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Die Wiederentdeckung des biblischen Ansatzes zur Gemeindegründung entfaltet eine explosive Dynamik mit der Kraft, traditionelles Denken und herkömmliche Praxis zu sprengen. Aus diesem Grund bete ich, dass meine Leser ihr Herz weit öffnen, um einen neuen Weg zu erkennen. Ein Weg, der in Wirklichkeit ein alter, von Gott selbst entworfener Weg ist.
Frank Viola
Gainesville, Florida
Februar 2009
1 Ur-Christen – Eine außergewöhnliche Chronologie der Ereignisse des Neuen Testaments, GloryWorld-Medien, 2011.
2 Heidnisches Christentum? – Über die Hintergründe mancher unserer vermeintlich biblischen Gemeindetraditionen, GloryWorld-Medien, 2010.
3 Ur-Gemeinde – Wie Jesus sich seine Gemeinde eigentlich vorgestellt hatte, GloryWorld-Medien, 2010.
4 Beachten Sie, dass ich den Begriff Gemeinde durchweg im neutestamentlichen Sinn verwende. „Gemeinde“ ist kein Gebäude, keine Konfession („Kirche“ / „Denomination“) und meint auch nicht den „Gottesdienst“. Der Ausdruck „Gemeinde“ (gr. ekklesia) beinhaltet zweierlei: Gemeinschaft und Zusammenkunft (Versammlung). Das Neue Testament versteht die Gemeinde als eine verbindliche Gemeinschaft, deren Glieder Gottes Leben teilen und regelmäßig zusammenkommen.
5 Ur-Schrei – Gottes Herzensanliegen seit ewigen Zeiten, GloryWorld-Medien, 2010.
6 Eldon Jay Epp, Junia: The First Woman Apostle. Minneapolis, MN: Fortress, 2005. Vgl. Kap. 11, dazu Apg 18,2-3 u. 18-19.24 ff.; Röm 16,1-4.7; 1 Kor 16,19.
7 „emerging“ ist zu einem festen Begriff in der neueren Gemeindegründungsbewegung geworden; von engl. „to emerge“ = zutage/in Erscheinung treten, hervorgehen, sich entwickeln, entstehen [Anm. d. Übers.].
8 Ein Paradigma ist ein allgemeines Verständnis oder Deutungsmuster, das von einer Gemeinschaft geteilt wird. Ein Paradigmenwechsel bedeutet eine grundlegende Veränderung dieses Verständnisses oder Modells.
9 Roland Allen, Missionary Methods: St. Paul’s or Ours? Grand Rapids, MI: Eerdmans, 1962, 5.
10 Ebd., 147.
Einleitung: Zurück zum biblischen Bericht
Institutionen und Bewegungen, die entstehen, um dem Leben Ausdruck zu verleihen, ersticken durch die ihnen innewohnende Verderbtheit am Ende oft gerade dieses Leben. Sie bedürfen daher ständig einer kritischen Überprüfung und müssen immer wieder zum ursprünglichen Geist und Zweck zurückgeführt werden. Die christliche Gemeinde bildet da keine Ausnahme. Im Gegenteil: Sie ist ein Paradebeispiel für diesen Tatbestand.
E. Stanley Jones
Der Zweck dieses Buches ist einfach: Es will darlegen, was wir in der Bibel zum Thema Gemeindegründung finden, und es für die heutige Zeit wieder nutzbar machen.
Der Ursprung bestimmt das Endziel
Die Bibel legt großen Nachdruck auf Ursprünge, denn in geistlichen Dingen bestimmt der Ursprung das, was am Ende herauskommt. Deshalb sind auch Geschick und Qualität einer Gemeinde von ihrem Ursprung her bestimmt. Anders ausgedrückt: Wie eine Gemeinde gegründet wird, hat tiefgreifende Auswirkungen auf ihren Charakter, ihre Effektivität und ihre Zukunft. Bedenken Sie, was Paulus schreibt:
Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat das Wachstum geschenkt. Auf wen kommt es denn nun an? Doch nicht auf den, der pflanzt, oder auf den, der begießt, sondern auf den, der das Wachstum schenkt, auf Gott.
Und was ist mit dem, der pflanzt, und mit dem, der begießt? Ihre Aufgaben, so unterschiedlich sie sind, dienen demselben Ziel, und beide werden von Gott ihren Lohn bekommen – den Lohn, der ihrem persönlichen Einsatz entspricht.
Es ist also Gottes Werk, an dem wir miteinander arbeiten, und ihr seid Gottes Ackerfeld; ihr seid Gottes Bauwerk. Die Gemeinde ist Gottes Tempel – das Fundament, das Baumaterial und die Bauleute.
Weil Gott mich in seiner Gnade dazu befähigt hat, habe ich als ein kluger und umsichtiger Bauleiter das Fundament gelegt; andere bauen jetzt darauf weiter. Aber jeder soll sich sorgfältig überlegen, wie er die Arbeit fortführt. Das Fundament ist bereits gelegt, und niemand kann je ein anderes legen. Dieses Fundament ist Jesus Christus.
Wie nun aber jemand darauf weiterbaut – ob mit Gold, Silber, Edelsteinen, Holz, Schilfrohr oder Stroh –, das wird nicht verborgen bleiben; der Tag des Gerichts wird bei jedem ans Licht bringen, welches Material er verwendet hat. Denn im Feuer des Gerichts wird das Werk jedes Einzelnen auf seine Qualität geprüft werden (1 Kor 3,6-13; NGÜ).
Hier verwendet Paulus zwei Bilder, um das Werk der Gemeindegründung zu beschreiben: die Bepflanzung eines Feldes und die Konstruktion eines Hauses. Gemeindegründer sind nach Paulus vergleichbar mit „Bauern“ und „Bauleuten“: Sie „pflanzen“ und „bauen“ Gemeinden.
Ein Gemeindegründer (oder Gemeindepflanzer) ist jemand, der den Samen des Evangeliums „aussät“, woraus – in der Folge – Gemeinde entsteht. Dazu schreibt Charles Brock:
Die Vorstellung, dass jemand Gemeinden „pflanzt“, ist für viele eher ungewohnt. Ein Gemeindegründer ist jemand, der – ob in seiner Heimat oder im Ausland – den Samen des Evangeliums so ‚aussät‘, dass eine neutestamentliche Gemeinde entsteht und wächst.1
Paulus bezeichnet die Gemeinde als Ackerfeld. Er sieht sie aber auch als lebendigen Bau. Spricht er vom Ackerfeld, dann hat er kein brachliegendes, sondern ein bebautes Feld vor Augen, auf dem zum Beispiel Weizen gedeiht.2 Beide Bilder bezeugen das organische Wesen von Gemeinde. Die Gemeinde ist ein lebendiger Organismus.
In diesem Abschnitt nennt Paulus drei Grundvoraussetzungen für die Gründung gesunder Gemeinden:
1. Die Kompetenz dessen, der Gemeinden pflanzt oder baut:
Weil Gott mich in seiner Gnade dazu befähigt hat, habe ich als ein kluger und umsichtiger Bauleiter das Fundament gelegt (1 Kor 3,10a).
2. Die Baustoffe:
Wie nun aber jemand darauf weiterbaut – ob mit Gold, Silber, Edelsteinen, Holz, Schilfrohr oder Stroh –, das wird nicht verborgen bleiben; der Tag des Gerichts wird bei jedem ans Licht bringen, welches Material er verwendet hat. Denn im Feuer des Gerichts wird das Werk jedes Einzelnen auf seine Qualität geprüft werden (1 Kor 3,12-13).
3. Die Bauweise:
Aber jeder soll sich sorgfältig überlegen, wie er die Arbeit fortführt (1 Kor 3,10b).
Mechanisch oder organisch?
Leider haben heute viele Christen die naive Vorstellung, die Gründung einer Gemeinde gleiche dem Zusammensetzen von Legosteinen. Man stecke seine Nase in die Bibel, untersuche die Praktiken der Urgemeinde, ahme diese