Teufel auf der Welt je so mit ihr geschlagen ward wie ich. Hals über Kopf verliebte ich mich in dieses Mädchen, dessen Namen ich allerdings verschweigen möchte. Wenn alle Berge der Umgebung aus purem Gold gewesen wären, ich hätte sie gerne dafür gegeben, einmal offen mit ihr reden zu können. Aber ich hatte Angst, denn jedes Mal wenn ich zu sprechen anfangen wollte, begann mein Herz so heftig zu flattern wie eine Ente in einer Pfütze, oder ich hatte plötzlich eine kalte Kartoffel im Hals, an der ich nahezu erstickte. Eines Tages wagte ich es schließlich doch und sagte ihr, wie sehr ich sie liebte und dass sie unbedingt mein werden müsse, oder ich würde elendiglich sterben oder an Auszehrung langsam dahinsiechen.
Meine Rede schien ihr nicht unangenehm zu sein, aber sie war ein ehrliches Mädchen und wollte niemanden täuschen. Sie erzählte mir, dass sie bereits mit ihrem Vetter, dem Sohn des Quäkers, verlobt sei. Diese Nachricht traf mich schlimmer als die Verkündigung der apokalyptischen Schrecken.
Doch bald sah ich ein, dass hier Hopfen und Malz verloren waren und ich gut daran tat, mir meine Flausen aus dem Kopf zu schlagen. Meinen Misserfolg führte ich auch auf meine Unbildung zurück. Ich war nur vier Tage zur Schule gegangen und konnte, wie der Leser schon weiß, auch nicht einen einzigen Buchstaben schreiben.
Ich musste auf eine Schule, das war es. Und da der Quäker einen schon verheirateten Sohn hatte, der zwei Meilen von unserer Farm eine Schule betrieb, vereinbarten wir, dass ich vier Tage in der Woche dorthin zum Unterricht gehen und zwei Tage in der Woche arbeiten würde, um das Geld für Unterkunft und Verpflegung zu verdienen. Sechs Monate ging das so hin. Ich lernte ein wenig lesen, meinen Namen schreiben und die Grundrechenarten. Das war alles. Meine letzte Begegnung mit den Schulbüchern für immer! Sicherlich, ich hätte mehr lernen sollen, aber ich bildete mir ein, ich müsse nun unbedingt die richtige Frau fürs Leben finden. Und dieses Unternehmen nahm mich so voll und ganz in Anspruch, dass ich das Lernen aufgab.
Ich fand eine Familie, die hübsche Töchter hatte; Mädchen, die ich von klein auf kannte. Die Familie wohnte in unserer Nachbarschaft, und die Mädchen gefielen mir. Ich machte dem einen, dessen Namen ich wiederum verschweigen will, einen Antrag, und sie nahm es gut auf. Ich besuchte sie oft, und schließlich verliebte ich mich sehr heftig in sie. Ich glaube, ich würde es mit einem ganzen Regiment Wildkatzen aufgenommen haben, wenn dies der Preis für ihr »Ja« gewesen wäre. Schließlich heiratete der Sohn des Quäkers meine erste Liebe, und ich wurde mit meinem neuen Mädchen eingeladen. Das Schauspiel einer fremden Hochzeit machte mich fast närrisch.
Ich brachte vorsichtig wieder das Gespräch auf unser Problem, aber mein Mädchen wollte mir wieder eine ausweichende Antwort geben. Ich gab nicht nach und ließ nicht locker, bis sie schließlich »Ja« sagte. Mir schien dies herrlich genug, und ich wähnte mich im Siebenten Himmel. Ich zählte damals achtzehn Jahre. Wir setzten den Tag unserer Hochzeit fest, und ich war sicher, dass ich von diesem Tag an der glücklichste Mann auf diesem Planeten, auf dem Mond oder jedem anderen Stern sein würde.
Ich war zu der Zeit ganz närrisch auf Gewehre und hatte mir eine große Büchse gekauft. Meist trug ich die Waffe bei mir, und wenn ich nun auch wieder bei dem alten Quäker wohnte, der über das Schießen eigenartige Ansichten hatte, gelang es mir doch, manchmal aus dem Haus zu schleichen und mich an den Wettbewerben der Schützen zu beteiligen, die um ein Stück Rind schossen. Doch versuchte ich immer, diese Vorliebe vor meinem Herrn zu verbergen. Er hatte zu dieser Zeit noch einen Knecht bei sich wohnen, der in meinem Alter war und sich in die Schwester meines Mädchens verliebt hatte. Wir beide schlichen uns Nachts oft heimlich aus dem Haus und ritten die zehn Meilen über Land, um die Mädchen zu besuchen. Wir waren immer darauf bedacht, vor Tagesanbruch zurück zu sein, und so wurden unsere Ausflüge nie bemerkt.
Nun hörte ich einmal von einem Wettschießen, das etwa auf halber Strecke zwischen unserer Farm und dem Haus meines Mädchens ausgetragen werden sollte. Ich beschloss, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Zuerst wollte ich zum Preisschießen, dann zu meinem Mädchen. Meinem Herrn erzählte ich, ich wolle ein Reh schießen. Es war ein Sonntag und das Erstaunliche geschah: Ich gewann beim Wettschießen den ersten Preis: ein Rind. Ich machte den Preis zu Geld und war bester Stimmung. Jetzt konnte ich die Eltern meines Mädchens besuchen und sie um die Hand ihrer Tochter bitten.
Ich hatte dieses Unternehmen immer wieder hinausgeschoben, aber nun musste es sein. Wir hatten für den Hochzeitstermin den kommenden Sonntag festgesetzt. Selbstzweifel waren mir fremd, fünf Dollar klimperten in meiner Tasche. Die Leute kannten mich schließlich lange genug. Warum sollte ich ihnen als Schwiegersohn nicht recht sein?
In heiterer Stimmung lief ich über Land, bis ich das Haus des Onkels meines Mädchens erreichte. Dort machte ich halt, um die ganze Angelegenheit erst einmal mit den Verwandten zu besprechen, ehe ich zu den Eltern ging. Ich trat ein und traf auf die Schwester meines Mädchens. Ich fragte sie, wie es zu Hause gehe? Sie machte ein so verstörtes Gesicht, dass ich gleich merkte: irgend etwas musste geschehen sein. Als ich sie noch einmal ansprach, brach sie in Tränen aus und sagte dann, ich müsse mich auf eine sehr schlimme Enttäuschung gefasst machen: ihre Schwester heirate morgen einen anderen Mann.
Das kam wie ein Donnerschlag aus heiterem Himmel. Ich war für einige Zeit völlig sprachlos und so schwach, dass ich meinte, ich müsse zusammenbrechen. Nach einer Weile erholte ich mich jedoch von dem Schock, stand auf und ging hinaus, ohne auch nur »Auf Wiedersehn« zu sagen. Ich war verletzt und entmutigt, lenkte meinen Weg heim und erging mich in dunklen Gedanken. Es war mir ganz klar: Als ich geboren wurde, hatte der liebe Gott gewiss vergessen, auch eine Frau für mich zu schaffen. Ich würde immer allein bleiben. Mich wollte niemand haben
All diese Überlegungen halfen freilich wenig. Für viele Wochen fand ich weder Tag noch Nacht meinen Frieden mit mir selbst wieder. Ich aß nichts mehr und sah von Tag zu Tag elender aus. Alle dachten, ich sei krank. Und so war es ja auch. Es war die Schlimmste aller Krankheiten: die Krankheit der Liebe.
– Das abenteuerliche Leben des Davy Crockett –
Meine schwierige Hochzeit
Mein Trübsinn hielt ziemlich lange an, doch eines Tages griff ich mir mein Gewehr und ging wieder auf die Jagd. Unterwegs machte ich einen Besuch im Haus einer holländischen Witwe, die, wie man mir erzählt hatte, eine sehr hübsche Tochter haben sollte. Ich fand das Mädchen hässlich wie einen Steinzaun. Sie war jedoch sehr gesprächig und lachte über meine Enttäuschung, Sie tröstete mich und riet mir, immer daran zu denken, dass es im Meer immer noch viel mehr Fische als die gibt, welche man schon herausgezogen hat. Das bezweifelte ich, aber wie dem auch sein mochte: Ich war sicher, dass sie nicht zu den Fischen gehörte, die ich fangen wollte.
Ich sagte ihr, ich müsse als Einzelstück auf die Welt gekommen sein, für mich werde sich bestimmt keine Frau finden. Sie widersprach und meinte, wenn ich zu ihrem Erntefest kommen wolle, so werde sie mir dort eines der hübschesten Mädchen zeigen, das ich je zu Gesicht bekommen hätte. Ich war etwas misstrauisch. So ein Mädchen wie mein Mädchen könne es auf der Welt nicht noch einmal geben, aber da es mir gut schien, wieder einmal unter Menschen zu gehen, versprach ich, auf das Erntefest zu kommen.
Als der Tag des Festes heranrückte, nahm ich mir Urlaub und schlug dem Quäker vor, zwei Tage nachzuarbeiten, wenn er auch den anderen Knecht mitgehen ließ. Er lehnte das ab, ja er warnte mich sogar davor, hinzugehen. Es sei nicht die rechte Gesellschaft dort für einen jungen Mann mit einem guten Namen! Ich erinnerte mich an das Versprechen, das ich dem holländischen Mädchen gegeben hatte. Das musste ich halten! Ich schulterte also mein Gewehr und brach auf.
Als ich zu dem Haus kam, in dem das Fest gefeiert werden sollte, war dort schon eine große Gesellschaft versammelt, unter ihnen auch eine alte irische Dame, die Mutter des Mädchens, von dem die Holländerin gesprochen hatte. Das Mädchen selbst war noch nicht da. Ihre Mama aber war nicht schüchtern. Sie kam zu mir, meinte, ich sei ein hübscher Bursche und sie wisse ein liebes Schätzchen für mich. Es konnte keinen Zweifel geben: Man musste ihr gesagt haben, weshalb ich hier war. Im Laufe des Abends wurde ich ihrer Tochter vorgestellt, und ich muss sagen: Ja, die Holländerin hatte nicht übertrieben.