Forum Verlag Herkert GmbH

Friedhöfe 2020


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Karlsruhe (Quelle: Norbert Fischer)

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      Bild 26: Aschengemeinschaftsanlage auf dem Friedhof Hameln-Wehl (Quelle: Norbert Fischer)

      Themenanlagen {Themenanlagen}

      Auf der Bundesgartenschau 2009 in Schwerin wurden erstmals die sog. „Memoriam-Gärten“ vorgestellt – themenbezogene Miniaturfriedhöfe innerhalb regulärer Friedhöfe, die vom Bund deutscher Friedhofsgärtner betreut werden. Inzwischen gibt es zahlreiche solcher Themenanlagen, u. a. in Aachen, Berlin-Steglitz und -Zehlendorf, Duisburg-Waldfriedhof, Bonn und Saarbrücken-Dudweiler.

      Ähnlich ausgerichtet sind die von Friedhofsgärtner-Genossenschaften in Kooperation mit den Friedhofsverwaltungen angelegten „Bestattungsgärten“ in Köln (siehe Kapitel „Praxisbeispiel: Gärtnergepflegte Gemeinschaftsgrabanlage“) und Bergisch-Gladbach. Auch hier handelt es sich um themenbezogene Beisetzungsflächen, die sich als Landschaftsgärten en miniature zeigen, in die die Gräber ohne feste Grenzen hineinkomponiert sind. So ist der „Garten der Lichter“ im Stil eines japanischen Gartens konzipiert und will der symbolischen Bedeutung brennender Lichter für Trauer und Erinnerung – über Allerheiligen hinaus – gerecht werden. Der Auengarten bezieht seine Gestaltung über feuchte Landschaftsflächen.

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      Bild 27: Urnenthemenpark Rhododendron auf dem Hauptfriedhof Saarbrücken (Quelle: Norbert Fischer)

      Neueste Trends umfassen regionalspezifische Gemeinschaftsanlagen, wie Weinberg-Bestattungen (Ahrweiler und Nordheim am Main) und Deichbestattungen (Schweiburg am Jadebusen). Wie letzteres Beispiel hat die maritim gestaltete Urnengemeinschaftsanlage „Letzter Ankerplatz“ auf dem Neuen Friedhof Westerland (Insel Sylt) ebenfalls symbolischen Bezug zur Nordseeküste.

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      Bild 28: Deichgrab auf dem Friedhof Schweiburg (Quelle: Sonja Windmüller)

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      Bild 29: Urnengemeinschaftsanlage „Letzter Ankerplatz“ auf dem Neuen Friedhof Westerland (Quelle: Norbert Fischer)

      Häufig spielen zwar auch christliche Motive noch eine Rolle (beispielhaft „Apostelgarten“ u. a., Südfriedhof Neumünster), aber sie werden zunehmend überformt von säkular-naturbezogener bzw. archetypisch-mythologischer Symbolik wie Schmetterlings- oder Rosengarten-Anlagen (Friedhof Hamburg-Ohlsdorf). Auch symbolische Gestaltungen in Form von Tierkreiszeichen-Anlagen sind bekannt (Hauptfriedhof Saarbrücken).

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      Bild 30: Paargräber auf dem Friedhof Hamburg-Ohlsdorf (Quelle: Norbert Fischer)

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      Bild 31: Urnenthemenpark Sternzeichen auf dem Hauptfriedhof Saarbrücken (Quelle: Norbert Fischer)

      link1.2.3 Kolumbarien

       {Kolumbarien}

      Auf dem Hauptfriedhof Saarbrücken zu finden ist eine besonders spektakuläre Variante der gemeinschaftlichen Aschenbeisetzung: die seit 2008 angebotenen Urnenpyramiden. Sie beherbergen Kammern für eine oder mehrere Urnen, auf deren Kupfertür Namen und Daten des oder der Verstorbenen verzeichnet werden. Auf einer Balustrade können Kerzen und Blumen aufgestellt werden. Nach Ende der Ruhefrist wird die Urne dann ins Pyramideninnere transloziert.

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      Bild 32: Bestattungspyramide auf dem Hauptfriedhof Saarbrücken (Quelle: Norbert Fischer)

      Auf dem Friedhof Hamburg-Ohlsdorf wird eine ehemalige Friedhofskapelle als Urnenbeisetzungsstätte (Kolumbarium) genutzt. Generell erlebt die Kolumbariumbestattung derzeit eine Renaissance, wie die inzwischen erfolgte Umwidmung mehrerer Kirchen zu Orten der Aschenbeisetzung dokumentiert (sog. „Urnenkirchen“). Aktuell ist in Lübeck geplant, einen ehemaligen Hafenspeicher zu einem Kolumbarium umzubauen.

      link1.2.4 Gemeinschaftsanlagen für gesellschaftliche Gruppen

      Der „Garten der Frauen“ {Gemeinschaftsanlagen, Der „Garten der Frauen“}

      Das wohl deutschlandweit bekannteste Beispiel einer personen- bzw. gruppenbezogenen Gemeinschaftsgrabanlage ist der „Garten der Frauen“ auf dem Hamburg-Ohlsdorfer Friedhof. Die Anlage wird vom gleichnamigen Verein, der in der Hamburger Frauenbewegung verankert ist, betreut und über Mitgliedsbeiträge finanziert. Der Verein wurde im Jahr 2000 von drei Frauen begründet und richtete 2001 die Gemeinschaftsgrabstätte auf dem Ohlsdorfer Friedhof ein. In einem musealen Bereich der parkähnlich gestalteten Anlage wird an verdiente Frauen aus Hamburg erinnert, z. B. durch umgesetzte Grabsteine von anderweitig situierten Gräbern, deren Ruhefrist abgelaufen war. Weitere Räume dienen als Bestattungsfläche für Vereinsmitglieder. Historische Erläuterungstafeln und ein Denkmal für NS-Opfer gehören ebenfalls zur gartenarchitektonisch ansprechend gestalteten Anlage, deren Bedeutung durch ein regelmäßiges Veranstaltungsprogramm zusätzlich untermauert wird. Eine „Erinnerungsspirale“ aus Einzelsteinen ist dem Andenken jener bedeutenden Hamburger Frauen gewidmet, deren Grabstätten an einem anderen Ort geblieben ist. So bildet der „Garten der Frauen“ nicht zuletzt einen ganz besonderen Ort der Erinnerung. Damit wird er zugleich zum kulturhistorischen „Freilichtmuseum“.

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      Bild 33: Der „Garten der Frauen“ auf dem Friedhof Hamburg-Ohlsdorf (Quelle: Norbert Fischer)

      Zur Anlage gehören Erläuterungstafeln, Ruhebänke und v. a. vielfältige gartenarchitektonisch-gestalterische Elemente, die den Begräbnisplatz als naturnah modellierte Miniaturlandschaft erscheinen lassen. In einem nahegelegenen historischen Wasserturm finden Ausstellungen und andere Veranstaltungen statt. Mit dem „Garten der Frauen“ wird zugleich der gesellschaftspolitische Aspekt von Bestattungskultur deutlich: Statt der klassischen, familien-, ehe- oder individuumsbezogenen Grabstätte entwickeln sich Anlagen, die von neuen sozialen, netzwerkartigen agierenden Gruppierungen mit einer je eigenen gesellschaftlichen Identität geprägt sind – wie hier der Frauenbewegung.

      Anlage für buddhistische Gemeinschaften {Gemeinschaftsanlagen, Anlage für buddhistische Gemeinschaften}

      Im März 2019 wurde erstmal eine Bestattung auf der Anlage für buddhistische Gemeinschaften des Heidefriedhofs Dresden durchgeführt. Diese Anlage, die bereits seit 2015 besteht, trägt den Namen „Ort der Rückkehr“ und ist für alle buddhistischen Strömungen offen. Im Hintergrund für die besondere Beisetzungsstätte steht die Verbundenheit mit den Vorfahren, die sich in der Anlage ausdrückt.

      Die vergleichbare buddhistische Gemeinschaftsgrabstätte auf dem Zentralfriedhof Wien ist um einen zentralen Stupa oktogonal gestaltet. In Deutschland entstand das erste buddhistische Gräberfeld auf dem Friedhof Hannover-Seelhorst, weitere folgten u. a. in Hamburg, Mönchengladbach und Berlin.

      Fußballfan-Anlagen {Gemeinschaftsanlagen, Fußballfan-Anlagen}

      Ebenfalls einer sozialen Gruppierung zugehörig sind die in Deutschland noch wenig, im Ausland (z. B. Niederlande, Großbritannien) sehr viel stärker bekannten Fußballfan-Gemeinschaftsanlagen.

      Auf dem Hauptfriedhof Hamburg-Altona in Hamburg begann man 2008 mit der Anlage des stadionähnlich gestalteten „HSV-Friedhofs“: Drei „Tribünenränge“ dienen der Aufnahme der einzelnen