Marmaduke William Pickthall

Die Taube auf der Moschee


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Der Inhalt des Sacks klapperte, als er ihn hinauszog.

      Bei seiner Rückkehr brachte er eine Schale mit in klarer Butter gebratenen Eiern, zwei Scheiben Brot und einen großen Krug Wasser und entschuldigte sich für die schlichte Kost. Wir aßen alle zusammen, der Alte plapperte ganz aufgeregt über alte Zeiten. Sein Sohn starrte mich an, ohne zu blinzeln. Schließlich sagte er: »Ich mag Euch, o Khawâjah. Einst hatte ich einen Sohn in Eurem Alter. Sag, o mein Vater, sieht er ihm nicht sehr ähnlich?«

      Hernach redete er fast so viel wie der Alte, schilderte mir, wie sie aus dem Kaukasus ausgewandert waren, um dem Joch der verfluchten Moskoviten zu entrinnen, und zählte all die Schwierigkeiten auf, mit denen sie sich hatten herumschlagen müssen, seit sie nach Syrien gekommen waren.

      »Wir sind keine Untertanen der Regierung«, erklärte er mir, »sondern Verbündete, und wir genießen besondere Privilegien. Doch die ehrlosen Hunde in dieser Gegend vergessen alte Bündnisse und wollen, dass wir Steuern zahlen wie gewöhnliche Fellâhîn

      Wir plauderten bis spät in die Nacht, während draußen der Sturm tobte und Regen und Gischt gegen die Fensterläden prasselten; ich bin noch nie freundlicher behandelt worden. Es war üblich, dass Zufallsgäste nur abends eine Mahlzeit bekamen und früh am nächsten Morgen abreisten. Doch als ich bei strahlendem Sonnenschein erwachte, hatte unser Gastgeber bereits das Frühstück zubereitet – saure Milch, arabisches Brot und duftenden Kaffee –, und als ich zu meinem Pferd hinausging, folgte er mir, stopfte zwei Brathühner in meine Satteltaschen und rief: »Zâd!« – das bedeutet »Reiseproviant«. Und zu meiner Verlegenheit fielen er und der Alte mir um den Hals und küssten mich auf beide Wangen.

      »Gute Leute! Die Allerbesten! Sie wollen kein Geld. Gott möge sie belohnen«, jubelte Rashîd, als wir aus den Ruinen heraus landeinwärts durch einen Garten aus Wildblumen ritten. Der Sturm war abgezogen. Keine Wolke blieb zurück.

      Nach einer Stunde kamen wir in Sichtweite eines großen Khan, außerhalb eines Lehmhüttendorfes an der Küste. Davor hatten sich eine Menschenmenge sowie einige Soldaten versammelt. Als wir uns der Menge näherten, fragte Rashîd, was der Grund für das Gewimmel sei.

      »Ein schreckliches Unglück«, sagte man ihm. »Ein Mann, ein Fremder, liegt im Sterben, Wegelagerer haben ihn tödlich verwundet. Einer seiner Gefährten, ein armer Diener, ist schon tot.«

      Wir stiegen ab, und Rashîd drängte sich nach vorn, um mehr zu erfahren. Bald trat ein Soldat an mich heran.

      »Euer Ehren seid Engländer?«, fragte er. »Allah sei gepriesen! Ich bin sehr erleichtert. Der andere ist offenbar ebenfalls Engländer. Er ist schwer verletzt, an der Schwelle des Todes.«

      Ich begleitete ihn sofort zu dem Verwundeten, der froh zu sein schien, mich reden zu hören, aber nicht antworten konnte. Rashîd und ich taten, was wir konnten, damit er es bequem hatte, und befahlen den Soldaten, die Menge fernzuhalten. Wir beschlossen, weiterzureiten und einen Arzt zu schicken, um dann die Angelegenheit einem britischen Konsul zu berichten.

      »Er wollte irgendein Geschäft in der Stadt dort drüben eröffnen«, erklärte mir der Anführer der Soldaten und nickte in Richtung Süden. »Er hatte eine ziemlich große Karawane mit vielen Kamelen. Doch nahe des Dorfes —— wurde er von den Zirkassen überfallen und war so dumm, Widerstand zu leisten. Sie raubten ihm all seine Wertsachen – seine Waffen, sein Geld –, töteten einen seiner Kameltreiber und verwundeten ihn. Es geschah gestern, vor dem Sturm. Sie sagen, ich solle ihn rächen. Wer bin ich – ein Unteroffizier mit sechs Mann –, dass ich gegen Huseyn Agha und seine Kavallerie kämpfe! Dazu braucht es ein Regiment!«

      Er zog schimpfend ab. Rashîd und ich sahen einander fest in die Augen, denn das genannte Dorf war jenes, in dem wir übernachtet hatten, und Huseyn Aghas Brathühner steckten in unseren Satteltaschen.

      Ich merkte, dass Rashîd meinetwegen beunruhigt war. Er schwieg eine Zeitlang. Schließlich sagte er zu mir: »Es ist so, mein Herr. Jeder muss mit seinen eigenen Augen sehen, nicht mit denen eines anderen. Leute sind, wie man sie gerade sieht, gut oder böse. Sie ändern sich aus dem Blickwinkel eines jeden Menschen und bleiben doch dieselben. Für uns sind diese Straßenräuber gute Leute, wir müssen sie segnen, wir haben Grund dazu. Dieser andere Mann kann sie freimütig verfluchen, wenn er das möchte. Gut zu ihren Freunden, böse zu ihren Feinden. Wer unter den Söhnen Adams kann sie gänzlich verdammen?«

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