sprang ich vom Sofa und huschte mit nackten Füßen über den knarrenden Parkettboden zum Fenster. Das riss ich anschließend so energisch auf, dass Vinzenz sich erschrocken zurücklehnte. »Ich bitte Euch, Miss Emma. Wir wollen jetzt keine Dummheiten begehen.«
»Tja.« Mit verschränkten Armen baute ich mich vor ihm auf. »Sag mir einen Grund, weshalb ich dich reinlassen sollte.«
»Nun …« Vinzenz keuchte angestrengt. »Wir könnten uns über eine Möglichkeit unterhalten, wie ich mich von Euch löse.«
Das klang interessant. Ich stützte mich mit beiden Händen auf dem Fensterbrett ab, wodurch Vinzenz keine Chance hatte, mich auszutricksen und ungehindert hereinzuklettern. »Schieß los.«
Er wich meinem Blick nicht aus. »Nein.«
»Wie, nein?«
»Erst, wenn ich nicht mehr um mein Leben fürchten muss.«
»Du bluffst«, enttarnte ich seinen hinterhältigen Trick.
»Bei Queen Victorias Rattenschwanz, denkt Ihr ernsthaft, ich hätte Interesse daran, noch länger die Zeit mit einer mir dieser Art übelgesinnten Irren zu verbringen, wie Ihr es seid? Darf ich Euch daran erinnern, dass Ihr mich mit einem Buch erschlagen wolltet?«
Das war die absolute Höhe! So was musste ich mir echt nicht von einem Fantasyroman-Fiesling an den Kopf werfen lassen. »Ich soll irre sein? Du bist doch seit drei Bänden in Folge damit beschäftigt, hinterhältige Mordpläne an deinem Bruder zu schmieden.«
Vinzenz funkelte mich wütend an. »Das könnt Ihr nicht verstehen. Denken scheint nicht Eure Stärke zu sein, sonst würdet Ihr nicht diese haarsträubend dummen Pläne entwickeln, von denen Ihr denkt, sie würden Euch gegen unsere Verbindung helfen. Ihr habt keine Ahnung von den Konsequenzen!«
Ich schnaubte genervt. Aber mir wurde trotzdem bewusst, dass wir langsam einen Weg finden mussten, um die Situation zu lösen. Wenn wir uns nur stritten, kamen wir schon mal nicht weiter. Ich trat zur Seite und streckte ihm helfend die rechte Hand entgegen. »Also gut, komm rein.«
Vinzenz zögerte einen Moment misstrauisch, doch dann nahm er meine Hand und hievte sich mit einem leichten Sprung ins Zimmer. »Ich danke Euch.« Die Sache mit dem charmanten Grinsen ließ sich spätestens jetzt bestätigen, das hatte er wirklich drauf … ein aufdringlicher Idiot war er trotzdem. Schweigend überlegte ich, wieso die Jungs an meiner Schule eigentlich allesamt nicht mit seiner Attraktivität mithalten konnten. Lag wohl daran, dass er einem erfundenen Roman entstammte und deshalb völlig unrealistisch aussah. Obwohl sich eine dünne Narbe von seiner linken Wange bis zu seinem Auge zog. Die stammte von einer Kampfszene aus dem ersten Teil, in der Phil ihn mit dem Schürhaken eines Kamins erwischt hatte. So weit kannte auch ich die Story. Auf jeden Fall kam ich mir plötzlich ein wenig albern dabei vor, ihm barfuß und nur in meinem schlabberigen, weißen Plüschpyjama mit Hello-Kitty-Aufdruck gegenüberzustehen.
Ihn allerdings schien das keineswegs zu irritieren, er hatte nämlich ganz andere Sorgen. »Ich würde meine Hand gerne von diesem stinkenden Taubendreck befreien, wenn es Euch nicht stört.«
IGITT! Das war ja absolut ekelhaft. Er hatte es doch nicht wirklich gewagt? Langsam ließ ich den Blick zu meiner Hand wandern, mit der ich ihm eben noch hereingeholfen hatte.
»Keine Sorge«, schmunzelte Vinzenz. »Die Versuchung war groß, doch langsam solltet Ihr wissen: Ich bin kein Schuft.«
»Du …«, setzte ich sauer an, als ich auf einmal vom Schlüsselklirren an der Wohnungstür unterbrochen wurde. Kurz darauf rief Pas Stimme: »Emma, ich bin zurück! Kommst du bitte sofort ins Wohnzimmer? Wir müssen reden.«
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