!«

      Aber Anorak hat recht. Stinkehund beschnüffelt nämlich gerade die Tasche der Dame. Er hofft, darin Zuckerwürfel zu finden.

      »Die Hunde von heute meinen auch, dass sie sich alles erlauben können«, fügt die Dame hinzu.

      »Ich mag dich, Stinkehund, du bist ein ganz Feiner. Mein Papa wird dir einen Stern geben«, sagt Anorak.

      »Ich bin doch kein Sterne-Automat«, schimpft sein Papa.

      Anoraks Papa trägt einen Trenchcoat[3] und eine Sonnenbrille, um unerkannt zu bleiben. Er gehört zu den Inspektoren der Hotelsterne-Zentrale und läuft immer mit einer Tasche voller Sterne zum Verteilen herum.

      Die Leute stehlen nachts die Sterne, deshalb sind tagsüber keine mehr da, denkt Stinkehund.

      Während sein Vater die Nase in seine Zeitung steckt, schielt Anorak nach den Süßigkeiten in einem Laden am Bahnhof.

      »Anorak, bei Fuß!«, kommandiert sein Papa.

      »Ich bin doch nicht dein Hund!«, sträubt sich Anorak.

      »Aber ich bin dein Papa, ja?!«

      Sind Papayas nicht Obst?, wundert sich Stinkehund.

      Stinkehund stempelt seine Pfote ab, denn der Zug fährt bald los.

      Anoraks Papa tut es ein bisschen leid, dass er so hart zu seinem Sohn war. Also drückt er ihm einen Zuckerwürfel in die Hand, damit Anorak ihm verzeiht.

      Mit dem Zug in die Berge

      Im Zug setzen sich Stinkehund und Platti zum frisierten Pudel und dem Dackel.

      »Wir haben einen VIP-Vierer bekommen, für Very Important[4] Pudel«, protzt der Pudel.

      »Und das ist meine PBKK, meine Plüsch-Bahn-Karte für Kinder«, sagt der Dackel.