Wolfram Letzner

50 weitere archäologische Stätten in Deutschland - die man kennen sollte


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38 km östlich der Landeshauptstadt Kiel liegt das Städtchen Lütjenburg. Schaut man auf seine Geschichte, so scheint es auf den ersten Blick, als ob diese im Hochmittelalter beginnen würde. Jedoch weisen schriftliche Quellen auf eine deutlich frühere slawische Siedlung oder Befestigung hin, deren Namen mit Liuchta und später mit Lutilinburg überliefert wurde.

      Funde und Befunde

      Dieser Ort wird von der Forschung im Umland der heutigen Stadt vermutet. Hierbei bieten sich zwei slawische Wallanlagen an, die etwa 2 km nördlich der Stadt liegen mit der Ortsbezeichnung Stöfs. Stöfs 1 trägt auch den Namen „Alte Burg“. Bis auf eine Grabung im Jahr 1959 ist die Anlage nur schlecht erforscht. Sicher ist, dass es sich hier um eine Anlage mit zwei halbkreisförmigen Abschnittswällen handelt und den Wällen jeweils Gräben vorgelegt waren. An der Südseite der Anlage fehlen Befestigungen, weil hier ein Steilhang als Schutz ausreichte. Die Wälle sind in unterschiedlicher Höhe erhalten. Aufgrund der archäologischen Untersuchungen wird die Anlage in slawische Zeit datiert (9./​10. Jh.).

      In unmittelbarer Nähe muss sich aber eine bronzezeitliche Siedlung befunden haben. Ein dicht besetztes Gräberfeld, das wohl nicht vollständig untersucht wurde, weist sicher zwei Grabhügel dieser Periode auf.

      Stöfs 2 liegt nur wenige hundert Meter nordöstlich von Stöfs 1. Es handelt sich dabei um einen Abschnittswall, der eine Landzunge, die in den Großen Binnensee reicht, abriegelt. An der Seeseite ist die Anlage offen. Die Befestigungsreste, datiert in das 9./​10. Jh., sind nicht mehr besonders prägnant.

      Für den Besucher wird es aber in Lütjendorf selbst ebenfalls spannend: Hier findet sich eine zugegebenermaßen recht freie Rekonstruktion einer hochmittelalterlichen Burganlage, einer Niederungsburg (Abb. 4). Sie wird vom Typ her als Motte bezeichnet, die in ganz Norddeutschland weit verbreitet ist und besteht aus einer Vorburg und der Hauptburg. Bezeichnend für die Hauptburg ist ein Wassergraben, der einen künstlich aufgeschütteten Hügel umschließt, der befestigt war. Wie man sich das Leben auf einer solchen mittelalterlichen Burg vorstellen muss, verdeutlichen die verschiedenen Gebäude wie etwa Speicher, eine Schmiede, aber auch das Wohnhaus des Burgherrn oder eine Kapelle. Sicher beachtenswert ist, dass sich solche Anlagen deutlich von dem romantischen Idealbild einer Burg als steinernes Monument unterscheiden.

      Wie der Name des Museums schon verdeutlicht, geht es darum, einen wichtigen Abschnitt in unserer Geschichte darzustellen: die Eiszeit. Es gilt von der Umsetzung dieses Themas her als einzigartig.

      Die Rückschau auf den aktuellen Klimawandel ist für den Besucher sicherlich besonders interessant. Der Schwerpunkt des Hauses liegt u. a. darauf, wie sich die Eiszeit auf Mensch und Tier ausgewirkt hat. Dies wird durch zahlreiche Ausstellungsstücke, Diaramen und Texte verdeutlicht.

      Die Dauerausstellung wird regelmäßig durch Sonderausstellungen ergänzt, sodass sich ein mehrfacher Besuch lohnt.

      Abb. 4 Lütjenburg. Rekonstruktion der mittelalterlichen Turmhügelburg.

       Turmhügelburg

      Lütjenburg, Bunendorp

      24321 Lütjenburg

       http://www.turmhuegelburg.de/​index.html

       Eiszeitmuseum

      Niental 7

      24321 Lütjenburg

      Tel.: 04381 - 415210

       http://www.eiszeitmuseum.de

       Literatur

      J. Friedhoff, „Lebendiges Mittelalter“ und „vergessene Ruinen“ – die Turmhügelburg Lütjenburg und die Burgruine Glambeck in Schleswig-Holstein (2012).

       Handelsplatz, Fürstensitz oder „slawisches Haithabu“ – so lässt sich eines der bedeutendsten archäologischen Denkmäler Schleswig-Holsteins mit eindrucksvollen Überresten längst vergangener Zeiten beschreiben.

      03OLDENBURG – EINE DER ÄLTESTEN STÄDTE SCHLESWIG-HOLSTEINS

       Schleswig-Holstein

      Sucht man nach Oldenburg, so wird man mindestens zwei Orte dieses Namens in Norddeutschland finden. Das Oldenburg, um das es hier geht, liegt im nordöstlichen Teil Holsteins auf der Halbinsel Wagrien, nur rund 50 km nördlich der einst mächtigen Hansestadt Lübeck entfernt.

      Geschichtlicher Überblick

      Lange Zeit glaubte man, die Geschichte Oldenburgs würde im frühen Mittelalter beginnen. Dabei stützte man sich auf die schriftlichen Quellen. Archäologische Untersuchungen am Oldenburger Wall (siehe unten), dem heutigen Wahrzeichen der Stadt, brachten aber Zeugnisse germanischer Präsenz ans Tageslicht.

      An Bedeutung gewann der Platz aber erst, als slawische Fürsten vom Stamm der Wagrier im 8. Jh. erkannten, dass sich dieser Ort sowohl für eine Burganlage als auch für einen Handelsplatz eignete. Die Befestigung diente zugleich als Sitz des Fürsten.

      Durch die Lage an der Ostsee stieg Starigrad – so wurde der Ort einst genannt – zum wichtigsten Handelspunkt neben Haithabu auf. Dies spiegelt sich auch im archäologischen Befund wider: Bei Ausgrabungen konnte nämlich eine intensive Bebauung beobachtet werden.

      Im 10. Jh. hatte das Christentum Einzug gehalten: Starigrad wurde zum Zentrum des heutigen Bistums Oldenburg, welches dem Erzbistum Hamburg nachgeordnet war. Um die Mitte des 12. Jhs. setzte sich zunehmend deutscher Einfluss durch, dem es vermutlich auch geschuldet war, dass der Bischofssitz in den 1160er-Jahren nach Lübeck verlegt wurde.

      Ein wichtiges Datum in der Geschichte Oldenburgs war das Jahr 1233. In diesem Jahr wurde der Stadt durch Adolf IV., Graf von Schauenburg und Holstein, das Stadtrecht verliehen. Adolf war es gelungen, dänische Ansprüche in der Region zurückzudrängen und seinen Herrschaftsbereich auszubauen.

      Die wirtschaftliche Prosperität Oldenburgs scheint im Mittelalter zurückgegangen zu sein. Aus Quellen der frühen Neuzeit – zu nennen ist etwa die Cosmographia Universalis des großen Humanisten und Kosmografen Sebastian Münster – lässt sich festhalten, dass Starigrad bzw. Oldenburg einst am Meer gelegen habe, dann aber durch Versandung des Hafens und durch Kriege verarmt und nun, in der Mitte des 16. Jhs., nur noch ein ländlicher Ort ohne Befestigung gewesen sei.

      Im Zusammenhang mit dem Hafen muss aber darauf hingewiesen werden, dass er nicht unmittelbar am Meer lag, sondern über den „Oldenburger Graben“ mit der Ostsee verbunden war, der vielleicht noch bis zum Beginn des 17. Jhs. für die Schifffahrt nutzbar war und erst in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges nicht mehr offen gehalten werden konnte.

      Der „Oldenburger Graben“ ist eine natürliche Rinne, die in der letzten Eiszeit entstand. Nach der Eisschmelze stieg der Wasserstand der Ostsee an und flutete den Einschnitt. Heute zeigt er sich im Frühjahr und Sommer von sattem Grün umgeben.

      Der Oldenburger Wall

      Nach dem Überblick zur Geschichte Starigrads bzw. Oldenburgs ist es nun an der Zeit, sich dem eindrucksvollsten Denkmal zu widmen: dem Wall.

      Ausgrabungen

      Der Wall wurde in der ersten Hälfte des 19. Jhs. massiv abgetragen, sodass am Denkmal große Schäden entstanden. In das Blickfeld der Archäologen rückte die Befestigung erst wieder in der zweiten Hälfte